Startseite Rochade Kuppenheim

Badische Unfallversicherung greift

Schlosser glänzt in der Bundesliga; Bremerr Jefimenko schmiert zu sehr

von FM Hartmut Metz, 25. Februar 2006

mehr Schachtexte von Hartmut Metz

 

   Der OSC Baden-Baden bleibt mit einem Punkt Vorsprung an der Tabellenspitze der Schach-Bundesliga. Das 4:4 gegen Verfolger Werder Bremen war letztlich sogar ein bisschen glücklich, obwohl die Kurstädter mit 4:2 führten. Alexej Schirow profitierte von einem Missgeschick seines Kontrahenten Zahar Jefimenko. Der Ukrainer hatte seinen 38. Zug über zwei Zeilen geschmiert. Das führte dazu, dass er nach dem 39. Zug seelenruhig die Zeitkontrolle für 40 Züge ablaufen ließ, um seine Optionen in aller Ruhe zu prüfen. Schirow hatte zwar zu diesem Zeitpunkt den gegnerischen Druck abgeschüttelt, aber auf Gewinn stand der Wahlspanier noch lange nicht. Der halbe Zähler, der ein 4:4 rettete, könnte letztlich den Ausschlag im Titelrennen mit Meister Bremen geben.

 

Philipp Schlosser

Philipp Schlosser. Foto: Metz

 

   Philipp Schlosser führt den Baden-Badener Höhenflug auf weitere Verstärkungen zurück: Der Franzose Etienne Bacrot und Peter Heine Nielsen seien „die beste Unfallversicherung“, damit der OSC nicht wegen gleichzeitig ausgetragener Topturnier ohne Spitzenspieler dastehe. Bacrot fehlte gegen Bremen zwar ebenso wie der Weltranglistendritte Peter Swidler und Francisco Vallejo Pons wegen des Linares-Wettbewerbs. Immerhin entpuppte sich der Däne Nielsen aber als stabilisierendes Element.

   Auf eigene Leistungen verwies Schlosser im Interview mit der Webseite www.schachbundesliga.de nicht. Mit zehn Siegen in elf Partien trug der einzige in Baden-Baden lebende OSC-Großmeister jedoch bisher am meisten zur Tabellenführung bei. Eine Erklärung für den eigenen Höhenflug hat der 37-Jährige nicht parat. „Meine Resultate in der französischen und in der österreichischen Liga sind eher durchwachsen. Aber bei einem Weihnachts-Open im elsässischen Mundolsheim habe ich den ersten Platz geteilt“, gibt Schlosser zumindest einen Hinweis, dass es derzeit sehr gut für ihn läuft.

   Im Vorjahr entwischte Gennadij Fish dem Kurstädter. Diesmal überrannte Schlosser den ehemaligen Topscorer der Werderaner in nur 22 Zügen.

 










Schlosser,Philipp (2560) - Fish,Gennadij (2550) [A34]
Werder Bremen - OSC Baden Baden (10.7), 18.02.2006

