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Nächstes Wunderkind aus Kramatorsk

Talentschmiede: 14-jähriger Ukrainer Juri Kusubow wird Großmeister

von FM Hartmut Metz, Fotos Momot Schachclub, 18. September 2004

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Juri Kusubow

Juri Kusubow

 

   Ein Wunderkind nach dem anderen scheint die Schachschule in Kramatorsk zu produzieren. Nach dem mit zwölf Jahren und sieben Monaten jüngsten Großmeister aller Zeiten, Sergej Karjakin, Exweltmeister Ruslan Ponomarjow und der in der Damen-Weltrangliste nach oben geschossenen Katerina Lahno rückt nun Juri Kusubow in den Blickpunkt. Beim Herbstturnier in Aluschta belegte das neue ukrainische Supertalent mit 10,5:4,5 Punkten Platz zwei hinter dem Filipino Mark Paragua (11,5:3,5). Das reichte, um im Alter von 14 Jahren, sieben Monaten und zwölf Tagen den Großmeister-Titel perfekt zu machen.

   Damit liegt Kusubow in der ewigen Bestenliste als jüngster Großmeister aller Zeiten nun auf Platz acht und verdrängte Bobby Fischer aus den Top Ten! Als die US-Legende 1958 mit fünfzehneinhalb die höchste Würde im Schach erspielt hatte, glaubten die Experten an einen Rekord für die Ewigkeit. Doch die währte, wie so oft im Sport, keine vier Jahrzehnte ...

 

Juri Kusubow, Ruslan Ponomarjow

Juri Kusubow (links) mit dem ersten großen Schüler aus Kramatorsk, Ruslan Ponomarjow.

 

Juri Kusubow, Sergej Karjakin

Bei den ukrainischen Meisterschaften schaltete Juri Kusubow überraschend den gleichaltrigen Sergej Karjakin aus.

 

   Der Momot Schachclub in Kramatorsk ist offenbar die beste Schule für Nachwuchstalente. Probleme sind aber auch nicht zu verhehlen. Zahlreiche Großmeister - allen voran die Aushängeschilder Ponomarjow, im Vorjahr Karjakin und zuletzt die 14-jährige Lahno - haben das Donetzk-Becken nach Streitigkeiten verlassen. Daher setzen die Verantwortlichen um Alexander Martinkow nun auf Kusubow.

   In zwei Duellen kam Letzterer rasch zum vollen Punkt.

 










Kusubow,J (2467) - Alexikow,A (2386) [E35]
Aluschta Herbst-1 Ukraine (7), 2004

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.Dc2 d5 5.cxd5 exd5 6.Lg5 h6 7.Lh4 c5 8.dxc5 g5 9.Lg3 Se4 10.e3 Da5 11.Sge2 Lf5 12.Le5 Sxc3?? Hatte bisher Schwarz vorbildlich gespielt und Druck auf c3 für den geopferten Bauern erhalten, greift Alexikow nun ziemlich fehl. [ 12...f6 13.Ld4 Sc6 14.Db3 0-0-0 und Schwarz steht gewiss nicht schlechter angesichts der eklatanten weißen Entwicklungsprobleme.] 13.Dxf5 Sxe2+? Das ist endgültig zu viel des Guten. Nach [ 13...Se4+ 14.Sc3! 0-0 15.Ld3 Sc6 16.Lxe4 dxe4 17.Lf6 Dxc5 ( 17...Tfe8 18.h4 Dxc5 19.Dxc5 Lxc5 20.hxg5 ) 18.Dxc5 Lxc5 19.Sxe4 Lb4+ 20.Ke2 kann Schwarz trotz des Minusbauern noch lange Widerstand leisten.] 14.Kxe2 0-0 [ 14...Tg8 15.Lxb8 Txb8 16.De5+ Kd7 ( 16...Kf8 17.Dxb8+ ) 17.Dxd5+ Kc8 18.Df5+ Kc7 19.Dxf7+ Kc6 ist ebenso unersprießlich.] 15.Kf3! Die plumpe Mattdrohung [ 15.Df6 wird noch durch 15...Da6+ entkräftet.] 15...Sc6 16.Lf6 Tfe8 17.Ld3 Die zweite Pointe, die hinter 15.Kf3 steckte: Der König ging aus dem Schach, und der zweite Läufer gelangt entscheidend ins Spiel. 1-0

