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Keitlinghaus' salomonisches Urteil

Regelfrage entscheidet Sieg bei Baden-Badener Open

von Hartmut Metz, 18. Mai 2002

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   Das Schachturnier, das die SG Baden-Baden anlässlich ihres 80. Geburtstages ausrichtete, verlief spannend - sogar bis über den letzten Zug der 92 Teilnehmer hinaus! Ludger Keitlinghaus hatte zwar in der vorletzten Runde gegen Wjatscheslaw Ikonnikow verloren, doch mit seinem sechsten Sieg (beide Partien siehe unten) schloss der Baden-Ooser wieder zu dem Russen auf. Nach dem zweiten Remis gegen seinen Heidelberger Mannschaftskameraden Igor Solomunovic kam der Großmeister ebenso auf sechs Zähler.

   Nun schien die so genannte Buchholz-Wertung mit 30,5 gegenüber 30 knapp für Keitlinghaus zu sprechen. Bei dieser werden die Punkte der Gegner aufaddiert. Das heißt: Kontrahenten mit mehr Zählern bringen eine höhere Buchholz ein als schlechtere Spieler, die kaum punkten und folglich leichter zu schlagen sind. Nun spielte Ikonnikow aber gegen den Armenier Sergej Galdunts. Weil dieser zu spät in Baden-Baden eintraf, räumten ihm die Organisatoren einen kampflosen Sieg ein. Das ist durchaus Usus bei Open, da starke Spieler sowieso meist gegen einen schwachen Auftaktgegner leicht gewinnen. In dem Fall wertete das Turnierprogramm aber den Sieg bei der Buchholz von Ikonnikow nur zur Hälfte - zur Stunde streiten sich noch die Experten, ob das korrekt ist oder nicht.

   Nachdem sich die Siegerehrung um fast eine Stunde verzögerte, weil Ikonnikow die Berechnung als falsch erachtete, kürzte Keitlinghaus den Kampf um 1 000 oder 700 Euro für den Zweiten salomonisch ab: "Es schadete mir zwar ein bisschen, aber ich schlug vor, mir nur 900 Euro auszuzahlen und ihm auch diesen Betrag zu geben." Damit gab sich auch der Russe zufrieden.

Die nachstehenden Partieanmerkungen stammen zum Teil vom Turniersieger Ludger Keitlinghaus.

 










W: Ikonnikow S: Keitlinghaus

 

1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Db3 dxc4 5.Dxc4 Lf5 6.Sc3 e6 7.g3 Le7 8.Lg2 0-0 9.0-0 Sbd7 10.Te1 Se4 11.Lf4 Db6?! Das scheint nicht in Ordnung zu sein. 12.Sh4! In der Datenbank finden sich dazu nur fünf Partien. Offenbar handelt es sich um eine Spezialität des ungarischen Internationalen Meisters Gyula Horvath. 12...Sd6 13.Lxd6 Lxd6 14.Sxf5 exf5 15.Tab1 Ein neuer Zug, nach dem Weiß über leichten Vorteil verfügt 15...a5? Übersieht den nächsten weißen Zug. 16.Lh3! Db4 17.Dd3 g6 18.e4 Tfe8 Der Nachziehende kann den Bauern nicht verteidigen:18...fxe4 19.Sxe4 Sb6 20.a3 19.exf5 Sf6 20.fxg6 hxg6 21.Te6! Ein neckischer Zug. Das Nehmen des Turms verbietet sich wegen der Schwäche von g6, über die die Dame herfiele. 21...Txe6 22.Lxe6 Kg7 23.a3 Db6 24.La2 Td8 25.Dc4 Td7 26.Lb3 Lb8 27.Td1 La7 28.Sa4?! Alle weißen Figuren stehen optimal. Besser ist 28.h4 , 28.Kg2. 28...Dc7 29.Sc5 Td8 30.Lc2 De7 31.b4 b5 32.Dd3 axb4 33.axb4 Sd5 34.Dd2 Sc7 35.Dc3 Sd5 36.Dd2 Sc7 37.Lb3 Df6 38.h4 Df3 39.Dd3 Dxd3 40.Txd3 Lxc5 41.bxc5 f5 [41...Se6 42.Lxe6 fxe6 dürfte im Turmendspiel zum Remis reichen. 42.Kf1 Kf6 43.Ke2 Ta8 44.Tc3 Ta1 45.Kd3 Tf1 46.Tc2 Te1 47.Kd2 Tg1 48.Kc3 f4 49.gxf4 Tg4 50.Kb4 Txf4 51.Ka5 b4 52.Kb6 Sb5 53.d5 Sd4 54.dxc6 1-0

 

 










W: Keitlinghaus S: Stefanov

 

1.e4 c5 2.c3 g6 3.d4 cxd4 4.cxd4 d5 5.e5 a6 [5...Sc6 6.Lb5 ] 6.Sc3 Sc6 7.h3 Lg7 8.Sf3 e6 [8...f6! ] 9.Ld3 Sge7 10.0-0 h6 11.Te1 0-0 12.Se2 Ld7 13.Ld2 Db6 14.Lc3 f6 15.Tf1 f5 15...fxe5 gibt Weiß nur leichten Vorteil. 16.Dd2 Le8 17.Sf4 Lf7 18.h4 a5 19.g3 Tfc8 20.Le2 a4 21.Tac1 Td8 22.Kg2 Kh7 23.Tc2 Sc8 24.Kh2 Lf8 25.Tg1 S8e7 26.g4 fxg4 27.Txg4 Sf5 28.Ld3 Le7 29.Tc1 Tg8 30.Tcg1 Tad8 31.a3 Ein letzter stabilisierender Zug, bevor es dem schwarzen König an den Kragen gehen soll. 31...Td7 Es gibt Zäheres, aber vermutlich ist die schwarze Stellung ohnehin nicht mehr zu halten.   32.h5 g5 33.Dc2 gxf4 34.Lxf5+ Kh8 [34...exf5 35.Dxf5+ hinge der Turm auf d7. ] 35.Txg8+ Lxg8 36.Txg8+ [36.Txg8+ Kxg8 37.Lh7+ Kf8 38.Dg6 Lg5 39.Dg8+ Ke7 40.Lg6 ] 1-0

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