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Glanzpartie beim ungeliebten Kind

Baden-Ooser Krasenkow trumpft im Europapokal auf

von Hartmut Metz, 7. Oktober 2001

mehr Schachtexte von Hartmut Metz

 

   Im Schach besitzt der Europapokal lange nicht den Stellenwert wie im Fußball. Er ist ein Zuschussgeschäft, das in Deutschland kein Spitzenverein auf sich nimmt. Meister Lübecker SV und die SG Köln-Porz, die im Vorjahr ausnahmsweise mit Platz zwei vorlieb nehmen musste, konzentrieren sich mit ihren Weltauswahl-Oktetten lieber auf die nationalen Titelkämpfe. Heute (14 Uhr) steht dabei gleich am ersten Spieltag im Bonner Finanzministerium der Hit der Saison an.

   Im Internet überträgt dabei www.Schach.com das Duell live mit allen Partien. Das "virtuelle Klassenzimmer", das das Baden-Badener Karpow-Schachzentrum künftig für seine Lehrtätigkeit einsetzen will, sorgt für visuelle Eindrücke vom Geschehen. Neben den Partien werden auch Interviews und Analysen vom Match zwischen Lübeck und Porz geliefert. Außerdem überträgt die populäre Internet-Webseite das Match zwischen Gastgeber Bad Godesberg und dem Hamburger SK.

   Neben den beiden Topvereinen darf sich nur noch die SG Solingen Chancen auf den Titel ausrechnen. Aber auch die Klingenstädter verzichteten trotz ihrer starken Mannschaft auf die Teilnahme am Europapokal. Die Reise nahmen stattdessen mit Werder Bremen und den Schachfreunden Neukölln Teams auf, die graue Mäuse im Bundesliga-Alltag sind. Entsprechend fielen die Platzierungen bei dem "Betriebsausflug" nach Kreta aus. Bremen wurde mit 8:6 Punkten 18., die Berliner (6:8) belegten Rang 25 unter den 39 Teams.

   Norilski Nikel wurde neuer Europapokalsieger. Der Erfolg der Russen stand praktisch eine Runde vor Schluss fest, als das Sextett mit einem 3,5:2,5 über St. Petersburg seine Bilanz auf 12:0 Zähler schraubte. Peter Swidler, der morgen bei Zweitligist SC Baden-Oos sein Debüt in München feiert, machte dabei das Spitzenspiel spannend. Der St. Petersburger fügte Jungstar Alexander Grischuk, der in beeindruckender Manier 5:2 Zähler sammelte, die einzige Niederlage zu. Norilski Nikel sicherte durch ein schnelles 3:3 gegen die viertplatzierten Ukrainer Danko Donbass (11:3) Rang eins ab. Platz zwei ging an Polonia Warschau (12:2) vor Gasowik (Russland/11:3).

   Eine Glanzpartie spielte die Baden-Ooser Nummer drei, der ehemalige Top-Ten-Spieler Michal Krasenkow, beim Warschauer 4,5:1,5 über Merkur Graz. Nach mehreren Turniererfolgen in den vergangenen Wochen demonstrierte der polnische Nationalspieler gegen den deutschen Großmeister Stefan Kindermann, dass wieder mit ihm zu rechnen ist.










W: Krasenkow S: Kindermann

 

1.Sf3 f5 2.d3 d6 3.e4 e5 4.Sc3 Sc6 5.exf5 Lxf5 6.d4 Sb4?! Ein wohl eher zweifelhafter neuer Versuch. Nur auf den ersten Blick sieht es wie eine schwer zu parierende Bedrohung aus, ein Springerschach auf c2 zu geben. 7.Lb5+ c6 8.La4 Damit ist c2 überdeckt, dafür steht jedoch der Läufer auf a4 etwas abseits. 8...e4 9.Sg5 d5 10.f3! Weiß öffnet umgehend die Stellung, ehe Schwarz sein starkes Zentrum konsolidieren kann. 10...exf3 [10...Sf6? 11.fxe4 dxe4 12.0-0 Dd7 13.Sgxe4 Sxe4 14.Sxe4 Lxe4 und Te1 bringt Weiß deutlichen Vorteil ein. ] 11.0-0! [11.Dxf3 erlaubt das Zwischenschach De7+ 12.Kd1 mit unklaren Folgen] 11...Sf6 [11...Lg4 kommt als Alternative in Betracht. Trotzdem sollte Krasenkow auch danach etwas besser stehen. Der ukrainische Großmeister Michail Golubew gibt in der Internet-Zeitschrift "Chess Today" 12.De1+ Le7 13.Sxf3 nebst Se5 an] 12.a3 Sa6 13.Dxf3 Lg4 14.Dd3 Mit der finsteren Absicht 15.Sxh7 Sxh7 16.Dg6+ und 17.Dxg4 beziehungsweise simpler am Damenflügel 15.Lxc6+ bxc6 16.Dxa6. 14...Dd7 Pariert beide Drohungen, doch nun hat Krasenkow eine andere unliebsame Überraschung in petto. 15.h3 Lh5 [Unersprießlich ist 15...Le6 16.Te1 Sc7 17.Df5 0-0-0 18.Txe6 (18.Sxe6 Te8 ) ] 16.Te1+ Le7 17.Se6 Der Sargnagel verhindert, dass der schwarze König durch eine Rochade aus der Mitte entkommt. 17...Kf7 Das widerlegt der Baden-Ooser auf fantastische Art und Weise.  18.Sxd5 Sxd5 [18...Dxd5 19.Lb3 Da5 (19...Lg6 20.De2 Dd6 21.Lf4 ) 20.Sxg7+ Sd5 (20...Kxg7 21.Txe7+ Kf8 22.Te5 ) 21.Df5+ Kxg7 22.Txe7+ Sxe7 23.Dxa5 ] 19.Df5+ Sf6 20.Lb3 Der bisher so passive Läufer greift entscheidend ein auf der zuvor radikal geöffneten Diagonalen.  20...Lg6 21.Sxg7+ Kf8 [21...Kxg7 22.Dxd7 Sxd7 23.Txe7+ ] 22.Dxd7 Sxd7 23.Lh6 1-0

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