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Mit der Geduld einer Würgeschlange

Der neue Weltmeister Ponomarjow bricht alle Rekorde

von Hartmut Metz, 26. Januar 2002

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   Ruslan Ponomarjow heißt der neue Schach-Weltmeister. Der 18-jährige Ukrainer ist damit jüngster Titelträger aller Zeiten. Bisher hielt Garri Kasparow, der 1985 mit 22 Jahren Anatoli Karpow entthronte, den Rekord. Just an Letzteren erinnert Ponomarjow, der auch schon mit 14 Jahren und 17 Tagen jüngster Großmeister geworden war. Wie ein kleiner Bruder Karpows wirkt der neue Weltmeister ebenso schmalbrüstig, ja beinahe zerbrechlich.

 

Ruslan Ponomarjow

Der neue Fide-Weltmeister: Ruslan Ponomarjow
 

   Die äußerliche Konstitution täuscht jedoch über deren Zähigkeit hinweg: Beider Stil besteht aus geduldigem Lavieren. Langsam und unscheinbar engen sie ihr Opfer ein, schnüren ihm die Luftzufuhr ab, bis es ermattet darnieder sinkt. Gelingt es Kontrahenten wie Wassili Iwantschuk im WM-Finale, die Umklammerung zu lösen und selbst die Daumenschrauben anzuziehen, verteidigen sich die Ponomarjows und Karpows dieser Welt jenseits jeglicher schachlicher Schmerzgrenze.

   Diese leidvolle Erfahrung musste der spielerisch überlegene Iwantschuk machen. Sein Landsmann aus Kramatorsk zog mehrfach den Kopf aus der Schlinge. "In einem Revanche-Match würde ich ihn schlagen", zeigte sich der sonst so bescheidene Iwantschuk nach seiner 2,5:4,5- Schlappe überzeugt. Entscheidend für die Niederlage des 32-Jährigen war seine Niederlage in der fünften Partie, in der er nicht nur erneut den Ausgleich verpasste, sondern bei knapper Bedenkzeit die Übersicht völlig verlor und zur 1,5:3,5-Vorentscheidung unterlag.

 










W: Ponomarjow S: Iwantschuk

 

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 0-0 8.h3 Weiß meidet den extrem scharfen Marshall-Angriff, den der Kontrahent nach 8.c3 d5 womöglich im Köcher hat. 8...Lb7 9.d3 d6 10.a3 Sb8 11.Sbd2 Sbd7 12.Sf1 Te8 13.Sg3 c6 14.Sh2?! 14.Sf5 war 1998 in der Partie Schirow - Adams Erfolg versprechender. Der Plan wirkt sehr gekünstelt. 14...d5 15.Df3 g6! "Damit wird der Sg3 kaltgestellt", analysierte Großmeister Rainer Knaak auf der Webseite www.Chessbase.de. Die Schwächung der schwarzen Felder spiele "dagegen keine Rolle".  16.La2 Lf8 17.Lg5 h6 18.Ld2 Lg7 19.Sg4 Sxg4 20.hxg4 Sc5 21.Tad1 Tc8 22.Sf1 Se6 23.Dg3 Kh7 24.Sh2 f6 25.Sf3 c5 26.Dh2 Gleich 26.Dh3 kommt in Betracht, wie sich bald zeigt. 26...Sd4 27.Sxd4 cxd4 28.c3?! Die dritte Ungenauigkeit 28.Tc1 ist stärker. 28...dxc3 29.bxc3 dxe4 30.dxe4 De7 31.a4 bxa4 32.Dh3 Ted8 33.Df3 Tc7 34.Lc1 Tcd7 35.Lb1 De6 36.Txd7 Txd7 37.Lc2 Lc6 38.Td1 Da2 39.Txd7 Lxd7 40.Dd1 Lb5 40...Lxg4 41.Dxg4 Dxc2 ist eine Alternative. 41.Le3 Dc4 42.Kh2 Lc6 43.Da1 Lf8 44.Lb1 a3 45.f3 Db3 46.Da2 La4! Weiß ist paralysiert. 47.Kg3 Kg7? Mit einfachen Zügen konnte Schwarz gewinnen: 47...Le7 48.Kh3 Kg7 49.Kh2 a5 50.Ld2 Dxa2 51.Lxa2 Lc2 52.Kg1 a4 53.Ld5 Lb3 54.Lc1 a2 55.Lb2 La3 56.La1 Lc1 57.Kf2 Lxd5 58.exd5 a3 59.Ke2 Lb2 48.Dd2! g5 [48...Dxb1 49.Lxh6+ Kg8 50.Dd5+ Kh8 51.Lxf8 De1+ 52.Kh2 Dh4+ forciert das Remis. 49.La2 Db7 50.Dd3 Le8 51.Dd5 Dxd5 52.exd5 a5 53.c4 Lb4 54.c5 Kf8 55.Kf2 Lb5 56.c6 Ke7 57.La7 Kd8 58.Lb6+ Kc8? Vergibt auch noch das Remis. 58...Ke7 verhindert weiße Durchbrüche. 59.Ke3 a4 60.Ke4 Le2 61.Kf5 e4 62.Ke6 exf3 63.d6 Lxd6 64.Kxd6 1-0

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