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Die neue Schachkönigin Europas heißt Alexandra Kostenjuk

Frauenschach ohne Kompromisse bei der EM in Dresden. Pähtz wird Herren-IM und verpasst WM-Ticket knapp. Shmirina und Czäczine nonstop neue deutsche Titelträgerinnen: Teil 1

von Harald Fietz, Mai 2004

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   Nach langen 13 Spieltagen setzte sich die Moskauerin Alexandra Kostenjuk am 3. April, 20 Tage vor ihrem 20. Geburtstag, die europäische Schachkrone auf. In einem spannenden Tie-Break-Finale bezwang die Vize-Weltmeisterin von 2001 Zhaoqin Peng, die Niederländerin chinesischer Herkunft, in Schnellpartien mit 1,5:0,5. Den Bronzerang sicherte sich die Bulgarin Antoaneta Stefanova durch ein 2:0 im Tie-Break gegen die Ukrainerin Natalia Zhukova. Bei den deutschen Teilnehmerinnen gab es mehr Höhen als Tiefen, obwohl die in Dresden lebende Elisabeth Pähtz die Qualifikation für die Weltmeisterschaft unglücklich verpasste. Dennoch tröstete sie sich mit der dritten, finalen Herren-IM-Norm. Zwei andere Sächsinnen, Evgenija Shmirina und Anne Czäczine, erzielten gegen ausreichend starke Gegnerschaft die Hälfte der Punkte, was unmittelbar für den weiblichen IM-Titel qualifizierte. Insgesamt bot Dresden - so der einhellige Tenor - zwei Wochen ausgesprochen kampfbetontes Schach.

Frauen-Europameisterschaft Dresden 2004

 

Go West

   Zum fünften Mal kam zwischen dem 20. März und 3. April 2004 die Frauen-Europameisterschaft zur Ausspielung. Nach Batumi, Warschau, Warna und Istanbul setzten sich die besten Schachspielerinnen Europas erstmals weiter westlich in einem EU-Land ans Brett. Mit der Stadt Dresden und dem bewährten Schachfestival-Team organisierte eines der wichtigsten Schachzentren Deutschlands dieses prestigeträchtige Kontinentalturnier. Für die Elbflorenzer stellte das von genau 30 Schachnationen besuchte Turnier eine bedeutende Etappe beim Streben nach dem größten völkerverbindenden Schachevent, der Schacholympiade, dar. Der wichtigste private Geldgeber für die Frauen-EM kam - neben Chiphersteller Infineon und dem Treff-Hotel - aus dem Bankensektor. Andrea Feuker, Mitarbeiterin der Pressestelle, reflektierte in ihrem Grußwort: "Schachspieler entwickeln und trainieren Geduld, taktische und strategische Fähigkeiten, folgerichtiges Denken, Kombinationsfähigkeit und schöpferische Fantasie. Die Eigenschaften braucht auch ein Banker. Deshalb meinen wir: Schach und die Stadtsparkasse Dresden passen gut zusammen." Um den Preisfond von über 31000 Euro bewarben sich 108 Spielerinnen. Der Geldtopf lag zwar gegenüber dem vergangenen Jahr in Istanbul (dort waren es 44000 Euro) niedriger; allerdings stand diesmal - wie Organisator Dr. Dirk Jordan betonte - kein 20000 Euro Zuschuss der FIDE zur Verfügung!

 

Magnet Europameisterschaft

   Dennoch gab es für alle Spielstärken Motivationen, sich in ein kostenintensives Abenteuer mit zwölf Runden über zwei Wochen zu stürzen. 4000 - 3000 - 2500 Euro lagen bereit für die Plätze auf dem Treppchen bei insgesamt 20 Geldpreisen (gestaffelt bis 500 Euro abwärts) und jeweils fünfmal Geld für die Kategorien Best of U-2300, U-2200 und U-2100. Für die übernächste Weltmeisterschaft waren zwölf Qualifikationsplätze ausgelobt. Reizvoll für Spielerinnen mit Normabsichten die Neuerung, dass Frauentitel direkt zu erreichen waren. Die Erhöhung von elf auf zwölf Runden machte es möglich.

