Baden-Oos zieht den Schachmiezen die Krallen
Rodewisch verpasst nach gewonnenem Aufstellungspoker deutschen Pokalsieg
von Hartmut Metz, 16. Juni 2001
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Baden-Oos zieht den Schachmiezen die KrallenRodewisch verpasst nach gewonnenem Aufstellungspoker deutschen Pokalsiegvon Hartmut Metz, 16. Juni 2001 |
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Damenmannschaft und Betreuer Baden-Oos (v.l.n.r.):
Ketino Kachiani-Gersinska, Jürgen Gersinska, Ursula
Wasnetzky, Iamze Tammert, Reiner Jung, Jessica
Nill (Foto von Christian Bossert)
Ein Unentschieden hat den Schachspielerinnen des SC Baden-Oos zum größten Erfolg in der Vereinsgeschichte gereicht. Nicht einmal ein Dreivierteljahr existiert das Damenteam - und schon ist es deutscher Pokalsieger! Der Regionalliga-Meister, der in der nächsten Saison auch durch die zweite Bundesliga marschieren wird, bezwang in der zehnten deutschen Pokal-Endrunde erst Bundesliga-Aufsteiger Meerbauer Kiel mit 3,5:0,5. Durch einen 2:2-Sieg (Berliner Wertung: 6:4) über die Rodewischer Schachmiezen qualifizierte sich der Gastgeber dann für den Europapokal. Zuzutrauen wäre es dem von der Grenke Leasing AG gesponserten Team, dass man auch diesen holt. Dass kaum finanzielle Grenzen für den Verein bestehen, zeigen die Verpflichtungen im Herrenbereich mit Peter Swidler, Robert Hübner&Co, die in dem einen Jahr in der zweiten Liga unterfordert sein werden.
Einen fast sechsstündigen Kampf lieferten sich im Finale die Gastgeber mit den Rodewischer Schachmiezen. Der Erstligist, der nach der Wiedervereinigung dem Willen einiger Funktionäre trotzte, sein prägnantes Markenzeichen, den Namen, zu ändern, war ersatzgeschwächt in die Kurstadt angereist. Martina Korenova erkrankte zwei Tage vor der Endrunde, weshalb der Pokalsieger von 1999 die 15-jährige Stephanie Müller aufbot. Sie hatte entscheidenden Anteil am Aufstieg der Schachmiezen-Reserve in die zweite Liga, weshalb ihr Gäste-Kapitän Wolfgang Schwarzer eine Bewährungschance gönnte. Dass die Berliner Wertung verloren geht, riskierte er bewusst - und stürzte damit seinen Kollegen auf Baden-Ooser Seite, Jürgen Gersinska, zunächst in tiefe Verzweiflung. Am ersten Brett „opferte" Schwarzer Stephanie Müller gegen Ketino Kachiani-Gersinska. Die Ersatzspielerin wäre von der DWZ her normalerweise gegen jede andere Ooserin auch chancenlos gewesen. Nun musste sich plötzlich Iamze Tammert am zweiten Brett ihrer Haut gegen Großmeisterin Regina Pokorna (Slowakei) erwehren. Außerdem stand Jessica Nill gegen Claudia Steinbacher mit dem Rücken zur Wand. Ein Punkt musste dennoch gerettet werden, nachdem Ursula Wasnetzky erwartungsgemäß Anetta Günther, ihres Zeichens einstige siebenfache DDR-Meisterin in Serie, unterlegen war. Kachiani-Gersinska konnte so nur für den Ausgleich sorgen.
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Großmeisterin Regina Pokorna (Rodewischer Schachmiezen), Foto von Hartmut Metz
Völlig zu recht frohlockte Schwarzer im Karpow-Schachzentrum: „Der Poker von Baden-Baden brachte die für uns günstigste Aufstellung." Ganz zum Erfolg genügte sein cleverer Schachzug allerdings nicht. Tammert wie Nill erwehrten sich wacker ihrer Haut. Erst musste die Jugend-Europameisterin Pokorna nach fünf Stunden in die Punkteteilung einwilligen, danach erging es Steinbacher nicht besser. Obwohl sie fast bis zur maximalen Zeitgrenze von sechs Stunden alles versuchte, rettete Nill mit lediglich noch drei Minuten Bedenkzeit auf der Uhr das umjubelte Remis zum 2:2.
Die Rodewischer Schachmiezen waren kampflos ins Endspiel eingezogen, weil der Chemnitzer SV auf einen Start verzichtet hatte. Der SC Baden-Oos musste zwar gegen Bundesliga-Aufsteiger Meerbauer Kiel über fast die gesamte Spielzeit gehen, doch der Erfolg des SC Baden-Oos stand bereits nach vier Stunden außer Frage. Für die Führung hatte Jessica Nill gesorgt. Die Studentin aus Offenbach hetzte nach einer Klausur, die um 12 Uhr endete, ans Brett. Die paar Minuten, die die Nationalspielerin durch ihr zu spätes Eintreffen verlor, fielen nicht ins Gewicht. Die badische Damenreferentin Ursula Wasnetzky remisierte gegen Ursula Hielscher. Den deutlichen Erfolg garantierten Iamze Tammert mit einem Sieg über Rike Wohlers-Armas und Ketino Kachiani-Gersinska. Die Großmeisterin aus Muggensturm setzte sich nach fast sechs Stunden und 76 Zügen doch noch durch. Ihre bravourös kämpfende Gegnerin Jewgenie Pawloskaja hatte das ersehnte Remis vor Augen, blieb aber einen Moment unachtsam.
