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In Dortmund kaum zu schlagen

Kramnik siegt erneut bei den Schachtagen / Anand von der Rolle

von Hartmut Metz, 28. Juli 2001

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   Bei den Chess Classic in Mainz triumphierte Viswanathan Anand noch im Duell der Weltmeister. Dass der Inder gegen Wladimir Kramnik nur glücklich den Tiebreak, den er mit 1,5:0,5 gewann, erreichte, zeigte sich gleich in mehreren der zehn Partien. Die Formkrise des Fide-Weltmeisters kam beim zweiten deutschen Topturnier in Dortmund zum Ausdruck: In zehn Runden verbuchte Anand nur drei Punkte, ihm gelang kein einziger Sieg, stattdessen kassierte der 31-Jährige vier Niederlagen.

   Gleich zwei brachte ihm der Bulgare Wesselin Topalow bei. Trotzdem verpasste der Weltranglistenneunte hauchdünn den Turniersieg. Dank besserer Feinwertung ging der einmal mehr an Kramnik. Der Braingames-Weltmeister unterstrich mit 6,5:3,5 Punkten seinen Ruf als Dominator von Dortmund. Das mit der Kategorie 21 am besten besetzte Turnier des Jahres gewann der Russe zum sechsten Mal in sieben Jahren! Nur Peter Leko durchbrach einmal die Erfolgsserie des 25-Jährigen. Der Ungar wurde heuer Dritter. Neun Remis und ein Sieg mehren aber nicht unbedingt den Ruhm des Weltranglistensiebten. „Leko sollte schwächer besetzte Turniere spielen, um mal gewinnen zu können", empfahl die Internet-Seite www.schach.com dem Remiskönig.

 

Wladimir Kramnik

Wladimir Kramnik

 

   Von der Rolle war auch Michael Adams, dem mit 3,5 Zählern auch kein Sieg gelang. Gewohnt abwechslungsreich agierte Alexander Morosewitsch (5:5). Gegen die beiden Schlusslichter sammelte der Russe 3,5:0,5 Punkte, darunter einen Sieg an seinem 24. Geburtstag gegen Anand. Der Fide-Weltmeister zeigte sich pikiert, als sich Morosewitsch nach der Aufgabe des „Tigers von Madras" scherzhaft für das „nette" Geburtstagsgeschenk bedankte.

   Weniger zu lachen hatte Morosewitsch dagegen in der Vorrunde. Kramnik überspielte ihn eindrucksvoll mit einem positionellen Qualitätsopfer.

 










W: Kramnik S: Morosewitsch

 

1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.e3 Lf5 5.Sc3 a6 6.Ld3 Lxd3 7.Dxd3 e6 8.0-0 Le7 9.e4 0-0 10.Td1 b5 11.c5!
Die meisten Spieler würden unbesehen den Bauern abtauschen. Kramnik stellt ihn aber auf ein schwarzes Feld und pocht damit auf einen gewissen Raumvorteil. 11...dxe4 [11...b4?! ist eher zweifelhaft 12.e5 (oder gar 12.exd5 bxc3 13.d6 ) 12...bxc3 13.exf6 Lxf6 14.Dxc3 mit weißem Vorteil.] 12.Sxe4 Sxe4 13.Dxe4 Dd5 14.Dxd5 cxd5 15.Lf4 Sc6?! Vielleicht ist 15...Tc8!? besser. 16.Se5 Sb8 Dieser Rückzug sieht nämlich hässlich aus. Allerdings besitzt Weiß nach 16...Sxe5 17.Lxe5 erneut unangenehm viel Raumvorteil. 17.Td3 Tc8 18.Te1 Lf6 19.Sg4 Sc6 19...Le7 ist wohl Pflicht, wie die Partie zeigt. 20.Sxf6+ gxf6 21.Lg3 Kg7 22.Lh4 Se7 23.g4! Sg6 24.Lg3! a5 25.Ld6 h5!? 26.gxh5 Sh4 27.Tg3+ Kh6 28.Le7! Sf5 29.Lxf6 Sxg3 30.fxg3 Tg8 31.Kg2 Kxh5 32.h3 Kg6 33.Tf1 Kh7 34.g4 b4 35.Kg3 b3 36.a3 Tac8 37.h4 Tg6 38.h5 1-0

Schwarz kann nicht alle weißen Drohungen wie den Königseinbruch auf d6 und den Vormarsch des g-Bauern (nach entsprechender Unterstützung durch den Turm auf der g-Linie und dem weißen König auf f6) parieren.

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