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Triumph von Rauswurf überschattet
Baden-Ooser Andreas Schenk feiert in Lippstadt seinen größten
Erfolg
von FM Hartmut Metz, 28. August 2004
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Andreas Schenk
Just als Andreas Schenk seinen
größten Erfolg mit dem Sieg beim Großmeister-Turnier in
Lippstadt gefeiert hat, platzte auch die Meldung über seine bisher
größte schachliche Enttäuschung: Der Bühlertäler
flog aus dem Bundesliga-Kader von Titelfavorit SC Baden-Oos. Durch die
Neuverpflichtungen des Weltranglisten-50. Sergej Mowsesjan (Slowakei) und
der Nummer 93, dem georgischen Talent Baadur Jobawa, rutschte der
22-Jährige auf Platz 15 der Baden-Ooser Rangliste ab.
"Ich war überrascht und
enttäuscht", gesteht Schenk und setzt fort, "ändern kann ich die
Nominierung nach dem Stichtag nicht mehr. Ich werde nun eben notgedrungen
im Ooser Oberliga-Team spielen." Weil der Internationale Meister aber erst
nach Ende der Wechselfrist über seinen Rauswurf informiert wurde, sieht
Schenk Gesprächsbedarf mit den SC-Verantwortlichen. Deren Entscheidung
ist umso unverständlicher, postulierte doch Förderer Wolfgang Grenke
stets, wie wichtig es ihm sei, internationale, deutsche und badische Spitze
im Bundesliga-Team zu vereinen - und ausgerechnet der einzige gebürtige
Mittelbadener wird nun zum Bauernopfer.
In Lippstadt setzte sich der
Bühlertäler dank einer neuen Wertung durch: Die experimentierfreudigen
Ausrichter wollten kein Remis in der Schlusstabelle stehen haben, weshalb
bei einem friedlichen Partieschluss eine Schnellschach- und eventuell eine
Blitzpartie für die Entscheidung sorgten. "Die Remisquote senkte der
neue Modus aber nicht", meint Schenk. Er selbst gewann beispielsweise zwei
seiner neun Turnierpartien und remisierte sieben. Die 5,5:3,5 Punkten
hätten im Normalfall zu Platz zwei hinter David Baramidse gereicht.
Der Dortmunder übertraf im Gegensatz zu Schenk mit 6,5:2,5 Zählern
die Großmeister-Norm von sechs Punkten. Doch der Blitzdenker aus
Bühlertal bezwang alle sieben Kontrahenten im Tiebreak - und stand so
am Ende mit makellosen 9:0 Punkten an vorderster Stelle in Lippstadt!
Nachstehend die beste Partie des
angehenden Diplom-Verwaltungswirts an der Bundeswehr-Fachhochschule in Mannheim.
In dieser beherrschte Schenk Großmeister Jens-Uwe Maiwald.
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Schenk,A (2483) - Maiwald,J (2542) [E92]
12. Lippstädter Grossmeisterturnier Lippstadt (3), 26.07.2004
1.d4
g6
2.Sf3
Sf6
3.c4
Lg7
4.Sc3
0-0
5.e4
d6
6.Le2
e5
7.Le3
Sg4
8.Lg5
f6
9.Lh4
Sc6
10.d5
Se7
11.Sd2
Sh6
12.f3
c5
13.Tb1
g5
14.Lf2
f5
15.h3
Sg6
16.g4 Eine logische
Fortsetzung, um den schwarzen Expansionsdrang am Königsflügel
einzudämmen.