   Obwohl von den ursprünglich gemeldeten 124 Teilnehmerinnen letztlich nur 108 Spielerinnen anreisten, kamen alle wichtigen Nationen im europäischen Frauenschach. Bedauerlicherweise sagten die gemeinsamen Weltranglistendritten Alisa Galjamowa und Swetlana Matwejewa aus Russland kurzfristig ab. So führte die Zehnte der Frauenweltrangliste Pia Cramling (Elo 2488) das Feld an. Hinter der Titelverteidigerin ging es prominent weiter: Stefanova (2478), die Fraueneuropameisterin von 2002, Kostenjuk (2469) und Zhukova (2462), die erste Fraueneuropameisterin von 2000, galten als heiße Favoritinnen. Während die beiden Topspielerinnen zudem den Herrengroßmeistertitel besitzen, trägt Kostenjuk - wie weitere Teilnehmerinnen - den IM-Titel der Herren: Iweta Radziewicz (2442) und Monika Socko (2415) aus Polen, Corinna-Isabela Peptan (2439) und Cristiana Adela Foisor (2404) aus Rumänien, Olga Alexandrowa (2437) und Inna Gaponenko (2430) aus der Ukraine, Ketevan Arakhamia-Grant (2435) und Nino Khurtsidze (2411) aus Georgien, Elina Danielian (2428) aus Armenien, Zhaoqin Peng (2419) aus den Niederlanden und die erst 17-jährige Marie Sebag (2404) aus Frankreich. Zu beachten galt es weitere Shootingstars im Alter um die 18 Jahre: die russischen Kosintsewa-Schwestern Tatjana und Nadeshda (2447 bzw. 2425) und Nana Dzagnidze aus dem georgischen Tiflis (2459). Von den 37 Europäerinnen in den Top 50 der Frauen setzten sich 21 an das Brett. Alle 21 Spielerinnen wiesen mehr als 2400 Elo aus.

Frauen-Europameisterschaft 2004

   Gleich dahinter rangierte die Lokalmatadorin Elisabeth Pähtz (2399), die beste Denksportlerin der 21-köpfigen deutschen Delegation (gefolgt von Elena Levushkina mit Elo 2303 und Jessica Nill mit Elo 2246). In der 16 Spielerinnen zählenden russischen Abordnung mochte - außer Kostenjuk - die zweitstärkste Ekaterina Kowalewskaja (2451) für eine Überraschung gut sein. Sicher hatten wenige damit gerechnet, dass die drittgrößte Gruppe aus der Türkei kommt. Die acht Starterinnen - voran die FIDE-Meisterin Betul Cemre Yildiz (2118) - beabsichtigten, vor allen Erfahrung bei dieser starken Meisterschaft zu sammeln. "Wir sind hier aber nicht als Touristen gekommen," unterstrich Ali Nihat Yazici, der Präsident des türkischen Verbandes, der neben einem Trainer und einer Psychologin anreiste. Innerhalb der internationalen Leistungsdichte eine Favoritin auszumachen, wäre Kaffeesatzleserei gleichgekommen. Wer vorne mitspielen wollte, musste insbesondere mit der nicht zu häufig gespielten FIDE-Bedenkzeit (90 Minuten für 36 Züge plus 30 Sekunden für jeden Zug) zurechtkommen. Das heißt für gewöhnlich, die Balance zwischen solider Spielanlage und Zockermentalität zu finden.

 

Peng schießt Konkurrenz in Hälfte eins ab

   Als Tempomacherin der ersten Turnierhälfte etablierte sich die zierliche, in Kanton geborene Chinesin Zhaoqin Peng. Mit einem makellosen Start und fünf Siegen - darunter gegen Elena Sedina und Pähtz aus dem erweiterteren Favoritinnenkreis - beeindruckte die in Rotterdam beheimatete 35-Jährige die Konkurrenz. Ihr Gestus am Brett ist fast immer entspannt, keine aggressive Gefühlsregung spiegelt sich im Gesicht. Mit leichter Konzentration sammelte die Niederländerin, die erst im späten Alter von zwölf Jahren das königliche Spiel erlernte, gegen schwächere Gegnerinnen Bauern ein und verwertet technisch sicher. Nach einer "Auszeit" mit einem neunzügigen Remis gegen die Titelverteidigerin folgte zum Auftakt der zweiten Hälfte eine Demonstration mit der französischen Eröffnung gegen die seit 1996 in Edinburgh beheimatete Arakhamia-Grant.

