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Guter Schlaf ist die beste Vorbereitung"

Napoleons General brach 1792 eine Lanze für Misch-Schach

von Hartmut Metz, 14. Juli 2001

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   Das Experiment ist gelungen. Die Fachwelt runzelte zunächst die Stirn, als sie hörte, dass bei den Chess Classic Mainz zwei Top-Großmeister Fischer Random Chess spielen sollten. Der ungarische Weltranglistensiebte Peter Leko schlug dabei die Nummer vier, den Engländer Michael Adams, mit 4,5:3,5 (das BT berichtete). Der erste inoffizielle Weltmeister im Fischer Random Chess zeigte sich besonders angetan von der Abart. „Anstatt sich die ganze Nacht mit der Eröffnungsvorbereitung auf den nächsten Gegner um die Ohren zu schlagen, ist jetzt guter Schlaf die beste Vorbereitung", scherzte Leko. Nach der 5,5:6,5-Niederlage beim „LRP-Duell der Weltmeister" gegen Viswanathan Anand widmete sich auch Wladimir Kramnik der Innovation, die im Vorprogramm in Mainz auf höchstem Niveau uraufgeführt wurde. Mit seinem Sekundanten Miguel Illescas trug er nach den Chess Classic rund 40 freie Partien aus!

   Im Fischer Random Chess wird die Figurenaufstellung ausgelost. Neben der einen herkömmlichen Startposition gibt es 959 weitere. Zwei Regeln gilt es beim Auslosen zu beachten: Die zwei Läufer müssen auf unterschiedlich farbigen Feldern zu stehen kommen. Außerdem wird der König zwischen den beiden Türmen platziert. Das ist der feine Unterschied zum Shuffle Chess. Ex-Weltmeister Bobby Fischer wollte die Dynamik der bekannten Variante beibehalten, in der die Rochade zusätzlichen Schwung verleiht (mehr dazu in der nächsten Schach-Kolumne). Im Shuffle Chess fehlt diese Möglichkeit.

   Das „Misch-Schach" wurde bereits 1792 von Philip Julius erwähnt. Im ersten niederländischen Schachbuch zeigte sich der Armeegeneral und Günstling Napoleons gelangweilt von den stets wiederkehrenden Eröffnungszügen. Der „Senator des französischen Imperiums" war es leid, dass Patzer Züge auswendig lernten und damit bessere Spieler schlugen. „So wird es unmöglich, die Stellungen vorher zu studieren", bemerkte Philip Julius. Ein Gedanke, der über 200 Jahre später nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. Richtig durchsetzen konnte sich die Idee aber nie. Nur sporadisch wurde Shuffle Chess gespielt. Die erste überlieferte Partie stammt von 1842. Baden-Baden schrieb nicht nur mit den Turnieren von 1870 und 1925 Geschichte, vor exakt 150 Jahren ging man auch mit einer Shuffle-Partie in die Annalen ein! Tassilo von Heydebrand und der Lasa brachte das „Handbuch des Schachspiels" von Bilguer heraus und verfasste zahlreiche Aufsätze für die „Deutsche Schachzeitung". Der Diplomat in preußischen Diensten profitierte in der nachstehenden schwachen Partie von einem Fehler des Gegners van der Hoeven.

   Die erste Partie im Shuffle Chess ist von 1842 bekannt. Neun Jahre später wurde die folgende in Baden-Baden gespielt. In der Ausgangsstellung haben beide Seiten zwei gleichfarbige Läufer, weil 1851 offensichtlich nicht auf solche Feinheiten geachtet wurde.








1.Sf3 b5 2.d4 d6 3.La5 f6 4.Se3 e5 5.De1 Lxf3 6.exf3 exd4 7.Txd4 Se7 8.b3 Sc6 9.Sd5 Tb7 10.Te4 Lg6 11.Se7+ Sxe7 12.Txe7 Sd7 13.De6 Dg8 14.Dxg8 Txg8 15.Ld4 Se5 16.Lxe5 fxe5 17.Kb2 Kd8 18.Txc7 Txc7 19.Tc1 Kd7 20.Lxc7 Kxc7 0:1


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