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Allein auf dem Brett aggressiv

DSB-Präsident Egon Ditt zieht sich mit 70 Jahren von seinen Ämtern zurück

von Hartmut Metz, 23. Juni 2001

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Egon Ditt

Egon Ditt

   Mit 70 Jahren hat sich Egon Ditt von fast allen Ehrenämtern zurückgezogen. Nach seinem runden Geburtstag gab er nach zwölf Jahren den Posten als Präsident des Deutschen Schachbundes (DSB) ab, am Montag reichte er im Karpow-Schachzentrum den Stab weiter. Die Kuppenheimerin Edda von der Ahé, Mutter des zweifachen badischen Schülermeisters Florian, übernimmt den Vorsitz bei der Baden-Badener Einrichtung (der Artikel dazu). Mit 96,9 Prozent der abgegebenen 228 Stimmen wurde der nordrhein-westfälische Präsident Alfred Schlya zum neuen DSB-Oberen gewählt.

   Vorgänger Alfred Kinzel hielt im fränkischen Coburg eine viel beachtete Laudatio auf Ditt. Der Senatsrat, der in Bremen unter anderem für Theater, Museen und die Universitäten verantwortlich war, durchlief seit 1946 alle erdenklichen Ämter bis zum höchsten Aufstieg beim DSB sowie der Vizepräsidentschaft beim Weltverband Fide. Vor allem sein ruhiges, sachliches Wesen, das bei Konflikten gekonnt vermittelte, beeindruckte die Funktionärskollegen auf allen Ebenen. Die größten Erfolge seiner Ära sind die problemlose Vereinigung der Schachverbände in Ost und West 1990 in Leipzig sowie die Gründung der Europäischen Schachunion (ECU). Sie besitzt nicht nur zufällig ihren Sitz in Berlin und bildet mit ihren 53 Mitgliedsstaaten ein Gegengewicht zur Fide, die von Kirsan Iljumschinow nach Gutsherrenart geführt wird.

   Ditt sah die Funktionärsämter nicht als Profilierung seiner selbst, kann sich doch seine Spielkunst auf dem Brett mehr als sehen lassen. Mit 70 Jahren spielt der Delmenhorster immer noch erfolgreich in der zweiten Bundesliga. Im Fernschach wurde der Meisterspieler gar mit dem Nationalteam Zweiter bei Welt- und Europameisterschaft. In diesen Wettkämpfen gewann er elf Partien, remisierte sechs und verlor keine einzige. Unter anderem schlug Ditt 1972 den frisch gebackenen Weltmeister Sanakojew.










W: Ditt - S: Sanakoev



1.c4 e5 2.Sc3 Sf6 3.g3 Lb4 4.Lg2 0-0 5.Sf3 Te8 6.0-0 e4 7.Sd4 Lxc3 8.dxc3 d6 9.Lg5 Sbd7 10.Sc2 h6 11.Le3 b6 12.a4 a5 13.Dd2 Lb7 14.h3 Se5 15.b3 Dd7 16.Ld4 Sf3+ 17.exf3 exf3 18.Lh1 Se4 19.Dd1 Sg5 20.Le3 Sxh3+ 21.Kh2 Dg4 22.Sd4 Txe3 23.fxe3 Sg5 24.Sxf3 Dh3+ 25.Kg1 Dxg3+ 26.Lg2 Te8 27.De1 Dg4 28.Sh4 Lxg2 29.Sxg2 Te4 30.Tf2 Sh3+ 31.Kf1 Te5 32.De2 Dg3 33.Df3 Dxf2+ 34.Dxf2 Sxf2 35.Kxf2 g5 36.Se1 Kg7 37.Sf3 Te7 38.Sd4 Kg6 39.b4 Te4 40.bxa5 bxa5 41.c5 dxc5 42.Sc6 Kf6 43.Sxa5 Ke6 44.Sb7 Kd5 45.a5 Te8 46.a6 Kc6 47.Ta5 c4 48.Tf5 Kb6 49.Tf6+ Ka7 50.Txh6 g4 51.Th5 g3+ 52.Kf3 Tg8 53.Th1 g2 54.Tg1 Kxa6 55.Sc5+ Kb5 56.Se4 Ka4 57.Sd2

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   Zu seiner für die BT-Schachspalte kommentierten Partie gegen Lars Ake Schneider aus dem Jahre 1976 schreibt der Träger des Fide-Meister-Titels: „Als der Ostsee Cup der Nationalmannschaften ausgetragen wurde, musste die Bremer Landesauswahl kurzfristig für Finnland einspringen. Ich konnte keinen Urlaub bekommen, arbeitete tagsüber für die Bremer Wissenschaft und Kunst und spielte abends für die Auswahl. Ergebnis: ohne Niederlage bestes Ergebnis an meinem Brett."










W: Ditt S: Schneider



1.g3 e6 2.Lg2 d5 3.Sf3 Sf6 4.0-0 c5 5.d3 Le7 6.Sbd2 0-0 7.e4 dxe4 8.dxe4 Sc6 9.c3 b6
Schwarz will den Lc8 nach a6 bringen, um die Felderschwäche d3 zu betonen. Andererseits gewinnt hierdurch der weiße Läufer auf g2 an Kraft auf der langen Diagonalen. 10.e5 Sd7 11.Te1 Dc7 12.Sc4 La6 13.Da4 Zwingt den La6 zum Rückzug, denn nach Lxc4 14.Dxc4 Sdxe5 14.Sxe5 Sxe5 15.Df4 verliert Schwarz Material. 13...Lb7 14.Lf4 Tad8 15.Dc2 h6 16.h4 b5 17.Sd6 Lxd6 Sdxe5 ließe sich mit 18.Sxb5 parieren. 18.exd6 Db6 19.Lxh6 Ein überraschendes Opfer, das den etwas unharmonischen schwarzen Aufbau bestraft. 19...gxh6 20.Txe6 Dieses Folgeopfer entblößt die Königsstellung vollends. Kg7 fxe6 verliert nach 21.Dg6+ Kh8 22.Dxh6+ Kg8 23.Dg6+ Kh8 24.Sg5 Sf6 25.Sxe6 Td7 26.Sxf8 und das geopferte Material wird reichlich zurückgewonnen. 20...Kg7 21.h5 Erhält die Drohung aufrecht, auf g6 einzudringen. 21...Tfe8 22.Tg6+ Kh7 Auf fxg6 folgt 23.Dxg6+ Kf8 24.Dxh6+ Kf7 25.Dg6+ Kf8 26. Sg5 nebst Matt. 23.Df5 Tf8 24.Tg4+ Kh8 25.Sg5 Das Matt ist nicht mehr abzuwenden. Bei hxg5 26.Dxg5 kann Schwarz nicht gleichzeitig Dh6 und Dg7 parieren.

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Schachlektüre

Danny Kopec, „Mastering the Sicilian", Batsford, rund 42,80 Mark.

Das englische Buch erhebt nicht den Anspruch, Sizilianisch erschöpfend zu behandeln. Der Internationale Meister Danny Kopec legt Wert darauf, dem Vereinsspieler für jede Variante allgemeine Regeln an die Hand zu geben. Das gelingt sehr gut.


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