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Kasparow gerät in Rage

Großmeister lechzt nach Anerkennung

von Hartmut Metz

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   Bei den wenigen Top-Turnieren, die es angesichts wegbrechender Sponsoren noch weltweit gibt, dominiert seit Jahr und Tag Garri Kasparow. Nach seiner Schwächeperiode 1998 dominierte der Weltranglistenerste im vergangenen Jahr und setzte in Wijk aan Zee seine Hegemonie fort. Mit 9,5:3,5 Punkten gewann der 36-jährige Russe äußerst souverän.

   In der Reihe seiner Kronprinzen stieg in den Niederlanden Peter Leko auf. Der 19-jährige Ungar, mittlerweile Nummer sechs in der Weltrangliste, ist nicht nur seit Mai 1999 in Turnierpartien ungeschlagen. Das Supertalent spielt nun auch konsequenter auf Sieg. Lohn: Zusammen mit Viswanathan Anand und Wladimir Kramnik belegte Leko Rang drei in Wijk aan Zee. Knapp dahinter folgte ein weiterer potenzieller Weltmeister, Alexander Morosewitsch, sowie Michael Adams.

Der Endstand nach 13 Runden:

1.

Kasparow Russland 9,5

2.

Kramnik Russland) 8,0

3.

Leko Ungarn 8,0

4.

Anand Indien 8,0

5.

Morosewitsch Russland 7,5

6.

Adams England 7,0

7.

Piket Niederlande 6,5

8.

Timman Niederlande 6,5

9.

Nikolic Bosnien-Herzegowina 6,0

10.

Short England 5,5

11.

Judit Polgar Ungarn 5,0

12.

Kortschnoi Schweiz 5,0

13.

Lputian Armenien 4,5

14.

van Wely Niederlande 4,0

   Garri Kasparow sorgte einmal mehr nicht nur für sportliches Aufsehen: Der Großmeister ließ seinem Jähzorn freien Lauf, als er in der letzten Runde nicht den Publikumspreis für die beste Partie des Tages erhielt. Obwohl er nur glücklich Judit Polgar geschalgen hatte, die deutliche Vorteile besessen hatte, machte ihn der Liebesentzug der Fans wütend. Dabei ging es nicht um die 500 Gulden (rund 450 Mark) als Preis, sondern um die Anerkennung, nach der Kasparow wie kein Zweiter lechzt. Insgesamt bekam der gebürtige Aserbaidschaner nämlich nur einmal die Auszeichnung. Hübsch anzusehen war unter anderem Kasparows Sieg über den Niederländer Loek van Wely - trotzdem erhielt auch sie keine einzige Stimme im Wettbewerb um die schönste Partie!

 









Stellung nach:

Kasparow - van Wely [B80]
Wijk aan Zee

1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Le3 e6 7.f3 b5 8.g4 h6 9.Dd2 Sbd7 10.0-0-0 Lb7 11.h4 b4 12.Sa4 d5?! Häufiger setzt Schwarz in dieser Position mit Da5 fort. 13.Lh3 g5? Die gesamte Idee des Nachziehenden sei "einfach schlecht", tadelte Kasparow. 13...dxe4? verbot sich wegen 14.g5 hxg5 15.hxg5 Sd5 16.g6! 14.Lg2 gxh4? Die einzige halbwegs brauchbare Fortsetzung ist Tg8 15.Txh4 dxe4 16.g5 Sd5 17.Txe4 Der Turm schwenkte auf ungewöhnlicher Route nach e4, wo er nun stark steht. 17...hxg5 18.Lxg5 Da5 19.f4! Damit bezieht Weiß seine letzte Figur aktiv ins Geschehen ein 19...Th2 Sturm erntet van Wely auch nach 19...Dxa4 20.Sxe6 fxe6 21.Txe6+ Kf7 22.Lxd5 Lxd5 23.Dxd5 Kg7 24.Lf6+! Sxf6 25.Dg5+ nebst Matt in drei Zügen. 20.Sxe6! fxe6 21.Txe6+ Kf7 22.Dd3 Lg7 Oder 22...Kxe6 23.Lxd5+ Lxd5 24.Dg6+ Sf6 25.Dxf6+ Kd7 26.Txd5+ Dxd5 27.Sb6+ 23.Df5+ Kg8 24.Txd5 Dxa4 25.Te7 Das Ende könnte so aussehen: 25...Kh8 26.Txg7! Dxa2 27.Lf6 Sxf6 28.Dxf6 Da1+ 29.Kd2.

1-0

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