1.Sf3 Sf6 2.c4 c5 3.Sc3 e6 4.e4 Sc6 5.Le2 a6 6.0-0 Dc7 7.d4 cxd4 8.Sxd4 Sxd4 9.Dxd4 Ld6 10.Kh1 Ein typisches Sizilianisch-Motiv in der Taimanow-Variante: Weiß deckt den Bauern auf h2 indirekt. Er kann nun nicht mehr mit Schach geschlagen werden. Der Raub würde mit Figurenverlust bestraft. Erfreulicher Nebeneffekt ist dabei, dass plötzlich der Bauernvorstoß nach f4 droht, weil Lc5 nicht mehr die Dame wegen eines Königs auf g1 fesselt. 10...Le5 [10...Lxh2?? 11.g3 und der Läufer ist gefangen. Nach 11...Lxg3 12.fxg3 Dxg3 13.Lf4 Dh3+ 14.Kg1 steht Schwarz glatt auf Verlust.] 11.De3 0-0? Nach diesem normal anmutenden Zug ist Schwarz positionell verloren. Die Variante kann wohl nur durch eine rasche Entwicklung des Sorgenkinds auf c8, den Läufer, noch gerettet werden. [11...b6 12.f4 Lxc3 13.bxc3 Lb7 14.e5 Se4 15.La3 Sc5 16.Tab1 0-0 17.Tfd1+/= und der weiße Vorteil hält sich in Grenzen. (17.Txb6 Dxb6 18.Lxc5 Db2 19.Lxf8 Txf8 20.Td1 Lc6 21.Dd2 Db6 beschert dem Anziehenden ebenso nur ein geringes Übergewicht.) ] 12.f4! Lxc3 13.bxc3 Schwarz hat damit zwar die weiße Bauernstruktur am Damenflügel zerstört, als Kompensation erhält Schlosser jedoch prächtiges Spiel auf den schwarzen Feldern. Der schlafende Riese auf c1 hat keinen Widerpart mehr, was sich rasch positiv für den Baden-Badener auswirkt. 13...d6 14.La3 Td8 15.Tad1 Se8 [Der scheinbar natürliche Entwicklungszug 15...b6? mit der Absicht 16...Lb7 verliert umgehend. 16.e5 dxe5 17.Dxe5! und Fish büßt die Dame wegen der Mattdrohung auf d8 ein.] 16.e5! Legt den Finger auf die offene Wunde, die auf d6 klafft. 16...dxe5 [16...b6? scheitert erneut: 17.exd6 Sxd6 18.Lxd6 Txd6 19.De5 Td7 20.Dxc7 Txc7 21.Td8# ] 17.Dxe5 Der thematische Zug, der ein ums andere Mal die schwache Grundlinie des Gegners ausnutzt. Der erfolgreiche Jugendtrainer Schlosser kann die Partie daher gewiss als perfektes Studienmaterial in seine Unterlagen zu diesem Motiv aufnehmen. 17...Td7 [17...Txd1 verbessert die Lage nicht. 18.Txd1 f6 19.Dxc7 Sxc7 20.Td8+ Kf7 21.Lf3 und die schwarzen Kräfte sind paralysiert. Eine Gewinnfortsetzung für Weiß stellt 21...g6 22.f5! exf5 (22...gxf5 23.Lh5+ Kg7 24.Lf8+ Kg8 25.Lh6+ Se8 26.Txe8# ) 23.Ld6 Se6 24.Ld5 dar und sobald Schwarz die Bauernzüge ausgehen, erobert Weiß eine Figur.] 18.Kg1 [18.Dxc7 Sxc7 19.Lf3 h6 20.Txd7 Lxd7 21.Lxb7 Tb8 22.Lf3 Se8 23.Kg1 überzeugt auch.] 18...Dxe5 19.fxe5 Tb8 20.c5 f6? Kürzt das Leiden ab. [20...Txd1! 21.Txd1 f6 22.c4 fxe5 23.Tb1 Ta8 24.Lf3 Sf6 25.Lxb7 (25.c6 bringt nicht mehr. 25...e4 26.cxb7 Lxb7 27.Txb7 exf3 28.gxf3 Td8 29.c5 Td1+ 30.Kf2 Sd5 31.Lb2 Td2+ 32.Ke1 Txh2 33.Le5 Tc2 34.Txg7+ Kf8 35.Txh7 Txc5 36.Ld6+ Kg8 ) 25...Lxb7 26.Txb7 Tc8 27.Tb6 Sd7 28.Txe6 Sxc5 29.Txe5 Sa4 30.c5 Sc3 31.Te6 und Weiß verfügt über einen gefährlichen Mehrbauern, hat aber noch lange nicht gewonnen.] 21.c4 Sc7? [21...Txd1 ist wieder zäher.] 22.Lf3 fxe5 23.Lb2 Mit der Aktivierung des Läufers, der auf e5 einzusteigen gedenkt, steht Fish vor einer Ruine. Die Figuren kommen nicht mehr ins Spiel. [23.Lb2 Ta8 (23...b6 24.c6 Txd1 25.Txd1 b5 26.Lxe5 ) 24.Lxe5 Se8 25.Txd7 Lxd7 26.Lxb7 Td8 27.c6 Lc8 28.c7 Sxc7 29.Lxc7 mit Mehrmaterial.] 1-0

vorherige Meko    Meko-Übersicht   nächste Meko