Abgebrühter KramnikHerausforderer übernimmt Führungvon Hartmut Metz |
Mit einem Paukenschlag hat das WM-Match zwischen Garri Kasparow und Wladimir Kramnik begonnen. Nachdem der Herausforderer relativ mühelos mit den schwarzen Steinen zu einem Remis kam, hebelte der Weltranglistenzweite in der zweiten Partie die Nummer eins gekonnt aus. Damit strafte Kramnik die Experten Lügen, die einen eindeutigen Sieg Kasparows erwarteten. Jetzt muss der Titelverteidiger erst einmal den Rückstand aufholen, was angesichts des Betonschachs des schier unbezwingbaren Kramnik nicht leicht wird.
Nur ein Teil der Statistik spricht eindeutig gegen den 25-Jährigen: Er hat noch nie einen Zweikampf gewonnen, während sich Kasparow in allen durchsetzte - mit Ausnahme jenes Duells mit dem Computer Deep Blue. Dafür spricht die Jugend für den zwölf Jahre jüngeren Moskauer. Mit 37 scheint Kasparow zunehmend langsamer zu werden. Schon bei den Frankfurt Chess Classic kam er ständig in Zeitnot, so auch jetzt in London in beiden Partien. In der nachstehenden zweiten Begegnung unterlief ihm dabei im 39. Zug ein haarsträubender Schnitzer. Auch die direkte Bilanz fällt zugunsten des vermeintlichen Außenseiters aus: Nach dem Sieg ist Kramnik der einzige Weltklassespieler, der mit 4:3 Siegen einen positiven Score gegen Kasparow aufweist. Er kennt auch weder Furcht noch Aufregung. Ich brauche mich während eines Turniers nicht zu erholen, weil ich nicht aufgeregt bin", verkündete der Stoiker im Juni in Frankfurt.
Die erste Partie:
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Kasparov,G (2849) - Kramnik,V (2770) [C67]
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Die zweite Partie:
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Kramnik,W (2770) - Kasparow,G (2849) [D85]
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Hier ist die dritte Partie:
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Kasparov,G (2849) - Kramnik,V (2770) [C67]
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