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Erst viel Tamtam, dann wenig Geld

Peter Leko gewinnt erstes Grand-Prix-Turnier in Dubai

von Hartmut Metz, 13. April 2002

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   Der Zoff begann schon vor dem ersten Zug: Mit viel Tamtam hatte der Weltverband FIDE seine Schnellschach-Serie angekündigt. Jedes der fünf Grand-Prix-Turniere sollte mit 500 000 Dollar dotiert sein. Kaum langten die Großmeister in Dubai an, verkündeten die FIDE-Offiziellen plötzlich, der Preisfonds habe sich auf 120 000 Dollar reduziert. Weil mit Alexej Schirow, Alexander Chalifman, Peter Leko und Jewgeni Barejew vier Topspieler mit sofortiger Abreise drohten, verdoppelte Kirsan Iljumschinow, Präsident der FIDE und der russischen Republik Kalmückien, aus eigener Tasche die Prämien auf zumindest 240 000 Dollar.

   Wegen des Tohuwabohus ging der historische Sieg von Zhu Chen unter. Die Frauen-Weltmeisterin aus China eliminierte sensationell Herren-Champion Ruslan Ponomarjow mit 1,5:0,5. Ihr Glück währte allerdings nur kurz, denn Anatoli Karpow rächte umgehend mit einem 2:0 seinen Nachfolger auf dem Schach-Thron. Das Turnier gewann Peter Leko. Im Finale schlug der Ungar Alexander Grischuk 3:2. In der entscheidenden fünften Partie hatte Leko noch zwei Sekunden auf der Uhr, als sein russischer Kontrahent in Remisstellung die Bedenkzeit überschritt. Trotz des Hickhacks ums liebe Geld durfte Leko immerhin noch 43 200 Dollar mit nach Hause nehmen.

   Viswanathan Anand, der als stärkster Schnellschachspieler der Welt gilt, war mit seinem neunten Platz natürlich alles andere als zufrieden. Einzig etwas Trost spendeten dem Ex-Weltmeister aus Indien seine sehenswerten Partien in den Platzierungsspielen gegen das Supertalent Teimour Radjabow. Hier die herrlichste Kombination.

 










W: Radjabow S: Anand

 

26...Txc4! 27.Txb8 Auf 27.Lxc4 gewinnt Dxb1+ 27...Tc1+ 28.Lf1 Txb8 29.Lc3 Tbb1 30.Dd3 30.Da8+ Lf8 31.Dxa6 Se4 32.La5 a3 rettet die Partie nicht. 30...a3 31.Dxa6 a2 32.g4 Txf1+ 33.Dxf1 Se4! 34.La1 Sd2! 0-1

 

   Platz fünf ist für den 50-jährigen Karpow im Schnellschach ein achtbares Resultat. Der Russe schaltete unter anderem den starken Niederländer Loek van Wely und den Bulgaren Wesselin Topalow in einer spannenden Partie aus.

 










W: Karpow S: Topalow

 

1.d4 Sf6 2.c4 c5 3.d5 b5 Mit dem zweischneidigen Wolga-Gambit "springt" der Weltranglistensechse den Altmeister an. 4.Sf3 Lb7 5.b3!? Eine seltene Fortsetzung, die das Bauernopfer ablehnt - doch Schwarz besteht darauf, Material für freies Spiel herzugeben: 5...e6!? 6.dxe6 fxe6 7.cxb5 Le7 8.e3 Se4 9.Lb2 Lf6 10.Dc2 0-0 11.Sbd2 a6 12.a4 axb5 13.Lxb5 Sa6?! Topalow übersieht oder unterschätzt einen Zwischenzug. Einfacher ist daher 13...Sxd2 14.Sxe4 Lxb2 14...Lxe4 15.Dxe4 Lxb2 16.Td1 ist für Weiß vorteilhaft. 15.Seg5!? Txf3! Der einzige Widerlegungsversuch. 16.Dxh7+ Kf8 17.h4!? Tf5 18.Td1 Ld5? 18...Td5 ist die richtige Verteidigungsidee. 19.e4 Lc3+ 20.Ke2 Sc7 20...Lxe4 verliert wegen 21.Sxe6+ Ke7 22.Sxd8 Txf2+ 23.Kxf2 Lxh7 24.Txd7+ 21.exf5 Sxb5 22.Txd5? Die Spieler setzen ihren Opferreigen munter fort. Wenn man erst einmal dabei ist, reißt einen die Euphorie mit und die Objektivität bleibt auf der Strecke. Weniger aufgewühlt hätte Karpow bestimmt das viel versprechende Endspiel nach 22.Dh8+ Ke7 23.Dxd8+ Kxd8 24.axb5 bevorzugt. 22.fxe6 Sd4+ 23.Txd4 Lxd4 24.Df5+ Ke7 25.Dxd5 ist die Variante, die Programme anzeigen. 22...exd5 23.axb5 Ta2+ 24.Kf3 Df6 25.Td1 Ld4? Der letzte Fehler. 25...De5! leitet einen gefährlichen Konter ein. 26.Te1 Droht schlicht ein Matt durch Dh8. 26...Le5 27.b6 Tb2 28.b7 Txb3+ 29.Kg4 Txb7 30.f4 Tb4 31.g3 1-0 Nach 32.Kh3 geht der Läufer auf e5 verloren.

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