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Neuer Elan beim Karpow-Schachzentrum

Edda von der Ahé neue Vorsitzende / Neubau für zwei Millionen Mark

von Hartmut Metz, Juni 2001

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   Aufbruchstimmung herrscht beim Karpow-Schachzentrum (KSZ) in Baden-Baden. Nachdem die Vakanz auf dem Posten des Geschäftsführers mit Torsten Maeder beseitigt ist und die Kuppenheimerin Edda von der Ahé bei der Jahreshauptversammlung zur neuen Vorsitzenden gewählt wurde, scheint neuer Elan in den vor fünf Jahren gegründeten Verein Einkehr gehalten zu haben.

   Als Grund für „die kleine Krise" nannte Egon Ditt den überraschenden Rücktritt von Geschäftsführer Markus Keller im Vorjahr. Zudem sei er in Bremen zu weit ab vom Geschehen gewesen, um die Geschicke des KSZ entscheidend zu lenken. Aber nicht deswegen trat der ehemalige hanseatische Senator zurück, sondern weil er nach seinem 70. Geburtstag am 29. Mai alle Ämter abstreifen wollte. Erst hörte Ditt nach zwölf Jahren als Präsident des Deutschen Schachbundes (DSB) auf, jetzt nahm er auch in der Kurstadt seinen Hut. Sein Stellvertreter Michael Dombrowsky dankte dem Bremer für seine Arbeit und folgte mit dem KSZ dem Beispiel des DSB-Kongresses, bei dem Ditt ebenfalls zum Ehrenpräsidenten gewählt worden war. Der Ex-Senator wurde ob seiner Verdienste zusammen mit seiner Ehegattin für ein Wochenende in die Kurstadt samt Besuchs im Festspielhaus eingeladen. Die Auszeichnung konnte seine Nachfolgerin Edda von der Ahé, deren talentierter Sohn Florian bereits badischer Schülermeister war, nicht vornehmen. Wegen einer Notoperation der Schwiegertochter in spe musste sie die Sitzung kurz vor deren Beginn verlassen.

   Außer dem 35-jährigen Geschäftsführer Maeder, der nebenbei ein Studium zum Sportmanager absolviert, wurde auch Ernst Bedau als Beisitzer in den Vorstand gewählt. Der DSB-Referent für Breitenschach vertritt künftig den Deutschen Schachbund in der bundesweit einzigartigen Einrichtung. Kassenprüfer Hanno Dürr bestätigte die einwandfreie Arbeit von Edwin Velten. Der neuen Führungsriege schrieb der Vorsitzende des Schachverbandes Württemberg jedoch ins Stammbuch, zeitig fundierte Haushaltspläne für die Folgejahre aufzustellen.

   Dass das KSZ 2000 die Rücklagen um fast 11.000 auf 23.000 Mark steigern konnte, war einmal mehr Mäzen Wolfgang Grenke zu verdanken. Der Chef der Grenke Leasing glich das Minus sowohl im Bereich Schulschach als auch das beim Betrieb der Karpow-Schachakademie aus. Gleichzeitig beließ er dem KSZ die Gewinne aus dem Infoscore-Cup und der deutschen Betriebsschach-Meisterschaft, die nach einem Intermezzo in Essen 2003 wieder in die Kurstadt geholt werden soll.

   Eberhard Beikert, Präsident des Badischen Schachverbandes, dankte Grenke nicht nur für seine Unterstützung, sondern forderte Maeder&Co. auf, in Zukunft die Fördergelder des Sportbundes besser auszunutzen. Etwa 10.000 der zur Verfügung stehenden 21.000 Mark waren nicht in Anspruch genommen worden. Insgesamt sei aber die Arbeit von Großmeister Philipp Schlosser zu loben. Die Schützlinge des Landestrainers erzielten bei den deutschen Meisterschaften beachtliche Erfolge. Angesichts der guten Kassenlage verzichteten die Mitglieder auf eine Erhöhung der Beiträge bei Einführung des Euro. Sie sinken sogar um rund zwei Prozent von 60 Mark auf 30 Euro.

   Franz Ambros, Leiter des Sport- und Kulturamtes, forderte das KSZ auf, „Dampf beim Neubau" in der Cité zu machen. Nur bis zum 30. November 2002 könne die Stadt die Räume in der Schwarzwaldstraße 101 zur Verfügung stellen, die erst seit wenigen Monaten bezogen sind. Beikert erwartet Baukosten in Höhe von rund 1,5 bis zwei Millionen Mark, die „durch Zuschüsse von Stadt und Land sowie einem Förderverein" abgedeckt werden sollen. Alle Vertreter waren sich aber einig, dass ein Neubau nicht bis Ende 2002 zu realisieren ist und die Stadt daher die Räume länger an das KSZ vermieten müsse.

   Sportlicher Höhepunkt im kommenden Jahr soll ein Großmeister-Turnier werden, das zeitgleich mit dem Infoscore-Cup Ende Juli/Anfang August stattfindet. Volker Widmann schlug vor, den Wettbewerb Jefim Bogoljubow zu widmen. 2002 jährt sich der 50. Todestag des ehemaligen WM-Herausforderers, der nach seiner Internierung im Schwarzwald das badische Schach maßgeblich beeinflusste. Grenke sorgt auch ganzjährig für Topsport in der Kurstadt. Sein SC Baden-Oos stieg dreimal in Folge auf und bietet in der kommenden Zweitliga-Saison eine Großmeister-Riege auf, die vom Weltranglistenzwölften Peter Swidler (Russland), dem polnischen Supergroßmeister Michael Krasenkow und Ausnahmekönner Robert Hübner angeführt wird. Auch das Damen-Team, das deutscher Pokalsieger wurde, marschiert mit drei Spielerinnen aus den Top 20 der Weltrangliste in Richtung Oberhaus. Grenke legt jedoch nicht nur ein Augenmerk auf die Spitze. Um die wegen fehlender Trainer rückläufigen Zahlen im Schulschach umzukehren, soll nach dem „Dortmunder Modell" zusätzlich zu Schlosser ein hauptamtlicher Coach für diese Aufgabe angeheuert werden.


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