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Die Liebe zum Schach und Damen

Märchen-Onkel würzt Aufgaben mit amüsanten Geschichten

von Hartmut Metz, 20. April 2002

mehr Schachtexte von Hartmut Metz

 

   Manch starker Schachspieler tut Helmut Pfleger als "Märchen-Onkel" ab. Allzu Profanes erzähle der Bamberger über ihr geliebtes königliches Spiel. Doch was schert es einen Dickhäuter, wenn ihn eine Mücke sticht, würde der Großmeister vielleicht selbst mit seiner plastischen Sprache formulieren. Mit seinen Fernsehsendungen und seiner Kolumne in der "Zeit" hat der Ex-Nationalspieler mehr zur Popularisierung des Schachs beigetragen als ganze Kohorten seiner Kritiker.

   Die "amüsanten Aufgaben", wie es im Untertitel heißt, hat die Edition Olms jetzt wieder als Sammlung herausgebracht. Das "Schachpuzzle-Buch" (15 Euro, 128 Seiten) enthält 100 Kolumnen, die von 1997 bis 2001 in der "Zeit" erschienen sind. Das gelungene Werk wird vor allem bei Hobbyspielern erneut großen Anklang finden. Eines der Lieblingsthemen des Mediziners ist - die Liebe. So schreibt der 58-Jährige beispielsweise über Jewgeni Wasjukow unter dem Titel "Rein in die Ehe, raus aus der Ehe": "Es heißt, man lerne aus Erfahrungen. Bei Schachspielern bin ich mir allerdings nicht ganz so sicher, zudem hat mich der Fall des russischen Großmeisters Wasjukow etwas nachdenklich gestimmt. Allerdings nicht, was seine Schachkünste angeht. Drei- oder viermal wagte dieser die Ehe, ebenso oft bereute er es hinterher. Nun werden Sie möglicherweise einwenden, machte ihn die jeweilige Erfahrung nicht klüger und ließ ihn neue Herausforderungen suchen? Nicht ganz so, denn es war immer wieder die gleiche Frau.

   Also vielleicht eine Art Wiederholungszwang, ähnlich wie bei einem Schachspieler, der immer wieder Königsindisch spielt, obwohl er schon lange etwas Neues ausprobieren wollte? Mag sein. Vor einiger Zeit heiratete Jewgeni jedenfalls wieder - diesmal eine andere. Da fragen vermutlich auch Sie sich: Wird sich das Ganze wiederholen? Bis alle 64 Felder belegt sind? Wir wissen es nicht, werden Sie aber gegebenenfalls unterrichten. Das ganze Leben ist schließlich eine Abfolge von Versuch und Irrtum, manche lernen sogar daraus. Beim Schachspiel jedenfalls ist und war Jewgeni immer gut und phantasievoll. Vor geraumer Zeit wurde er Senioren-Weltmeister, doch schon vor über 30 Jahren beherrschte er sein Metier. Sehen Sie, wie er im Jahre 1966 als Weißer am Zug den Finnen Böök mit einer schneidigen Opferkombination besiegte?" (Lösung siehe am Ende des Textes).

 

W: Wasjukow S: Böök

Schachaufgabe

Weiß am Zug gewinnt

 

   Über den Trainer des ehemaligen Weltmeisters Anatoli Karpow berichtet Pfleger in einer weiteren Episode, dass sich die Witwe von Semjon Furman beklagte: "Er verbringt mit Tolja mehr Zeit als mit mir." Als ihn seine spätere Frau bei ihrem ersten Rendezvous nach dem Grund seines Schweigens erkundigte, erklärte er ihr: "Du stellst die Fragen." Anschließend hob Furman doch zu einer "längeren" Rede an: "Du weißt, Aljona, ich verstehe nicht, wie ich Schach spielen kann, denn ich liebe dich mehr als Schach, und ich weiß nicht, wie ich die beiden Lieben verbinden soll." Zum Schluss, kommentiert Pfleger süffisant, habe sich Schach bei Furman "doch als stärker erwiesen". In der folgenden Stellung bei der sowjetischen Meisterschaft 1963 in Leningrad zog Furman Dg4 und die Partie endete remis. Noch stundenlang soll er danach unansprechbar am Brett gesessen und dem verpassten Damengewinn nachgetrauert haben. Wie musste Furman richtig spielen?

 

W: Furman S: Cholmow

Schachaufgabe

Weiß am Zug gewinnt

 

Lösungen weiter unten:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lösungen:

1. Wasjukow zog 1.Sg6+!, wonach Böök die Waffen streckte. Nach hxg6 2.Dg4 Ld2 3.Te3 ist das Matt auf der h-Linie nicht mehr abzuwenden.

2. Furman musste 1.Txh6+ ziehen. gxh6 Kg8 2.Th8+! Kxh8 3.Dh6+ Kg8 4.Dxg7 führt zum Matt. 2.Df5+ Kg8 3.Dg4+ Kf8 4.Dg7+ Ke7 5.De5+ Kf8 Oder Kd8 6.Db8+ Ke7 7.Lc5+. 6.Lc5+ und wieder gewinnt Weiß die Dame.










W: Wasjukow S: Böök

 

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 Sf6 4.d3 d6 5.c3 Le7 6.Sbd2 0-0 7.0-0 Ld7 8.La4 De8 9.Lb3 Sa5 10.Lc2 c5 11.Te1 Db8 12.Sf1 Tc8 13.Sg3 Lf8 14.Lg5 Se8 15.Sf5 f6 16.Ld2 Kh8 17.b4 cxb4 18.cxb4 Sc6 19.Lb3 d5 20.S3h4 Sd6 21.Lxd5 Sxf5 22.exf5 Sxb4 23.Lxb4 Lxb4

Schachaufgabe

Wasjukow zog 24.Sg6+, wonach Böök die Waffen streckte. Nach 24...hxg6 25.Dg4 Ld2 26.Te3 ist das Matt auf der h-Linie nicht mehr abzuwenden.

 
 
 

 










W: Furman S: Cholmow

 

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.e3 0-0 5.Ld3 d5 6.a3 Lxc3+ 7.bxc3 e5 8.cxd5 Dxd5 9.f3 exd4 10.cxd4 c5 11.Se2 cxd4 12.Sxd4 Sc6 13.Sxc6 Dxc6 14.0-0 Le6 15.Lb2 Tfd8 16.Ld4 Lc4 17.Tc1 b5 18.Dc2 Dd6 19.Lxc4 bxc4 20.Da2 Tdc8 21.Txc4 Txc4 22.Dxc4 Dxa3 23.Ta1 De7 24.Ta6 h6 25.Dc6 De8 26.Dd6 Td8 27.Dg3 Td7 28.h3 Kh7 29.Df4 Sd5

Schachaufgabe

30.Dg4?

Furman musste 30.Txh6+! ziehen: 30...gxh6 (30...Kg8 31.Th8+! Kxh8 32.Dh6+ Kg8 33.Dxg7# führt zum Matt) 31.Df5+ Kg8 32.Dg4+ Kf8 33.Dg7+ Ke7 34.De5+ Kf8 (oder 34...Kd8 35.Db8+ Ke7 36.Lc5+ ) 35.Lc5+ und wieder gewinnt Weiß die Dame.

30...g6 31.Dh4 Sxe3 32.Df6 Sf5 33.Le5 Df8 34.f4 h5 35.Kh2 h4 36.Ta5 Dd8 1/2-1/2

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