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Karpow besonders blind

Wesselin Topalow auf dem aufsteigenden Ast

von Hartmut Metz, 14. April 2001

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   Das Amber-Turnier in Monaco zählt zu den spektakulärsten Veranstaltungen des Schach-Jahres. Das liegt nicht allein an der stets glänzenden Besetzung, die der niederländische Millionär Joop van Oosterom alljährlich garantiert. Besonderen Reiz erhält das Turnier vor allem durch die Blindpartien, die die Teilnehmer neben einer Schnellschach-Begegnung gegen jeden Kontrahenten zu bestreiten haben. Etwas mehr zur Geschichte der Blindpartien in der nächsten Schachspalte.

   Erst sei der Held des Wettbewerbs gewürdigt: Wesselin Topalow scheint sich auf dem Weg zurück in die absolute Spitze zu befinden. Der Bulgare dümpelte nach einigen Erfolgen, die ihn bis auf Platz vier der Weltrangliste katapultierten, zuletzt immer um Position zehn herum. In Monaco gewann Topalow nicht nur die Gesamtwertung mit 15:7 Zählern und lag bei den Blindpartien mit famosen 8,5:2,5 Punkten in Front, sondern schlug auch beide Weltmeister! Wladimir Kramnik und Viswanathan Anand gelang lediglich ein Remis. Der Russe verlor die Blindpartie, der Inder die nachstehende Schnellschach-Begegnung.









Stellung nach:

W: Anand S: Topalow

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 6.Sdb5 d6 7.Lg5 a6 8.Sa3 b5 9.Lxf6 gxf6 10.Sd5 f5 11.c3 Lg7 12.Ld3 Le6 13.Dh5 0-0 14.0-0 f4 15.Tad1 Kh8 16.g3 Tg8 17.Kh1 Lf8 18.Le2 Tg5 19.Df3 f5 20.gxf4 exf4! Der neue Versuch. Vor knapp einem Vierteljahr hatte Peter Leko in Wijk aan Zee gegen Anand fxe4 21.Dxe4 Lf5 22.De3 exf4 23.Sxf4 Se5 24.Sd5 gespielt. Die Partie endete im 34. Zug mit dem Friedensschluss. 21.Sxf4 Lxa2 22.exf5 Txf5 23.De4 Tf7 24.Lh5 Tf6 25.c4? Ein Zug, der Anand bei der Analyse missfiel. Es ist verständlich, dass Weiß gerne den weißfeldrigen Läufer ausschließen möchte - doch das gelingt nicht. Weiß kommt durch einen falschen Plan vom rechten Weg ab. Eine ordentliche Fortsetzung liegt nicht gerade auf der Hand. Vielleicht Tg1 mit der Idee Tg3 und Optionen eines Schwenks nach d3 oder gar h3. 25...Se5 26.c5 Tc8! 27.cxd6? Führt rasch ins Verderben. b4 ist eine Option, um den Druck auf d6 aufrechtzuerhalten. 27...Lxd6 28.Le2 Df8 29.Sh5 Txf2 30.Sc2? Txf2 muss folgen. Nach Dxf2 31.Sg3 kann sich Anand noch wehren. Ein grober Schnitzer ist indes 31.Txd6?? Tc1+ 32.Td1 Txd1+ 33.Lxd1 Df1 matt. 30...Sd3!

0:1

31.Txd3 scheitert an Txf1+ und 31.Dxd3 beziehungsweise 31.Lxd3 bereiten nach Txh2+ 32.Kg1 Dg8+ keinen Spaß mehr.

Die Partie zum Download (pgn)

   Die Enttäuschung des Turniers war Anatoli Karpow. Der Ex-Weltmeister, der im Mai seinen 50. Geburtstag feiert, befindet sich weiter auf dem absteigenden Ast und wurde nur Vorletzter.

Endstand nach 22 Partien:

1. Wesselin Topalow (Bulgarien) 15, 2. Wladimir Kramnik (Russland) 15, 3. Viswanathan Anand (Indien) 13,5, 4. Alexej Schirow (Spanien) 11,5, 5. Boris Gelfand (Israel) 11, 6. Peter Leko (Ungarn) 11, 7. Jeroen Piket (Niederlande) 10,5, 8. Ljubomir Ljubojevic (Jugoslawien) 9,5, 9. Zoltan Almasi (Ungarn) 9,5, 10. Wassili Iwantschuk (Ukraine) 9, 11. Anatoli Karpow (Russland) 9, 12. Loek van Wely (Niederlande) 7,5.


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