1. Brett Ketino Kachiani-Gersinska - Jewgenie Pawlowskaja 1:0, 2. Iamze Tammert - Rike Wohlers-Armas 1:0, 3. Jessica Nill - Sonja Willroth 1:0, 4. Ursula Wasnetzky - Ursula Hielscher remis.
1. Kachiani-Gersinska - Stephanie Müller 1:0, 2. Tammert - Regina Pokorna remis, 3. Wasnetzky - Anetta Günther 0:1, 4. Nill - Claudia Steinbacher remis.
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Kachiani-Gersinska,K - Mueller,S [E73] 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.Le2 0-0 6.Lg5 Sbd7 7.f3 c5 8.d5 Da5 9.Ld2 a6 10.a4 Dc7 11.Sh3 Se5 12.Sf2 Te8 13.0-0 e6 14.a5 exd5 15.cxd5 Tb8 16.Ta3 b6 17.axb6 Dxb6 18.Sa4 Db7 19.f4 Sed7 20.Lf3 Sb6 21.e5 Sfd7 22.Se4 Sc4 23.Tc3 Sxb2 24.Sxb2 Dxb2 25.Sxd6 Te7 26.Kh1 a5 27.Sxc8 Txc8 28.d6 Tee8 29.Tb3 Dd4 30.Tb7 Sf8 31.Lxa5 Dxf4 32.Ld5 1-0 |
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Pokorna,R - Tammert,I [B15]
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Nill,J - Steinbacher,C [E43] 1.d4 Sf6 2.Sf3 e6 3.c4 b6 4.Sc3 Lb4 5.e3 Lb7 6.Ld3 0-0 7.Ld2 d6 8.Dc2 Sbd7 9.a3 Lxc3 10.Lxc3 c5 11.0-0 cxd4 12.Sxd4 Sc5 13.Le2 e5 14.Sf3 Sfe4 15.b4 Se6 16.Lb2 f5 17.Se1 Dg5 18.Lc1 Dg6 19.f3 S4g5 20.Lb2 Tad8 21.Td1 Dh6 22.Db3 Kh8 23.Td2 f4 24.e4 Lc8 25.Dd1 Sf7 26.Sd3 Dg6 27.Kh1 h5 28.De1 Dh6 29.Df2 h4 30.Tfd1 Dg5 31.Lf1 Tfe8 32.c5 dxc5 33.bxc5 bxc5 34.Sxc5 Txd2 35.Txd2 Sxc5 36.Dxc5 De7 37.Da5 Kh7 38.a4 h3 39.Dc3 hxg2+ 40.Lxg2 La6 41.Dc1 Tc8 42.Dd1 Tc7 43.Lh3 Db4 44.Le6 Dc5 45.Dg1 Dxg1+ 46.Kxg1 Sg5 47.Lf5+ g6 48.Lg4 Lc8 49.h4 Sxe4 50.fxe4 Lxg4 51.Lxe5 Te7 52.Td5 Lf3 53.Ta5 Lxe4 54.Ld6 1/2-1/2 |
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Günther,A - Wasnetzky,U [B33] 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 6.Sdb5 d6 7.Lg5 a6 8.Sa3 b5 9.Lxf6 gxf6 10.Sd5 f5 11.exf5 Lxf5 12.c3 Lg7 13.Sc2 Le6 14.Sce3 0-0 15.g3 Tc8 16.Lg2 Kh8 17.Dh5 Se7 18.Sxe7 Dxe7 19.Le4 f5 20.Lxf5 Lxf5 21.Sxf5 Df6 22.g4 Tc4 23.0-0-0 # 23...Tc6 [23...Dg6!?²] 24.Td3 e4 25.Th3 h6 26.Sxh6 Lxh6+ 27.Dxh6+ Dxh6+ 28.Txh6+ Kg7 29.Te6 b4 30.Te7+ Kg8 31.Txe4 bxc3 # 32.bxc3? [32.Te2] 32...Txc3+? [32...Txf2²] 33.Kd2 Ta3 34.f4 Txa2+ 35.Kd3 Tb8 36.Td4+- Tb6 37.h4 a5 38.Ke4 a4 39.Thd1 Th2 40.h5 a3 41.Txd6 1-0 |
Ein sehr interessantes Endspiel ergab sich im Halbfinale am ersten Brett. Jewgenie Pawlowskaja wehrte sich lange gegen die Muggensturmer Großmeisterin Ketino Kachiani-Gersinska.
