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Steil abgestürzt und wieder emsig geklettert

Baden-Ooser Michal Krasenkow gewinnt B-Turnier in Wijk aan Zee

von Hartmut Metz, 2. Februar 2002

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   Michal Krasenkow ist zurück in der Weltspitze. Der polnische Großmeister gewann das B-Turnier im traditionsreichen niederländischen Schach-Mekka Wijk aan Zee. Mit 8:3 Punkten setzte sich der Spieler vom Zweitligisten SC Baden-Oos einen ganzen Zähler vor dem einheimischen Friso Nijboer und Ivan Sokolov (Bosnien-Herzegowina) durch. Besonderer Lohn: Im nächsten Jahr darf Krasenkow im Corus-A-Turnier mitspielen. Bei den ganz Großen riss die Siegesserie von Garri Kasparow, der wegen einer Grippe passen musste. Dass überdies Braingames-Weltmeister Wladimir Kramnik und Ex-Weltmeister Viswanathan Anand fehlten, nutzte Jewgeni Barejew (9:4), um vor seinem russischen Landsmann Alexander Grischuk (8,5:4,5) einen seiner wertvollsten Turniersiege zu feiern.

   An der holländischen Küste machte Krasenkow weiter verlorenen Boden in der Weltrangliste gut. Im Juli 2000 war der gebürtige Russe mit 2702 Elo-Punkten bis auf Platz zehn geklettert. Im vergangenen Jahr setzte dann jedoch der freie Fall ein. Über 2658 Elo stürzte die Baden-Ooser Nummer drei bis auf 2573 Elo ab - damit lag Krasenkow plötzlich weit außerhalb der Top 100! Mühsam kämpfte sich der 38-Jährige bei offenen Turnieren wieder nach oben (das BT berichtete in seiner Schachspalte). Mit einem Zugewinn um 19 Elo klopfte der Pole bereits in der Oktober-Weltrangliste erneut an die Eintrittspforte zu den so genannten Super-Großmeistern, die es auf mindestens 2600 Elo bringen. Im letzten Vierteljahr legte Krasenkow in 48 Partien weitere 40 Elo zu, was enorm ist in dieser "Preisklasse". Nur der neue Weltmeister Ruslan Ponomarjow steigerte sich als einziger Akteur in den Top 100 noch mehr, nämlich um exakt 43 Elo. Krasenkow steht nun jetzt immerhin auf Platz 55.

   Die glänzenden 8:3 Punkte in Wijk aan Zee garantieren ihm zusätzlichen Auftrieb. Europameisterin Almira Skriptschenko-Lautier, die in der nächsten Saison Krasenkows Vereinskameradin in Baden-Oos werden soll, lief in einen klassischen Konter.

 










W: Skriptschenko - S: Krasenkow

 

33...Lxb2+! Zerrt gewaltsam den feindlichen König aus seinem Versteck. 34.Kxb2 Db4+ 35.Kc2 Oder 35.Ka1 Dc3+ 36.Kb1 Tb5 matt.
35...Tc5+ 36.Kd3 Tc3+ 37.Kd2 Db2+ 0-1
da 37...Db2+ 38.Ke1 Te3+ 39.De2 Txe2 zum Matt führt.

 
   Kurzen Prozess machte Krasenkow auch gegen den Niederländer Frans Cuijpers, der in der Eröffnung einen Fehler beging.

 










W: Krasenkow - S: Cuijpers

 

1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sc3 Sf6 4.e3 a6 5.a4 e6 6.Sf3 c5 7.cxd5 exd5 8.Le2 Sc6 9.0-0 Le6 10.b3 Db6 11.a5 Dc7 12.La3 Dxa5 13.Dc2 Sb4? 14.Lxb4! Dxb4 15.Sb5! Die Dame ist plötzlich umzingelt. 15...Tc8 16.Ta4 axb5 [16...cxd4 17.Sc7+ Txc7 18.Dxc7 Dc5 19.Dxb7 dxe3 20.Txa6 exf2+ 21.Kh1 ist ebenfalls für Schwarz verloren.] 17.Txb4 cxb4 18.Lxb5+ Der Rest spielt sich von alleine. Krasenkow verwertete konsequent seinen Stellungsvorteil. 18...Kd8 19.Da2 Ld6 20.Sg5 Ke7 21.f3 Ld7 22.Lxd7 Sxd7 23.Da5 h6 24.Sh3 Tc2 25.Dxd5 Thc8 26.Sf2 Te2 27.Se4 Lb8 28.Sc5 Sxc5 29.dxc5 Td8 30.Dxb7+ Kf8 31.c6 Tc2 32.Dxb4+ Kg8 33.De4 Tc3 34.b4 La7 35.Te1 Lb6 36.b5 Tb3 37.c7 Lxc7 38.Dc4 La5 39.Dxb3 Lxe1 40.b6 Ta8 1-0


   Morgen (11 Uhr) wird Krasenkow sein Debüt beim SC Baden-Oos feiern. Im Spitzenspiel der zweiten Bundesliga Süd erwartet der Tabellenführer (6:0 Punkte) im Karpow-Schachzentrum (Schwarzwaldstr. 101) Verfolger SG Kirchheim (5:3). Da der Neuzugang der Kurstädter nur am dritten Brett hinter WM-Halbfinalist Peter Swidler und Robert Hübner zum Einsatz kommt, dürfen sich die Heidelberger keine Chance ausrechnen. Alles andere als ein Kantersieg der mit Titelträgern gespickten Ooser wäre eine Überraschung.


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