 

 










Kaligin,S (2440) - Kusubow,J (2467) [C30]
Aluschta Herbst-1 Ukraine (12), 2004

1.e4 e5 2.f4 Lc5 3.Sf3 d6 4.c3?! Zwar eine der beiden Hauptvarianten - aber "gefühlsmäßig nicht zu empfehlen. Schwarz kommt mit der Entwicklung in Vorteil, während der Weiße um den Aufbau eines aufgeblähten Zentrums bemüht ist, welches anschließend äußerst zarter Pflege bedarf, um nicht in die Luft gejagt zu werden", schreibt Thomas Johansson in seinem trefflichen Buch "Das Königsgambit für den erfindungsreichen Angriffsspieler". Genau so kommt es nun auch in der Partie. Besser ist [ 4.Sc3 ] 4...Sf6 5.Lc4 Sc6 [ Das gierige 5...Sxe4 6.De2 d5 7.Lb3 0-0 8.fxe5 Lf2+ 9.Kf1 Lb6 10.d4 ist im Sinne von Weiß.] 6.d3 0-0 7.De2 Te8 8.f5? [ 8.fxe5 Sxe5 9.Sxe5 Txe5 10.Lf4 Lg4 11.Df1 Te8 12.Lg5 d5 13.Lxf6 gxf6 14.Df4 Lh5 15.Lb3 dxe4 16.d4 Ld6 17.Dh6 Lg6 18.0-0 ist klar besser für Schwarz, bietet jedoch Weiß noch gewisse Verteidigungschancen.] 8...d5 9.Lb3 Lxf5! Das war wohl Kaligin entgangen. 10.Lg5 [ 10.exf5 e4! 11.Kd1 exf3 12.Dxf3 Se5 13.Df1 d4 14.Kc2 a5 15.a4 Dd7 16.Lg5 Seg4 17.Sd2 dxc3 18.bxc3 Te5 ist ebenso verloren.] 10...dxe4 11.dxe4 Lxe4! 12.Dc4 [ 12.Lxf6 Lxf3 13.Dxf3 Dxf6 14.Dxf6 gxf6 mit zwei schwarzen Mehrbauern.] 12...Dd5 13.Da4?! Dd3 14.Sbd2 Lxf3 15.Sxf3 Se4 16.Lh4 b5 17.Da6 Sd4! Danach ist baldiges Matt unabwendbar. 18.Ld1 [ 18.cxd4 Lb4+ 19.Sd2 De3+ 20.Kf1 Sxd2# ; 18.Sxd4 exd4 zögert das Ende auch nicht mehr lange hinaus angesichts all der hässlichen schwarzen Drohungen.] 18...Sxf3+ [ 18...Sxf3+ 19.Lxf3 Lf2+! 20.Lxf2 Dd2+ 21.Kf1 Dxf2# ] 0-1

 

Die elf jüngsten Großmeister der Schach-Geschichte

Bobby Fischer USA

15 Jahre, 6 Monate, 1 Tag

Judit Polgar Ungarn

15 Jahre, 4 Monate, 28 Tage

Humpy Koneru Indien

15 Jahre, 1 Monat, 27 Tage

Juri Kusubow Ukraine

14 Jahre, 7 Monate, 12 Tage

Peter Leko Ungarn

14 Jahre, 4 Monate, 22 Tage

Etienne Bacrot Frankreich

14 Jahre, 2 Monate, 0 Tage

Ruslan Ponomarjow Ukraine

14 Jahre, 0 Monate, 17 Tage

Teimour Radjabow Aserbaidschan

14 Jahre, 0 Monate, 14 Tage

Bu Xiangzhi China

13 Jahre, 10 Monate, 13 Tage

Magnus Carlsen Norwegen

13 Jahre, 3 Monate, 27 Tage

Sergej Karjakin Ukraine

12 Jahre, 7 Monate, 0 Tage


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