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Pawlowskaja,J - Kachiani-Gersinska,K [B14]
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Tammert,I - Wohlers-Armas,R [A39] 1.c4 Sf6 2.Sc3 g6 3.g3 Lg7 4.Lg2 0-0 5.d4 c5 6.Sf3 cxd4 7.Sxd4 Sc6 8.0-0 Sxd4 9.Dxd4 d6 10.Lg5 h6 11.Lxf6 Lxf6 12.Dd2 Lg7 13.Sd5 Ld7 14.Tfd1 La4 15.Te1 Lc6 16.Tac1 e6 17.Sc3 Lxg2 18.Kxg2 Db6 19.b3 Tfd8 20.e4 a6 21.Ted1 h5 22.f3 Da5 23.Se2 Dxd2 24.Txd2 Lf8 25.Tcd1 Tdc8 26.Tc2 b5 27.Tdc1 b4 28.Sf4 a5 29.Sd3 Ta7 30.f4 Td7 31.Sb2 Lh6 32.Td1 g5 33.Kf3 Tcd8 34.Tcd2 gxf4 35.gxf4 Kf8 36.c5 d5 37.exd5 Txd5 38.Txd5 Txd5 39.Txd5 exd5 40.Sd3? Zeitnot. [40.Sd1! Ke7 41.Se3 Kd7 (41...Ke6 42.c6! d4 43.Sf5! Lf8 44.Sxd4+ Kd6 45.Ke4+-) 42.Sxd5 Lg7 43.f5 Kc6 44.Sf4 Kxc5 (44...Le5 45.h3 Lxf4 46.Kxf4 f6 47.Kg3 Kxc5 48.Kh4+-) 45.Sxh5+-] 40...Ke7 41.Ke3 Ke6 42.Kd4 Lg7+ 43.Se5 Lf8 # 44.f5+! Kxf5 45.Sxf7 Ke6 46.Sd8+ Kd7 47.Sb7 Kc6 48.Sxa5+ Kb5 49.Sb7 Kc6 50.Sd8+ Kd7 51.Sf7 Kc6 52.Se5+ Kc7 53.Kxd5 Lh6 54.Sd3 h4 55.h3 1-0 |
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Nill,J - Willroth,S [D52] 1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sc3 e6 4.Sf3 Sf6 5.Lg5 Sbd7 6.e3 Le7 7.cxd5 exd5 8.Ld3 Sh5 9.Lxe7 Dxe7 10.0-0 0-0 11.Dc2 g6 12.a3 Sdf6 13.b4 Sg7 14.b5 cxb5 15.Sxb5 Lf5 16.Lxf5 Sxf5 17.Db3 Sd6 18.Sxd6 Dxd6 19.Tfc1 b6 20.Tc2 Tfc8 21.Tac1 De6 22.h3 Se8 23.Se5 Sd6 24.Da4 Txc2 25.Txc2 Tc8 26.Txc8+ Sxc8 27.Sd3 a5 28.Sf4 Df5 29.Dc6 Kg7 30.Sxd5 De6 31.Da8 De4 32.Dxc8 Dxd5 33.Dc3 a4 34.e4 Db3 35.Da1 h5 36.d5+ Kf8 37.d6 Ke8 38.De5+ De6 39.Db5+ Dd7 40.Dxb6 f6 41.f4 Dc8 42.De3 Dc2 43.e5 Db3 44.Da7 De6 45.Dxa4+ 1-0 |
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Hielscher,U - Wasnetzky,U [D35] 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sf3 Sf6 4.Lg5 c6 5.cxd5 exd5 6.Sc3 Sbd7 7.e3 Da5 8.Lxf6 Sxf6 9.Ld3 Ld6 10.0-0 0-0 11.Dc2 g6 12.Tac1 a6 13.a3 Ld7 14.Sa4 Tae8 15.b4 Dd8 16.Sc5 Lc8 17.a4 Te7 18.b5 axb5 19.axb5 cxb5 20.Lxb5 Tc7 21.Db2 De7 22.Sd3 Txc1 23.Dxc1 Lf5 24.Db2 Tc8 25.Tc1 Tc7 26.Sde1 Sg4 27.h3 Sf6 28.Ld3 Se4 29.Txc7 Dxc7 30.Dc2 Dxc2 31.Lxc2 b5 32.Lb3 Le6 33.Sd3 Kg7 34.Sfe5 Sd2 35.Ld1 b4 36.Sf3 Se4 37.Sfe1 Sd2 38.Sc1 Ld7 39.Sed3 Lb5 40.Sb2 f5 41.Sb3 Sc4 42.Le2 Kf6 1/2-1/2 |
Abschließend eine Kombination von Barbara Goergen, mit der die junge Kurstädterin bei den mittelbadischen Jugendmeisterschaften matt setzte. Das Talent aus der Nachwuchsgruppe von Toni Balzert spielte beim Pokal die Glücksfee und zog die Paarungen des Halbfinales.
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W: Goergen S: Zeitvogel
Samuel Zeitvogel hatte zuletzt mit dem Läufer einen Bauern auf e4 vertilgt. Barbara Goergen nutzte dies gekonnt aus. 1.Sxe4 Dxb3 2.Td8+ Kh7 3.Df5+ g6 4.Sf6+ Kg7 5.Tg8 matt.
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