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Der Mensch dominiert, siegt aber nicht

3:3 zwischen Garri Kasparow und Schach-Programm Deep Junior

von FM Hartmut Metz, Foto von Harald Fietz, 15. Februar 2003

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   Der zweite Wettkampf binnen vier Monaten zwischen Mensch und Maschine endete ebenfalls mit einem Unentschieden. Wie beim 4:4 zwischen Weltmeister Wladimir Kramnik und Deep Fritz dominierte der Spieler aus Fleisch und Blut das Geschehen in New York, kam aber dennoch nicht über ein 3:3 hinaus: Garri Kasparow verschenkte nach seinem Auftaktsieg über Deep Junior in den nächsten zwei Begegnungen halbe Punkte. Die zweite Partie konnte er nicht gewinnen, in der dritten verlor der Weltranglistenerste aus Remis-Position heraus gegen den Computer-Weltmeister aus Israel.

 

Garri Kasparow

Garri Kasparow

 

 










W: Kasparow S: Deep Junior

 

1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sc3 Sf6 4.e3 e6 5.Sf3 Sbd7 6.Dc2 b6 Damit anstatt Ld6 will das Team von Deep Junior den Bauernvorstoß nach g4 verhindern, der Kasparow in Partie eins siegbringenden Angriff beschert hatte. 7.cxd5 exd5 8.Ld3 Le7 9.Ld2 Ein neuer Zug. Bisher rochierte Weiß sofort. 9...0-0 10.g4!? Wieder wagt Kasparow das Bauernopfer im Vertrauen auf einen starken Angriff. 10...Sxg4 11.Tg1 Durchaus in Betracht kommt auch [ 11.Lxh7+ Kh8 12.Ld3 .] 11...Sdf6!? Verschärft nach Ansicht der Kommenatoren die Stellung. Der Springerrückzug überlässt Weiß nach der langen Rochade die Initiative. 12.h3 Sh6 13.e4! dxe4 14.Lxh6?! Den Zug tadelte der Hamburger Großmeister Karsten Müller bei seiner Analyse auf www.Chessbase.de. [ 14.Lxe4!? Sxe4 15.Lxh6 Lf5 16.Txg7+ Kh8 17.Sxe4 Dd5 18.Tg4!? gibt er mit "sehr komplizierter Stellung" an.] 14...exd3 15.Txg7+ [ 15.Lxg7!? Sg4 ( 15...dxc2? 16.Lxf6+ Lg4 17.Txg4# ) 16.Dxd3 Kxg7 17.hxg4 Lg5! sieht wenig verlockend für Weiß aus.] 15...Kh8 16.Dxd3 Tg8 17.Txg8+ Sxg8 Vertreibt den Läufer aus seiner unangenehmen Stellung auf h6, die irgendwann Fürchterliches auf g7 drohen könnte. 18.Lf4 f6! Raubt den weißen Figuren das zentrale Feld e5. 19.0-0-0 Ld6 20.De3!? Lxf4 21.Dxf4 Lxh3!? Ein typischer Computerzug. Deep Junior erkennt keine Gefahr bis zum Ende des Rechenhorizonts, also verleibt er sich den Bauern ein. Ein Mensch würde kaum freiwillig die h-Linie gegen seinen König öffnen. 22.Tg1 Db8 23.De3 Dd6 24.Sh4 Le6 25.Th1 Td8 26.Sg6+ Die weiße Attacke sieht gefährlich aus - aber wenn nichts Konkretes droht, lässt sich eine Maschine nicht beeindrucken. 26...Kg7 27.Sf4 Lf5 28.Sce2 Se7 29.Sg3 Kh8 Die Drohung Dxe7 nebst Sxf5+ entgeht natürlich einem Programm nicht. 30.Sxf5 Sxf5 31.De4 Dd7! 32.Th5? Verdirbt die Remisstellung. In Zeitnot entging Kasparow die Mattdrohung im 35. Zug. [ 32.Sg6+ wickelt ins Remis ab: 32...Kg7 33.Sf4 Kh8 ( 33...Te8 34.Dg2+ Kf8 35.Sg6+! hxg6 36.Dxg6 Dd8 37.Th7 Te1+ 38.Kd2 Dxd4+ 39.Kxe1 De4+= ) 34.Sg6+= ] 32...Sxd4! 33.Sg6+? [ Der reumütige Turmrückzug nach h1 ist noch am besten. 33.Th1 ] 33...Kg8 [ 33...Kg7?? verpatzt die Stellung noch. 34.Txh7+ Kxh7 35.Sf8++- ] 34.Se7+ Kf8 35.Sd5 Kasparow hatte [ 35.Txh7 geplant, hatte jedoch den Konter 35...Sb3+! 36.Kc2 ( 36.axb3 Dd1# matt) 36...Sa1+ 37.Kc3 Dd2+ 38.Kc4 b5+ 39.Kc5 Dd6# matt übersehen.] 35...Dg7! [ Stärker als 35...cxd5 36.Dxd4 ] 36.Dxd4 Txd5 [ 36...Txd5 37.Txd5 cxd5 38.Dxd5 Dg5+ nebst Damentausch mündet in ein verlorenes Bauernendspiel für Weiß.] 0-1

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