16...fxg4
17.hxg4
Sf4
18.Th2
Sf7?! Leitet eine
sehr gekünstelte langwierige Springerumgruppierung ein. Allerdings hat
es der Nachziehende auch nicht leicht, einen guten Plan zu finden. Die Absicht
von Weiß ist dagegen einfach: Der Springer von d2 eilt über f1,
e3 oder g3 nach f5. Dort steht er noch lästiger als sein schwarzes Pendant
auf f4. 19.Sf1
Sh8
20.Se3
Shg6
21.Sf5
Lxf5 [
21...Sxe2
22.Kxe2
Sf4+
23.Kd2
Lxf5
24.exf5 beschert dem
Anziehenden eine positionell deutlich überlegen Stellung. Die schwarzen
Bauern sind zum Großteil auf der Farbe des eigenen Läufers blockiert
und schränken so dessen Wirkungskreis deutlich ein. Zudem bekommt der
weiße Springer das herrliche Zentralfeld auf e4, von wo aus er besondere
Kraft ausstrahlt. ]
22.exf5
Sh4? Läuft
freiwillig ins Abseits. Der Rückzug ist dem Rappen abgeschnitten, weshalb
Maiwald besser den Zwischentausch auf e2 eingestreut hätte: [
22...Sxe2 führt erneut
zu obiger Variante, die aber noch chancenreicher ist als die jetzt entstandene
Position.] 23.Kf1
Tf6
24.Se4
Th6
25.Lg3
Lf6
26.Kg1
Le7
27.Lf1 Auf den ersten
Blick mag die Stellung ausgeglichen erscheinen, Schenk steht aber bereits
deutlich überlegen. Die schwarzen Figuren sind überwiegend an den
Schutz des Springers auf h4 gebunden. Weiß kann, nachdem er in aller
Ruhe auf dem Königsflügel genügend Sicherheitszüge gemacht
hat, auf der anderen Brettseite eine erste konkrete Drohung aufstellen.
27...a6
28.b4
cxb4 [
28...b6
29.bxc5
bxc5
30.Thb2 ist schon ziemlich
unerquicklich.]
29.Txb4
b5
30.Thb2
Tc8
31.Lf2!? Lässt
sich auf gar nichts ein. [
31.cxb5
a5
32.Ta4
Db6+
33.Lf2 erlaubt den Trick
33...Tc1!!
34.Dxc1?? (
34.Lxb6
Txd1
35.Tb3
Sh3+
36.Kh2
Sf4
37.Kg1
Sh3+ mit Remis durch
Zugwiederholung.)
34...Sxf3#! ]
31...bxc4
32.Lb6
Df8
33.Tc2
Tb8
34.a3?! [
34.Tcxc4 ist deutlich
besser.] 34...Df7?!
[ 34...a5!? erweist
sich als passabler Konter.
35.Lxa5
Txb4
36.Lxb4
Ld8!
37.Kf2! (
37.Lxd6??
Lb6+ mit
Vernichtung.)
37...Lb6+
38.Ke1
Dd8 mit beiderseitigen
Chancen.] 35.Le3?!
[ 35.Tcb2
c3
36.Sxc3
Kg7 sieht viel versprechend
für Schenk aus.]
35...Txb4
36.axb4
Kg7?! [
36...Sxd5?!
37.Lxc4
Sxe3 Wahrscheinlich hatte
Maiwald diesen Zug wegen des Damenverlustes gleich verworfen. Indes muss
sein Gegner nach 38.Lxf7+
Kxf7
39.De2
Sxc2
40.Dc4+
Kf8
41.f6!
Lxf6
42.Sxd6
Ke7
43.Dc7+
Ke6
44.Sf5
Sxf5
45.gxf5+
Kxf5
46.Dxc2+
Ke6
47.Dc4+
Ke7
48.Dxa6 mehrere
präzise Züge finden, um diese Gewinnstellung zu erreichen.;
36...Ld8! ist am
stärksten. 37.f6!
Unterbindet die Deckung des d-Bauern durch den Turm auf h6.
37...Lxf6
38.Sxd6
Dd7
39.Se4
Da4 mit den etwas besseren
Aussichten für Weiß.]
37.Lxc4
Sxf5? Eine
Verzweiflungstat in schwieriger Lage. Schwarz hofft auf Gegenspiel, doch
das verläuft rasch im Sande.
38.gxf5
Dh5
39.Sg3
Dh4
40.De1
Sh5
41.f6+!
Kf7?! Schwarz verliert
nach dem Schlagen des Bauern in allen Varianten: [
41...Lxf6
42.Sf5+ mit Damenverlust;
; 41...Txf6
42.Sxh5+
Dxh5
43.Tg2
Txf3
44.De2
Dh3
45.Lxg5
Lxg5
46.Txg5+
Kh8
47.Dg2
Dxg2+
48.Txg2
Tf4
49.Tc2
Kg7
50.Lxa6
Txb4
51.Tc6
Kf6
52.Txd6+ mit weißem
Vorteil.] 42.Th2!
Dxc4
43.fxe7 Da Maiwald
weiteres Material eingebüßt hätte, streckte er die Waffen.
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