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Schmalbrüstiger Junge überholt Aushängeschild

Ukrainisches WM-Finale verheißt Spannung

von Hartmut Metz, 12. Januar 2002

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   Es ist weiter die sowjetische Schachschule, die das Spiel auf den 64 Feldern dominiert. Das sagt selbst Wassili Iwantschuk. Die größten Erfolge im vergangenen Jahr werden in der Historie nun aber der Ukraine zugeschrieben. 2001 gewann das Nationalteam die Mannschafts-WM, weil hinter Iwantschuk eine zweite Koryphäe auftauchte: Ruslan Ponomarjow. Der 18-Jährige, der 1997 mit 14 jüngster Großmeister aller Zeiten geworden war, erinnert nicht nur vom Aussehen her an den jungen Anatoli Karpow. Der schmalbrüstige Junge aus Gorlowka ringt wie einst der Ex-Weltmeister seine Gegner mit zähen Manövern nieder. Dank seiner 5,5:1,5 Punkte an Brett zwei hinter Iwantschuk sicherte vor allem Ponomarjow der Ukraine den WM-Titel.

 

Wassili Iwantschuk

Wassili Iwantschuk
 

   Ihren größten Erfolg feierten die beiden Aushängeschilder aber im Dezember bei der Einzel-WM in Moskau. Beide zogen ins Endspiel ein, das am Donnerstag mit der ersten von acht Partien beginnt. Ponomarjow schlug im Halbfinale den Russen in Diensten des SC Baden-Oos, Peter Swidler. Iwantschuk eliminierte den indischen Titelverteidiger Viswanathan Anand durch seinen Erfolg in der nachstehenden vierten Partie mit 2,5:1,5.

   Im Endspiel ist kein Favorit auszumachen. Das alte Aushängeschild spielt abgebrühter und konstanter denn je. Ponomarjow machte mit einem Zugewinn von 43 Elo-Punkten einen Satz in der neuen Weltrangliste von Platz 20 auf sieben. Mit 2 727 Elo liegt er nun direkt vor seinem Landsmann (2 717 Elo).

 










W: Anand S: Iwantschuk

 

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 e5 4.Lc4 d6 5.d3 Le7 6.Sd2 Sf6 7.Sf1 Sd7 Eine interessante wie neue Idee: Der Springer schafft Platz für den Bauernvorstoß nach f5, der eingeengte Läufer kann nach g5, um sich bei Gelegenheit abzutauschen und der Springer strebt nach b6, um den Läufer auf c4 zu behelligen. 8.Sd5 Sb6 9.Sxb6 axb6 10.c3 0-0 11.Se3 Lg5! 12.0-0 Kh8 13.Ld2 Lxe3 14.fxe3 Lxe3 sieht natürlicher aus. 14...De7 15.Ld5 Le6 16.Db3 Sa5! 17.Dc2 [17.Dxb6? Ta6 18.Db5 Ld7-+ kostet die Dame.] 17...Dc7 18.h3 h6 19.c4 Sc6 20.Dd1 Lxd5 21.exd5 Se7 22.a4 f5 23.Lc3 Tf7 24.Db3? Der Ausfall an den Damenflügel war Anand nachher nicht mehr geheuer. Will Weiß dort etwas ausrichten, läuft er auf der anderen Brettseite Gefahr, in einen Konter zu laufen. 24...Sg6 25.Tf2 Taf8 26.Taf1 f4 27.Ld2 f3! Ein prächtiges Bauernopfer, das Anand entging. Iwantschuk verstand dagegen sehr wohl, dass er dafür ausreichend Kompensation erhielt. 28.Txf3 Txf3 29.gxf3 Der Abtausch auch des zweiten Turmpaares bietet bessere Verteidigungschancen, auch wenn Dame und Springer im Endspiel mehr harmonieren als Dame und Läufer. 29...Dc8 30.Kh2 Tf5 31.f4 Th5 32.f5 Bittere Notwendigkeit, da 32.Tf3 Dg4! 33.Tg3 De2+ 34.Tg2 Df3 35.Tg3 (35.Kg1 Txh3-+ ) 35...Df2+ 36.Tg2 Txh3+! 37.Kxh3 Dh4# zum Matt führt. 32...Txf5 33.Dd1 Df8 34.Txf5 Dxf5 35.De2 e4! 36.Dg4 In den Verlust mündet 36.dxe4 De5+ 37.Kg1 Dxb2 36...Dxg4 37.hxg4 Se5! Noch ein Nadelstich, der das Endspiel unliebsam für Weiß macht. 38.Kg3 exd3 39.b3 g6 40.e4 h5 41.gxh5 gxh5 42.Kf2 h4 42...h4 weil der Anziehende gegen die zwei Freibauern machtlos ist, streckt Anand die Waffen. Nichts nutzt mehr 43.Lc3 Kg8! 44.Lxe5 dxe5 45.d6 Kf8 und der Bauer ist gestoppt. 0-1

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