Startseite Rochade Kuppenheim

Jessica Nill liebt brotlose Kunst

Baden-Ooserin deutsche Meisterin vor Neuzugang Koglin

von Hartmut Metz, 1. September 2001

mehr Schachtexte von Hartmut Metz


   Die Damen-Mannschaft des SC Baden-Oos spielt noch in der Zweiten Bundesliga. Bei den deutschen Einzel-Meisterschaften zeigten zwei Spielerinnen aber bereits, dass mit den Kurstädtern bald auch im Oberhaus zu rechnen ist. Jessica Nill und Anke Koglin belegten die beiden ersten Plätze. Jessica Nill ließ sich dabei auch nicht durch die Auftakt- Niederlage gegen die an Nummer 13 gesetzte Britta Lieb beirren. Die Elektrotechnik-Studentin deklassierte anschließend mit sechs Siegen in Folge das Feld. Zwei Remis zum Abschluss genügten, um mit 7:2 Zählern Anke Koglin und Anett Banisch (Sangershausen) um einen halben Punkt auf die Plätze zu verweisen. Vizemeisterin Koglin verlor zwar an alter Wirkungsstätte in Krefeld keine einzige Partie, kam aber auch "nur" zu vier vollen Zählern.

Jessica Nill

Jessica Nill

 

   Jessica Nill bekam das Interesse am königlichen Spiel in die Wiege gelegt. Schon der Großvater der 21-Jährigen spielte Schach, Papa Klaus-Dieter ist immer noch aktiv, genauso wie Bruder Oliver. Mit einer Deutschen Wertungszahl (DWZ) von 2 221 ist das Nill'sche "Nesthäkchen" sogar leicht besser als seine zwei Jahre ältere Schwester (2 194). An eine Profikarriere verschwendet Jessica Nill keinen Gedanken. Den Denksport hält sie für genauso brotlos wie die Philosophie. Trotzdem studiert die Hessin zusätzlich dieses Fach "zur Erweiterung des eigenen Horizonts" an der Fernuniversität Hagen.

Gegen die Görlitzerin Hannelore Liebs gelang der Baden-Ooserin ein Kurzsieg.










W: Liebs S: Nill

 

1.d4 d5 2.e4 dxe4 3.Sc3 Sf6 4.f3 Das so genannte Blackmar- Diemer- Gambit (BDG) ist zur Hälfte nach dem badischen Meisterspieler Emil Joseph Diemer benannt. Dieser propagierte es zeitlebens als scharfe Angriffswaffe. Vor rund 30 Jahren spielte Diemer für das Rössl Muggensturm, das damals mit Eigengewächsen wie Kurt Melcher, Rolf Gräfinger, Albert und Kurt Stoll in der zweithöchsten deutschen Klasse mithielt. 4...exf3 Mutig nimmt Nill das Bauernopfer an. Erfahrungsgemäß haben die eher taktisch orientierten BDG-Anhänger Probleme, wenn Schwarz das Spiel mit e3!? in positionelle Bahnen lenkt. Der auf f3 vorgerückte eigene Bauer stört dann eher. 5.Sxf3 Lf5 6.Lc4 e6 7.0-0 Le7 8.Se5 Droht den Turmeinschlag auf f5, wonach der Punkt f7 schwach wird. 8...0-0 9.g4 Besser ist wohl Le3, um d4 zu decken. 9...Lxc2 10.Dd2 [10.Dxc2 Dxd4+ 11.Kh1 Dxc4 kostet einen dritten Bauern.] 10...Lg6 11.h4 Se4 12.Sxe4 Lxe4 13.Txf7 Ld5 Vermeidet die Komplikationen, die durch Txf7 14.Lxe6 entstehen. 14.Txg7+!? Die einzige Chance, ansonsten wird Weiß die offene Königsstellung früher oder später zum Verhängnis. 14...Kxg7 15.Dh6+ Kh8 16.Ld3 [16.Lxd5 exd5 17.Sg6+ Kg8 18.Sxf8 Dxf8 19.De6+ Df7 20.Dc8+ Kg7 21.Lh6+ Kxh6 22.Tf1 Sc6 (22...Dg6 gewinnt ebenso.) 23.Dxa8 De6 24.g5+ Kg7 25.De8 Dg4+ reicht nicht ganz, weil Schwarz die Bauern mit Schach abräumt.] 16...Le4! Die Parade hat Liebs wohl übersehen. 17.Le3 Das Schlagen auf e4 verliert wegen Dxd4+ nebst Dxe4. 17...Lxd3 18.g5 Sxd3 ist zu langsam und gleichbedeutend mit der Aufgabe. 18...Sc6 19.g6 Lxg6 20.Sxg6+ Kg8 21.Sxf8 Dxf8 22.Dxe6+ Df7 0-1

vorherige Meko Meko-Übersicht nächste Meko