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Tradition durch "schwarzen Tod"

Indische Talente Sasikiran und Harikrishna trumpfen beim 77. Kongress in Hastings auf

von Hartmut Metz, 19. Januar 2002

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   „Der schwarze Tod" verbreitete anno 1894 ausnahmsweise nicht Furcht und Schrecken, stattdessen bescherte dieser der Insel eine für das Schachspiel erfreuliche Tradition. Dabei handelte es sich allerdings auch nicht um die Pest, sondern um Henry Blackburne. Sein Spitzname lehnte sich an seine durchschlagenden Angriffe und den ersten Teil seines Nachnamens an. Vor 108 Jahren weilte der Schachmeister als Kurgast im berühmten englischen Seebad Hastings und initiierte ein bis heute berühmtes Festival.

   1895 gewann der US-Gedächtnisakrobat Harry Pillsbury das erste Turnier in Hastings. Später wurde der Schachkongress zu einer alljährlichen Einrichtung, die die größten Stars der Szene an die Küste zog, von der aus Wilhelm der Eroberer 1066 England einzunehmen begann. Bis heute, bei der 77. Auflage, gilt ein Sieg in Hastings als etwas ganz Besonderes, auch wenn der Glanz früherer Tage merklich verblich.

   Anstatt Weltmeister und Topspieler lockt das so genannte "Premier" neben britischen Akteuren hoffnungsvolle Talente an. Diesmal die beiden Inder Krishnan Sasikiran und Pentyala Harikrishna. Den 15-Jährigen hält Ex-Weltmeister Garri Kasparow für einen seiner potenziellen Nachfolger neben Teimur Radjabow. Letzterer wurde wie der Weltranglistenerste in Baku geboren. Aber auch mit Harikrishna, der bereits die Commonwealth-Spiele gewann, verbindet Kasparow etwas: Dank eines Sponsors vom Subkontinent betreut sein früherer Sekundant Jewgeni Wladimirow Harikrishna.

   Beim "Premier" in Hastings wiederholte der 21-jährige Sasikiran seinen Vorjahreserfolg. Ebenso auf 6,5:2,5 Punkte kamen als Kosieger sein Landsmann und Alexej Barsow. Der Usbeke schloss noch mit einem Sieg in der neunten Runde zu den beiden Talenten auf. Gleich in der ersten Runde hatte Barsow den nominellen chinesischen Favoriten Zhang Zhong, der mit 4,5 Zählern nur im Mittelfeld landete, geschlagen.

 










W: Barsow S: Zhang Zhong

 

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.Sf3 b6 5.Lg5 Lb7 6.Sd2 Das natürliche 6.e3 ist die gängigere Fortsetzung. 6...h6 7.Lh4 c5 8.a3 Lxc3 9.bxc3 d6 10.f3 Sbd7 11.e4 e5 12.d5 De7 13.Ld3 Sf8 14.Da4+ Kd8 Schwarz stört der Verlust des Rochade-Rechts nicht. Der König soll nach c7, um im Falle des weißen Vormarsches mit dem a-Bauern b6 zu überdecken. 15.Lf2 Sg6 16.g3 Sh7 17.h4 Kc7 18.Sf1 Df6 19.Ke2 Se7 20.Se3 h5 21.Taf1 Barsow bereitet die Öffnung der Stellung (beispielsweise durch den Vorstoß f3-f4) vor, um seine Läufer zur Geltung zu bringen. 21...g5?! Schwarz geht selbst in die Offensive - gerät aber dadurch vom Regen in die Traufe. 22.hxg5 Sxg5 23.Le1 Dg6 24.f4! Ein wohl durchdachtes Opfer. 24...Sxe4 25.fxe5 Sxg3+ 25...dxe5 scheint im Nachhinein deutlich besser: 26.Lxe4 Dxe4 27.Txf7 The8 28.Txh5 Lxd5 29.Th4 Dxe3+ 30.Kxe3 Lxf7 verspricht Gegenspiel. 26.Kd2! Die Idee des Opfers. 26.Lxg3? Dxg3 27.exd6+ Dxd6 28.Txf7 Taf8 bringt wenig. Jetzt erwacht der schwarzfeldrige Läufer zum Leben. 26...Sxf1+ 27.Txf1 Dg5? Der letzte Schnitzer. 27...f5!? 28.exf6 Dg5 29.fxe7 Tae8 lässt Zhang Zhong noch gewisse Verteidigungschancen. 28.exd6+ Kxd6 29.Tf6+!! Die von langer Hand geplante Pointe. 29...Ke5 Der Turm darf nicht angerührt werden. Nach 29...Dxf6 30.Lg3+ De5 31.Lxe5+ Kxe5 gewinnt 32.Dd7  Der Rückzug 29...Kc7 verliert wegen des durchschlagenden Angriffs, der auf 30.d6+ Kd8 31.dxe7+ Kxe7 32.Tf5 folgt. 30.Tf3 f5 31.Lxf5 Thd8 32.Lg3+ Kf6 33.Lc8+ Kg7 34.Lxb7 Tf8 35.Lf4 Eine letzte Genauigkeit, mit der sich Weiß eine Mehrfigur sichert. 35...Txf4 36.Txf4 Td8 37.Tf2 Sg6 38.Tg2 Df4 39.Dc2 Td6 40.Df5 1-0

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