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Musik auf dem Brett

Mark Taimanow feierte 75. Geburtstag

von Hartmut Metz, 26. Februar 2001

mehr Schachtexte von Hartmut Metz


   „Jetzt bleibt mir nur noch die Musik!" Dieser der Verzweiflung entsprungene Satz verfolgt Mark Taimanow auch noch nach 30 Jahren. 1971 war der Großmeister aus dem russischen Charkow im Kandidaten-Viertelfinale Bobby Fischer mit 0:6 unterlegen. Der geniale Amerikaner zerstörte auf dem Weg zur WM auch noch Bent Larsen mit 6:0, ehe Tigran Petrosjan den unvorstellbaren Siegeslauf von 19 Partien in Folge mit einer 2,5:6,5-Niederlage „stoppte". Weil Bobby Fischer hernach auch noch im Finale Boris Spasski schlug und den Sowjets den für die Propaganda so wichtigen WM-Titel abnahm, musste Taimanow in seiner Heimat Repressalien erdulden.

Altmeister Mark Taimanow in Wijk aan Zee

Altmeister Mark Taimanow verfolgte beim Turnier in Wijk aan Zee gespannt die Partien der jungen Weltelite

   Auch diese überstand der Jubilar, der am 7. Februar seinen 75. Geburtstag feierte unbeschadet - schließlich blieb Taimanow ja immer noch seine Musik. Als zweiter Schachspieler nach dem Opernkomponisten und stärksten Meister des 18. Jahrhunderts, François André Philidor (1726-1795), feierte er ebenfalls in den großen Konzertsälen der Welt Triumphe. Mehr darüber in den beiden nächsten BT-Schachspalten. Angesichts der glänzenden Partien, die der zweifache Senioren-Weltmeister in seiner über 50 Jahre langen Karriere spielte, weitet das BT die Reihe über Taimanow auf drei Teile aus.

   Wenn schon nicht Fischer, so doch dessen Nachfolger auf dem WM-Thron, Anatoli Karpow, konnte Taimanow in einer grandiosen Partie 1977 bezwingen.









Stellung nach:

W: Karpow S: Taimanow

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.c4 e5 6.Sb3 Sf6 7.Sc3 Lb4 8.f3 0-0 9.Le3 d6 10.Tc1 b6 11.Ld3 Lc5 12.Dd2 Le6 13.Sxc5 bxc5 14.0-0 Sd4 15.Sd5 Sd7 16.f4 Tb8 17.f5 Lxd5 18.cxd5 Db6 19.Tf2 f6 20.Tc4 Damit leitet Karpow eines seiner typischen Manöver ein: Er spielt um den starken Springer auf d4 herum und stürzt sich mit subtilen Manövern auf den Schwächling auf der a-Linie. 20...a5 21.Ta4 Ta8 22.De1 Ta7 23.b3 Tfa8 24.Tb2 24.Ld2? ist wegen Sxb3! verfrüht. 24...Dc7 25.Ld2 Sb6! Leitet Gegenspiel ein. 26.Txa5 c4! 27.Lf1 27.bxc4? verbietet sich wegen Sa4 und 28.Txa4 ist Pflicht, weil bei 28.Txa7 Dxa7 30.Tb1 Sf3++ folgt. 27...Txa5 28.Lxa5 Dc5 29.Lxb6 Dxb6 30.Kh1 cxb3 31.axb3 g6 32.fxg6 hxg6 33.b4 Kg7 34.b5 f5! 35.exf5 Sxf5 36.Tb3?! Die erste Ungenauigkeit. Weiß sollte nicht das Feld g3 kontrollieren, auf dem nach dem Damenwegzug ein Schach droht, sondern mit 36.Tb1 die Grundlinie. 36...Dd4! Stellt eine tückische Falle, in die Karpow bei knapper Bedenkzeit hineintappt. 37.b6?? Züge wie Tb1, Tc3 oder Dc3 hätten Weiß immer noch die besseren Chancen belassen. 37...Ta1 38.Tb1 38.De2 verliert wegen der schwachen Grundreihe: Dxd5 39.Td3 Sd4 40.Df2 Dc4. Doch was jetzt? 38...Sg3+!! Nach diesem Keulenschlag ließ sich Karpow 39.hxg3 Ta8 nebst Th8 matt nicht mehr zeigen.

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