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Vereinigungs-Match womöglich in Deutschland

„Frankfurter" träfe auf „Dortmunder"

von Hartmut Metz, 13. Januar 2001

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   Von der ersten Runde an hat der neue Weltmeister Viswanathan Anand in Neu Delhi überzeugt. Mit Schwarz remis, mit Weiß gewinnen - die Marschroute ging fast perfekt auf. Dabei gefiel der Inder vor allem mit sehr schön herausgespielten Siegen gegen den Armenier Smbat Lputjan und Viktor Bologan (Moldawien). Lediglich gegen Titelverteidiger Alexander Chalifman geriet Anand ins Trudeln und hätte im Tiebreak gar ausscheiden können. Doch wie schon bei der ersten K.o.-WM 1997 in Groningen rettete sich der Favorit durch zähe Verteidigung im Turmendspiel.

   In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob es zu einem Vereinigungsmatch mit Wladimir Kramnik kommt. Außen vor bleibt auf jeden Fall Garri Kasparow, der bei der Braingames-WM seinen Titel an seinen russischen Landsmann verlor. Kirsan Iljumschinow hält den Weltverband FIDE zurecht für den einzig legitimen WM-Ausrichter. Trotzdem ist nicht auszuschließen, dass der FIDE-Präsident einem Zweikampf den Segen erteilt, bei dem es um mehr als das „Prestige" geht. Anand und Kramnik verstehen sich sehr gut, was bei entsprechender Börse ein Match wahrscheinlich macht.

   Deutschland besäße dann glänzende Chancen auf das erste WM-Duell seit 1934. Zum einen bekam Dortmund bereits von der FIDE eine der nächsten Weltmeisterschaften versprochen. Zum anderen wirft Frankfurt seinen Hut in den Ring: „Beide kommen immer gerne zu unseren Turnieren. Anand ist der Spieler von uns, Kramnik der von Dortmund", verweist Hans-Walter Schmitt auf die engen Bande mit den beiden Assen. Der Organisator der Frankfurt Chess Classic könnte sich eine Aufteilung in zwei WM-Hälften in eine am Main und eine im Ruhrpott gut vorstellen.

W: Anand S: Bologan









Stellung nach:

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 d6 8.c3 0-0 9.h3 Sb8 10.d4 Sbd7 11.Sbd2 Lb7 12.Lc2 Te8 13.Sf1 Lf8 14.Sg3 c5 15.d5 c4 16.Lg5 Dc7 17.Sf5 Kh8 18.g4! Dieser Bauernvorstoß ist in dieser Art von Stellung gebräuchlich. Im 18. Zug ist er jedoch neu. 18...Sg8 19.Dd2 Sc5 20.Le3 Lc8 21.Sg3 Tb8 22.Kg2 a5 23.a3 Se7 24.Th1 Sg6 25.g5 Mit der finsteren Absicht, die schwarze Position mit h4 und h5 aufzurollen. 25...b4!? Der einzig brauchbare Zug, der rasch Gegenspiel erlaubt. 26.axb4 axb4 27.cxb4 Sa6 28.Ta4 Sf4+ 29.Lxf4 exf4 30.Sh5 Db6 31.Dxf4 Sxb4 32.Lb1 Tb7 Nun scheint Schwarz obenauf zu sein. Der weiße Angriff wirkt nicht sonderlich gefährlich, während Bologan Druck gegen b2 entwickelt. 33.Ta3 Tc7 34.Td1 Sa6 35.Sd4!? Dxb2 36.Tg3 c3?! Sc5 ist besser. Mit dem Trick Sd3 Lxd3 Dxd4! könnte so eventuell einer der gefährlichen Springer eliminiert werden. 37.Sf6! Te5 Bei gxf6 38.gxf6 h6 39.Kh1 nebst Tdg1 riecht es förmlich nach einem Matt auf der g-Linie beziehungsweise durch Tg7 nebst Dxh6. 38.g6!! Eine echte Keule, die den Gegner natürlich bei knapper Bedenkzeit aus dem Konzept bringt. 38...fxg6? hxg6!? (gxf6?? verliert sofort nach 39.Dxf6+ Lg7 40.Dd8+) hätte mehr Widerstand geleistet: 39.Dh4+ Th5 40.Sxh5 gxh5. 39.Sd7! Le7 40.Sxe5 dxe5 41.Df7 h6 42.De8+

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