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Kanadier mögen Schach

Erstmals bei Olympia Demonstrationswettbewerb

von Hartmut Metz

mehr Schachtexte von Hartmut Metz


   Die erste Stufe ist geschafft: Schach stieg bei den Olympischen Spielen zum Demonstrationswettbewerb auf. Während die beiden in der Weltrangliste führenden Russen Garri Kasparow und Wladimir Kramnik morgen in London ihren WM-Kampf beginnen, demonstrierten beim alle vier Jahre größten Sportereignis die dahinter folgenden Großmeister, Viswanathan Anand und Alexej Schirow, ihr Können.

   Das olympische Motto, „Dabei sein ist alles", galt in Sydney besonders für den Schachsport. Das Resultat von 1:1 bleibt zweitrangig. „Ich hoffe, dass Schach bald ein vollwertiger Bestandteil der Olympischen Spiele sein wird. Die Anerkennung als olympische Sportart wäre der bedeutendste Fortschritt, den das Spiel jemals erfuhr. Das würde für alle Länder ein Zeichen setzen, Schach als Sport anzuerkennen", erklärte Weltcup-Sieger Anand.

   Dem großen Ziel ordnete der Weltverband FIDE alles unter. Sogar Dopingproben werden - trotz aller Proteste einiger Topspieler - akzeptiert, gleichwohl keine Mittel zur Leistungssteigerung bekannt sind. Die Erfolgsaussichten, alsbald gar um Medaillen zu kämpfen, beurteilen die Kommentatoren sehr unterschiedlich. Als Fürsprecher darf Juan Antonio Samaranch gelten. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) verfolgte bereits 1998 das WM-Finale in Lausanne zwischen Anatoli Karpow und Anand mit außerordentlich großem Interesse. Doch der spanische Grande tritt aus Altersgründen ab.

   Gut möglich, dass die nachrückenden Funktionäre zaudern. Marc Hodler, allgewaltiger Ski-Boss, möchte am liebsten das königliche Spiel zusammen mit Bridge ins Programm hieven. Bevorzugt bei den Winterspielen. „Schach und Bridge müssen zusammenbleiben. Ich habe Hoffnungen in die Olympischen Winterspiele 2002 gesetzt, doch unglücklicherweise ist der Chef der Spiele in Salt Lake City kein Bridgespieler. Vielleicht veranstalten wir etwas Ähnliches wie in Sydney", stellte der Schweizer in Aussicht.

   Hoffnungsfroher als Hodlers Aussagen stimmt eine Umfrage, die die kanadische Fernsehanstalt C.B.C durchführte. Der Sender begehrte von seinen Zuschauern Auskunft, welche Sportarten denn 2004 ins olympische Programm aufrücken sollten. Das erstaunliche Resultat: Nach Squash (35 Prozent), Wasserskifahren (32 Prozent) und Golf (15 Prozent) plädierten neun Prozent, also 1 800 der rund 20 000 Teilnehmer an der Umfrage, für Schach!

   Während Alexej Schirow in der zweiten Schnellschach-Partie seinen Mehrbauer einstellte und danach missmutig ein Unentschieden offerierte, schien beim Auftakt Anand Siegchancen zu besitzen.









Stellung nach:

Schirow,A - Anand,V [B80]
Olympia-Demowettbewerb im SS (1), 07.10.2000

1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Le3 e6 7.f3 b5 8.g4 h6 9.Dd2 Sbd7 10.0-0-0 Lb7 11.h4 b4 12.Sa4 Da5 13.b3 Sc5 14.a3 Sxa4 [14...Tc8 15.Dxb4 (15.axb4? Sxb3+ 16.Sxb3 Dxa4 erfreut Schwarz.) 15...Dc7 16.Kb1! Mit diesem Zug verstärkte Anand die Variante. 16...Scd7 17.Dd2 d5 18.Lh3 dxe4 19.g5 hxg5 20.hxg5 Sd5 21.fxe4 Sxe3 22.Dxe3 Se5 23.Thf1 Lxa3 24.g6! Sxg6 25.Lxe6! fxe6 26.Sxe6 De7 (26...Dxc2+ ist nur ein Schach, durch das sich die Dame vom Schlachtfeld entfernt.) 27.Db6 Eine hübsche Stellung.] 15.axb4 Dc7 16.bxa4 ist für Weiß trotz der offenen Königsstellung etwas besser. 16...d5 17.e5 Sd7 18.f4 Sb6 19.f5 Sxa4 20.fxe6 Sc3 21.exf7+ Kxf7 22.Ld3 Lxb4 23.Tdf1+ Kg8 24.Df2 La3+ 25.Kd2 Se4+ 26.Lxe4 dxe4 27.g5 [27.Df5 Lb4+ 28.Kd1 Dc4 29.Se6 Dd5+ 30.Ke2 Dc4+ 31.Kd1 Dd5+ 32.Ke2 Dc4+ führte im Tiebreak-Halbfinale des Weltcups zwischen Anand und Gelfand zur Punkteteilung.] 27...Ld5 28.gxh6 Lb2 29.Tb1?! Eine gewagte Fortsetzung, ganz typisch für Schirows Stil. „Er wich dem Remis aus, aber die entstandene Stellung bietet eher Schwarz Chancen", analysierte Anand später. 29.hxg7 Da5+ 30.c3 Dxc3+ 31.Kd1 Lb3+ Sxb3 32.Dxb3+ 33.Ke1 Lc3+ 34.Ld2 Db1+ 35.Ke2 Dd3+ führt ins Dauerschach. 29...Lc3+ 30.Kc1 Lxd4 31.Lxd4 e3 32.Dxe3 Lxh1 33.Tb6! Schwarz bleibt lieber auf der sicheren Seite. 33...Txh6 34.Txh6 gxh6 35.Dg1+ nebst Dxh1 räumt Weiß Angriffschancen ein. Ganz schlecht ist 33...gxh6 wegen 34.Dg1+ mit anschließendem Matt. 33...Tc8 34.Db3+ Dc4 35.hxg7 Txh4 36.Tb8! Wickelt ins ausgeglichene Endspiel ab. 36...Dxb3 36...Txd4?? verliert indes nach 37.Txc8+ wegen der auf c4 gefesselten Dame.  37.Txc8+ Kxg7 38.cxb3 Txd4 39.Tc7+ und da anschließend 40.Ta7 den a-Bauern abräumt, einigten sich die Kontrahenten auf ein Remis.

1/2-1/2

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