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Ein großer Pianist

Taimanow vollbrachte immer Besonderes

von Hartmut Metz, 3. März 2001

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   „Schach brachte mir sehr viel Freude und nahm einen bedeutenden Teil in meinem schöpferischen Leben ein. Etwa so viel wie die Musik. In diesem Sinne kann ich mich glücklich schätzen, weil für mich die Verbindung beider Künste ideal war", bekannte Mark Taimanow in einem Interview mit Dagobert Kohlmeyer, das das Schach-Magazin 64 anlässlich des 75. Geburtstages veröffentlichte. Der St. Petersburger ist nicht nur Großmeister, sondern zählt zu den „Größten Pianisten des 20. Jahrhunderts". In dieser Reihe von Philips erschien jedenfalls als 15. Ausgabe (Nr. 456 736-2) ein Doppelalbum mit Taimanows erster von vier Ehefrauen, Ljubow Bruk, die 1996 starb.

Altmeister Mark Taimanow in Wijk aan Zee

Mark Taimanow

   Die Aufnahmen der Stücke von Mozart, Chopin, Rachmaninow, Arenski, Busoni, Poulenc und Milhaud stammen aus ihrer großen Zeit von 1959 bis 1968. Zu Beginn der 70er Jahre trennte sich das geniale Paar, was manch einer dem enormen Druck zuschrieb, dem Taimanow bei seinem Match gegen Bobby Fischer ausgesetzt war (das BT berichtete in der Schachspalte der Vorwoche).

   Die 0:6-Schlappe 1971 in Vancouver schlachtete Taimanow durch ein in der Sowjetunion erfolgreiches Buch mit dem Titel „Ich war ein Opfer Fischers" aus. Auch psychisch verdaute der Musiker die Schmach. Seinen damals berühmt gewordenen Satz, „Jetzt bleibt mir nur noch die Musik", erläutert der Jubilar im Rückblick: „Ich kann mich zu den Enthusiasten auf beiden Gebieten zählen und von einer zur anderen Kunst umschalten. Wenn ich einen Misserfolg in dem einen Bereich hatte, konnte ich das durch den anderen kompensieren. Und umgekehrt, wenn ich Siege auf dem einen Gebiet erreichte, konnte ich gelassen mit Niederlagen in dem anderen umgehen. Gott sei Dank gab es keine Zeit, in der ich im Schach und in der Musik gleichzeitig nichts Besonderes zu Wege brachte."

   Beeindruckend wie die Interpretationen der Mozart-Sonate und der „Phantasien" Rachmaninows sind auch die Partien des zweifachen Senioren-Weltmeisters. Taimanow qualifizierte sich für 23 Sowjet-Meisterschaften und gewann 1956. Eine herrliche Partie spielte er beim Championat 1969.









Stellung nach:

W: Lutikow S: Taimanow

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 e6 5.Sc3 Dc7 6.Le3 a6 7.Ld3 b5 8.Sxc6 Dxc6 9.Ld4 Lb7 10.De2 Se7 11.f4 11.0-0 empfiehlt sich wegen Sf5! nicht. Weil der Springer wegen des Matts auf g2 tabu ist, steckt der Läufer auf d4 in der Klemme. 1...b4 12.Sb1 Sg6 13.Df2 Ld6! 14.Le3 14.Lxg7 kontert Schwarz mit Sxf4! 15.Lxh8 Sxd3+ 16.cxd3 Dc1+ 17.Ke2 Dxh1. 14...0-0 15.Sd2 Tac8 16.h4!? Dc7 17.e5 Lc5 18.h5 Lxe3 19.Dxe3 Se7 20.Sc4 Sf5 21.Dd2 21.Lxf5 exf5 22.Sd6 Dxc2! 23.Sxc8 Txc8 mit gewaltigem Vorteil für den Nachziehenden. Der Läufer ist dem Turm überlegen. Außerdem steckt der weiße König in der Mitte fest. 23.Sxb7 taugt nichts wegen Dxg2. 21...Ld5 22.Se3 Sxe3 23.Dxe3 Dc5 24.Dg3 h6 25.Th4 Dg1+?! Korrekt ist Kh8 26.Tg4 Tg8. 26.Kd2! 26.Ke2 Txc2+ 27.Lxc2 Lc4+ 28.Kd2 (28.Ld3? Lxd3+ 29.Kxd3 Dxa1) Dd4+ 29.Kc1 Dg1+ 30.Kd2 Dd4+ mit Dauerschach. 26...Dd4! Dxa1? erlaubt den Mattangriff 27.Tg4. 27.f5 Was nun? Bei Dxb2 28.f6! muss Schwarz die Waffen strecken. 27...Txc2+! Leitet eine fantastische Abwicklung ein. 28.Kxc2 b3+! 29.Kd1?? Weiß gewinnt mit 29.axb3! Lxb3+ 30.Kd2! (Lutikow missfielen wohl Varianten wie 30.Kxb3 Tb8+ 31.Kc2 Dxb2+ 32.Kd1 Dxa1+ 33.Ke2 - zu einer unklaren Stellung führt 33.Kd2 Tb2+ 34.Lc2 Tb5 35.fxe6 Td5+ 36.Ld3 Db2+ - Tb2+ 34.Ke3 Dc1+ 35.Ke4 Tb4+ 36.Kf3 Dd1+ 37.Ke3 Dxd3+ 38.Kxd3 Tb3+ 39.Ke2 Txg3) Dxb2+ 31.Ke3 Dxa1 32.f6! Dc1+ (Dg1+ 33.Ke2! Dd1+ 34.Kf2 Dd2+ 35.Le2 ändert nichts) 33.Kf2 Dd2+ 34.Le2 Dg5 35.Tg4 Df5+ 36.Kg1 Db1+ 37.Kh2. 29...Dg1+ 30.De1 Dxg2! 31.Df1 Lf3+ 32.Ke1 Auf 32.Kc1 entscheidet Dg5+ 33.Kb1 Dxh4 und 34.Dxf3 verbietet sich wegen des Matts durch De1+ 35.Dd1 Dxd1. 32...Dxb2 33.Tb1 Dxe5+ 34.Kf2 bxa2 35.Te1 Df6 36.Kg3 Lg2! 37.Dg1 37.Dxg2 a1D 38.Txa1 Dxa1 gilt es zu verhindern. 37...exf5 38.Dd4 Dg5+ 39.Kh2 Le4! 40.Thxe4 fxe4 41.Dxe4 Dxh5+

0:1.

Angesichts von 42.Kg3 g6 nebst Tb8 streckte Lutikow die Waffen. Eine neckische Schlussstellung mit sechs Bauern für den Läufer.

Die Partie zum Download (pgn)


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