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Swidler der Baden-Ooser Giovane Elber

Karpow will offenbar Präsident des Weltverbandes werden

von Hartmut Metz, Foto Eric van Reem, 20. Oktober 2001

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   Die neueste Schach-Weltrangliste hat den Großmeistern des SC Baden-Oos mehr Verdruss als Freude bereitet. Bei den Damen fiel die am höchsten notierte Jekaterina Kowalewskaja aus den Top Ten. Von Platz sieben purzelte sie auf Rang elf. Peter Swidler musste Anatoli Karpow an sich vorbeiziehen lassen. Der Namensgeber des Baden-Badener Schachzentrums machte aber nicht durch seinen gebremsten Fall und Rang 16 auf sich aufmerksam, sondern durch die Meldung zur WM.

   Der Ex-Weltmeister hatte zuletzt vom Weltverband Fide 50 000 Dollar Schadenersatz kassiert und überdies mit Wladimir Kramnik und seinem Erzrivalen Garri Kasparow ein Dreier-Turnier vereinbart. Dieses sollte zur gleichen Zeit wie die Fide-WM in Moskau stattfinden. Doch plötzlich stellte sich bei Karpow ein Sinneswandel ein. Der titelsüchtige Russe strebt offenbar das Fide-Präsidentenamt an. Er würde damit in die Fußstapfen von Max Euwe treten, der ebenfalls Weltmeister (1935 bis 1937) und Fide-Präsident war. Ein Boykott der WM hätte Karpows Chancen vor dem Wahlkongress 2002 in Bled torpediert.

   Bei den Baden-Ooser Spitzenspielern darf ein merklicher Aufschwung in der Januar-Weltrangliste erwartet werden. Swidler spielte beim Europapokal auf Kreta sehr stark und bezwang bei der Mannschafts-WM in Armenien den Ungarn Peter Leko, der derzeit auf Position fünf geführt wird. Die Rückkehr in die Top Ten wird für Michal Krasenkow noch schwerer als für Swidler, fiel der Pole doch sogar aus den Top 100. Dank zuletzt bemerkenswerter Resultate dürfte jedoch dem steilen Absturz ein rascher Aufstieg folgen.

 

Peter Swidler

Peter Swidler bei den Chess Classic Mainz

 
   Für das BT kommentierte der Weltranglisten-17. Swidler seine Gewinnpartie gegen den FC Bayern, der Baden-Oos beim Zweitliga-Saisonauftakt mit 1,5:6,5 unterlag. Dabei zeigte der Russe, dass er ähnlich trickreich wie der Münchner Torjäger Giovane Elber auf dem Fußballfeld agiert - und auch genauso gefährlich abschließt. Als Swidler "frei vor dem Tor" zum Schuss kam, schlug es gleich ein. Samba auf dem Brett!

Die Partie mit englischen Originalkommentaren

 










W: Swidler S: Renner

 

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Sf6 4.e5 Sfd7 5.f4 c5 6.Sf3 Sc6 7.Le3 a6 8.Dd2 b5 9.dxc5 Lxc5 10.Lxc5 Sxc5 11.Df2 De7 12.Ld3 b4 13.Se2 a5 14.0-0 La6 15.De3 0-0? Eine andere hübsche Variante kam mir während der Partie in den Sinn: 15...Da7 16.Sed4 Sxd4 17.Sxd4 0-0 18.Sc6! Db6 19.Lxh7+ Kh8 (oder 19...Kxh7 20.Dh3+ Kg8 21.Se7# ) 20.Tf3! und ich fühlte, dass Weiß gewinnen sollte. Nach 20...Dxc6 21.Th3 Tfc8 22.Df3 Db6 23.Kh1 ist das Matt nicht mehr zu parieren. Anstatt der schwachen Rochade sollte Schwarz 15...g6!? versuchen. Trotzdem dürfte Weiß danach etwas besser stehen. 16.Lxh7+ Ein Standardopfer, das Renner nicht bedachte. 16...Kxh7 17.Sg5+ Kg6 (17...Kg8 18.Dh3 Dxg5 19.fxg5 Lxe2 20.g6 fxg6 21.Txf8+ Txf8 22.De3 verliert ebenso). 18.f5+ Damit wollte ich ein nettes Matt im Zentrum erzwingen: 18.f5+ Kh5 (18...exf5 19.Sf4+ ) 19.Dh3+ Kxg5 20.Tf4 Th8 21.Tg4+ Kxf5 22.Tf1+ Kxe5 23.Dg3# Natürlich hätte 20.De3 schneller matt gesetzt. Schwarz verdarb aber ohnehin den Spaß und gab auf. 1:0.

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