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Die Anna Kurnikowa des Schachs

Alexandra Kostenjuk sorgt nicht nur durch freizügige Fotos für Furore

von Hartmut Metz, 6. April 2002

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   Als "Anna Kurnikowa des Schachs" will Alexandra Kostenjuk ihren "sexy Denksport so populär wie Tennis und Basketball" machen. Mit recht freizügigen Fotos auf der Webseite des Schachweltverbandes FIDE war die 17-jährige "Lolita" bereits vor der WM im Dezember in den Blickpunkt gerückt. Erst im WM-Finale konnte die Chinesin Zhu Chen in der Verlängerung verhindern, dass die Russin jüngste Weltmeisterin aller Zeiten wird.

  

Alexandra Kostenjuk

Alexandra Kostenjuk (Chess Classic Mainz)

 

   Unter den oftmals geistig entrückten Denkstrategen - in Deutschland liegt der Frauenanteil im Schach mit sieben Prozent so niedrig wie in keiner anderen Sportart - fand die Großmeisterin zahlreiche Fans. Bei der Internet-Wahl des Softwareanbieters Chessbase (www.chessbase.com) zum "Schachspieler des Jahres" stach Kostenjuk sogar Garri Kasparow aus. Das lange Zeit führende Genie, das seit der Geburt der 17-Jährigen die Weltrangliste anführt, wurde mit 5.065 Stimmen nur Zweiter. Nach einem ausführlichen Porträt des TV-Nachrichtenkanals CNN überflügelte Kostenjuk ihren Landsmann deutlich mit 5.927 Stimmen. Abgeschlagen auf Platz drei kam der neue FIDE-Weltmeister, der 18-jährige Ruslan Ponomarjow (Ukraine/2.456).

 

Alexandra Kostenjuk

Alexandra Kostenjuk

 

   Die beste Schachspielerin aller Zeiten, die Ungarin Judit Polgar, belegte mit 588 Punkten nur den neunten Rang. Ihr will Kostenjuk auf dem Brett nacheifern. Schön wie Tennisspielerin Anna Kurnikowa möchte die Russin sein, bekennt sie auf ihrer Webseite www.kosteniuk.com - aber nicht genauso erfolglos. Das bekam vor kurzem die indonesische Nachwuchsnationalmannschaft zu spüren, die von dem Schach-Nymphchen in Jakarta erbarmungslos mit 6:0 matt gesetzt wurde.

   Nachstehend eine kuriose Partie vom Lausanne Masters Open 2001, in dem Kostenjuk stolze sechs Punkte sammelte. Dabei schlug sie einen starken Spieler mit 2500 Elo.

 










W: Ghaem S: Kostenjuk

 

1.c4 e6 2.Sf3 d5 3.g3 Sf6 4.Lg2 c5 5.cxd5 exd5 6.d4 Sc6 7.Sc3 Lg4?! Die Theorie empfiehlt 7...Le7 nebst Rochade. 8.Le3?! 8.Lg5 verspricht mehr. 8...Lxf3 9.Lxf3 Sxd4 bringt nämlich nichts wegen 10.Lxd5 Le7 11.Lxf6 Lxf6 12.0-0 0-0 13.e3 Se6 14.Db3 8...Lxf3 9.Lxf3 Db6!? Eine riskante Neuerung. Das zuvor gespielte 9...Dd7 10.0-0 Td8 11.Tc1 spielt indes nur in die weißen Hände. 10.dxc5 Die Rochade scheint angebrachter 10.0-0 10...Dxb2 11.Ld2 0-0-0! Auch wenn die schwarze Königsstellung gefährdet wirkt: Zunächst einmal deckt der König b7 und der Turm unterstützt den d-Bauern. 12.Tb1 Da3 13.Sb5 Dxc5 14.Le3?! Erneut ist die kurze Rochade mit sehr guter Kompensation für den geopferten Bauern besser. 14.0-0 14...d4 15.Lxc6?? Der russische Großmeister Ruslan Scherbakow empfiehlt in der täglichen Internet-Zeitschrift Chess Today stattdessen 15.Lf4 g5 16.Lc1 mit unklarem Spiel. 15...dxe3! [15...Dxc6 geht natürlich nicht wegen der Gabel 16.Sxa7+ 16.Lxb7+ 16.Sxa7+ Dxa7 17.Lxb7+ Kc7 nutzt nichts. 16...Kxb7! 17.Da4 Zu spät erkannte Weiß, dass sich das Nehmen des Turms durch 17.Dxd8 verbietet: 17...Db4+ 18.Txb4 Lxb4+ 19.Kf1 Txd8 verliert. 17...exf2+ 18.Kf1 Sd5! Noch ein schöner Zwischenzug: Kostenjuk ignoriert sämtliche Abzugsschachdrohungen. 19.Sd6+ Oder 19.Sxa7+ Sb6 19...Ka8 20.Da6 Se3+ 21.Kxf2 Sd1+ 22.Kg2 Dd5+ 0-1 Nach 23.Kh3 kann Schwarz seelenruhig auf h1 zugreifen.

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