Startseite Rochade Kuppenheim

Andreas Schenk ein Ausnahmetalent

Baden-Ooser wurde ungeschlagen deutscher Meister

von Hartmut Metz

mehr Schachtexte von Hartmut Metz


   Mit dem Kuppenheimer Günther Tammert, der es in seiner Jugendzeit bis an die deutsche Spitze brachte, oder dem früheren Rastatter Wolfgang Gerstner hat der Bezirk Mittelbaden in den vergangenen zwei Jahrzehnten schon große Talente hervorgebracht. Aus verschiedenen Gründen blieben sie jedoch nicht am Ball - oder besser Brett - und verpassten den Durchbruch im Seniorenbereich. Der ist jedoch zweifellos dem größten mittelbadischen Talent zuzutrauen: Andreas Schenk eilt derzeit von Erfolg zu Erfolg. Binnen weniger Wochen wurde der 18-Jährige aus Bühlertal Deutscher Meister, schaffte im tschechischen Pardubice seine erste Norm zum Internationalen Meister und steht mit dem SC Baden-Oos im Endspiel des badischen Pokals. Gegner in der Baden-Badener Karpow-Schachakademie ist Waldshut-Tiengen.

 

Andreas Schenk

Andreas Schenk

 

   In Pardubice verpasste Andreas Schenk nur um einen halben Zähler eine Großmeister-Norm. Mit 6,5:2,5 Punkten schob sich der Baden-Ooser als 13. mitten in die Phalanx der Profis! Dass das Masters in Pardubice zu den stärksten Open der Welt zählt, zeigen die Platzierungen zweier renommierter deutscher Großmeister: Der Erfurter Thomas Luther und Schenks Trainer und Mannschaftskamerad, Philipp Schlosser, kamen dagegen mit 5,5 Zählern nicht einmal unter die ersten 50.

   Bei den nationalen Titelkämpfen in Überlingen blieb der 18-Jährige mit 7:2 Punkten ungeschlagen. Nachstehend sein schönster Sieg, den er für uns kommentierte.









Stellung nach:

Markos,J (2330) - Schenk,A (2325) [D27]
MEM U18 Balatonlelle (5.2), 13.07.2000
Anmerkungen von Andreas Schenk

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 d5 4.Sc3 dxc4 5.e3 [Ursprünglich habe ich mich auf diese Variante (Wiener Variante) vorbereitet, doch mein Gegner wollte sich mit mir wohl kein großes theoretisches Duell liefern: 5.e4 Lb4 6.Lg5 c5 7.Lxc4 cxd4 8.Sxd4 Lxc3+ 9.bxc3 Da5 ...] 5...a6 Nun befinden wir uns im angenommenen Damengambit. Auch hier wählte mein Gegner mit 6.a4!? nicht die Hauptfortsetzung, die in [6.Lxc4 bestand. Danach folgt 6...c5 7.0-0 b5 8.Lb3 Lb7 9.De2 Sbd7 10.Td1 Db6= mit ungefährem Ausgleich.] 6...c5 7.Lxc4 Sc6 8.0-0 Le7 [8...Ld6!? ist auch spielbar.; 8...cxd4 9.exd4 Le7 gibt es auch; wollte ich aber nicht spielen, da Schwarz hier vor konkreten Entwicklungsproblemen steht und ich mich nicht gut genug auskannte.] 9.De2 0-0 10.Td1 Dc7 11.d5 [11.dxc5 Lxc5 12.b3= (12.e4?! Sg4) ; 11.h3!? damit nach d5 der schwarze Läufer nicht auf sein natürliches Feld g4 gelangt.; 11.Ld2 Td8 12.dxc5 Lxc5 13.Tac1 b6 14.Sa2 a5 15.Sc3 Lb7 16.Sb5 De7 ½-½ Kempinski,R- Rublevsky,S/Polanica Rubinstein mem 1996] 11...exd5 12.Lxd5 [12.Sxd5 Sxd5 13.Lxd5 Lg4 Dieser Figurentausch kommt dem Schwarzen zugute, da der Schwarzfelder nun das aktive Feld f6 erhält.] 12...Lg4 13.h3 Lh5 14.b3 Tfd8 15.Lb2 Db6! Der erste kreative Zug. Ein stereotyper Zug wie Td7 oder Tac8 führt wohl maximal zu Ausgleich. Schwarz attackiert die einzige Schwäche im weißen Lager, den rückständigen Bauern b3. 16.g4 [16.Tac1?! Sxd5 17.Sxd5 Dxb3 18.Sxe7+ Sxe7 19.g4 Lg6 20.Txd8+ Txd8 21.Txc5 Td1+ 22.Kh2 Dxa4 Und Schwarz besitzt einen Mehrbauern.; 16.Lc4 Sa5] 16...Lg6 17.e4 Was sonst ? [17.Lc4 Sa5] 17...Sd4 18.Sxd4 cxd4 19.a5! Db4!! Inspiriert von einem Damenopfer, das ich vor kurzem bei Karpow gesehen hatte, scheute ich mich nicht davor, meine Dame zu opfern. Für die Dame erhält Schwarz einen gefährlichen Freibauern, der in Verbindung mit dem Läuferpaar und aktiven Türmen genug Kompensation bedeutet. [19...Da7 20.Sa4 Sxd5 21.exd5± Und Weiß steht klar besser, es droht einfach Sb6 und Lxd4; die schwarzen Figuren finden keine guten Felder mehr.; 19...Dc7 Führt nur zum Ausgleich 20.Txd4 Lc5 21.Td3 Sxd5 22.Sxd5 Txd5 A) 23.Txd5 Dg3+ 24.Kf1 Dh2! (24...Dxh3+?= 25.Kg1) 25.Dc2 Lxe4 26.Dxc5 Dg2+ 27.Ke1 Lxd5; B) 23.exd5 23...Lxd3 24.Dxd3 Lxf2+ 25.Kxf2 Dh2+ Schwarz hat nichts Besseres als Dauerschach.] 20.Ta4 [20.Sa2 Dxa5 21.Lxd4 Sxd5 Schwarz besitzt das Läuferpaar und kann gegen den Isolani und die geschwächte weiße Königsstellung spielen.] 20...dxc3 21.Txb4 Lxb4 22.Lc1 c2! Gewinnt zumindest ein Tempo. 23.Tf1? Die einzige weiße Chance bestand in einem Turmtausch. [23.Td4 Sxd5 24.Txd5 Txd5 25.exd5 Kf8!] 23...Sxd5 24.exd5 Tac8! Der schwarze Plan ist nun simpel: Türme auf der d-Linie verdoppeln und Td1 spielen. [24...Txd5 25.Dc4 Td1 26.Dxb4 Ld3 27.Lb2 Txf1+ 28.Kh2 Td1-+ Und Schwarz sollte auch gewinnen.] 25.Df3 Tc3 26.Df4 Ld6! Die Koordination meiner Figuren war mir wichtiger als der unwichtige Bauer auf a5. Außerdem geht es um jedes Tempo. 27.Da4 Td3 28.f4 Lc5+ 29.Kh2 Td4 30.Dxd4?-+ Weiß verliert die Nerven und resigniert. Aber die Stellung war wohl ohnehin hoffnungslos. [30.b4 Lxb4 31.Te1 f6] 30...Lxd4 31.f5 Txd5 32.Te1 f6 33.fxg6 Le5+ 34.Kg2 Td1 35.gxh7+ Kxh7 36.Tf1 g5 37.h4 Txf1

0-1

vorherige Meko

Meko-Übersicht

nächste Meko