 











Arakhamia-Grant,K (2435) - Peng,Z (2419) [C18]
Dresden (Frauen-EM) (7.1), 27.03.2004

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Lb4 4.e5 c5 5.a3 Lxc3+ 6.bxc3 Da5 7.Ld2 Se7 8.a4 Sbc6 9.Sf3 Ld7 10.Lb5 Dc7 11.0-0 Sa5 12.Le2 h6 13.Lc1 cxd4 14.cxd4 Sc4 15.c3 Tc8 16.Sd2 Sxd2 17.Lxd2 0-0 18.f4 f6 19.Db3 Sc6 20.Tae1 Sa5 21.Db4 f5 22.Tf3 Sc4 23.Lc1 Tf7 24.Tg3 a5 25.Db3 Le8 26.Th3 Dc6 27.Ld1 b5 28.axb5 Dxb5 29.Dc2 a4 30.g4 a3 31.Le2 Ta8 32.Da2 Tb7 33.gxf5 Db1 34.Lxc4 dxc4 35.Dg2 a2 0-1

 

   Vor dem Ruhetag gab noch ein bis zur Neige ausgekämpftes, 78-zügiges Remis gegen Stefanova. Dadurch rettete die geschiedene Mutter eines vierjährigen Sohns nach acht Runden einen halben Punkt Vorsprung auf Danielian vom letztjährigen Mannschaftseuropameister Armenien und die überraschend stark auftrumpfende Russin Irina Slavina (Elo 2413) aus Archangelsk. Vor dem Ruhetag nach Zweidrittel des Turniers herrschte die Meinung vor, dass Pengs souveräne Form eigentlich für den Sprung nach ganz oben ausreichen kann.

   Wo normalerweise nach acht Runden die Konstellationen für den Schlusstag anstehen, konnte bei zwölf Ansetzungen aufgrund der breiten Spitze (5,5 Punkte reichten bis Platz 17) kaum eine Prognose gestellt werden. Trotz Wertungsunterschieden von manchmal 200 bis 300 Punkten gab es bereits vor dem finalen Drittel etliche Überraschungen und Formschwankungen. In den ersten Runden sorgten auch Deutsche für einiges Augenbrauenzucken: Anne Czäczine (2153) besiegte die routinierte Foisor von Bundesligisten Meerbauer Kiel, die aber nach einem weiteren halben Punktverlust zwischen Runde drei und zehn einen Lauf mit sieben Siegen in acht Partien hinlegen und letztlich auf Platz sieben einkam!

 










Czaeczine,A (2153) - Foisor,C (2404) [B28]
Dresden (Frauen-EM) (1.21), 21.03.2004
[Anne Czaeczine]

1.e4 c5 2.Sf3 a6 3.Sc3 b5 4.d4 e6 5.Le3 cxd4 6.Sxd4 Lb7 7.Ld3 Sf6 8.e5 Sd5 9.Sxd5 Lxd5 10.0-0 Sc6 11.f4 Dc7 12.c3 Db7 13.Tf2 h5 14.Le2 g6 15.Lf3 Se7 16.Sb3 Lxf3 17.Txf3 Sf5 18.Lf2 Le7 [ Eine bessere Möglichkeit, die schwarze Stellung zu entlasten, wäre 18...d6 , denn nach der Partiefortsetzung übt Weiß starken Druck auf der d-Linie und gegen d7 aus.] 19.Td3 Td8 20.De2 0-0 21.Sd4 Tfe8 22.Tad1 Dc7 23.Sxf5 exf5 24.Dd2 Dc4 25.a3 De6 26.h3 [ Der d-Bauer läuft ohnehin nicht weg; das gefräßige 26.Txd7 Txd7 27.Dxd7 Td8 (Vorsicht Grundreihe!) 28.Dxd8+ Lxd8 29.Txd8+ Kh7 30.Lh4 Db6+ 31.Kf1 De3 führt zu einer ausgeglichen Stellung.] 26...Kh7 27.Kh2 g5 Verzweiflung, weil d7 nicht zu retten ist. 28.fxg5 Dxe5+ 29.Lg3 Dg7 30.Lf4 f6 31.h4 [ Computer schlagen taktisch mit 31.g6+ Dxg6 ( 31...Kh8 32.Txd7 Txd7 33.Dxd7 ) 32.Txd7 Txd7 33.Dxd7 und weißem Gewinn zu.] 31...d6 32.Td5 fxg5 33.hxg5 Dg6 34.Dd3 Tf8 35.Lxd6 Lxg5 [ Auch 35...Lxd6+ 36.Txd6 Dxd6+ 37.Dxd6 Txd6 38.Txd6 überzeugt nur für Weiß.] 36.Lxf8 Txf8 37.Td7+ Kh6 38.g3 h4 39.Td6 Lf6 40.De3+ Kh7 41.Kg2 Te8 42.Df2 Dg4 43.Te1 Txe1 44.Dxe1 Lg7 45.De6 Zeitnot. Besser war, g3 nicht im Stich zu lassen und mit [ 45.Txa6 erst den Damenflügel leer zu räumen.] 45...Dxg3+ 46.Kf1 Dg4 47.Td5 Df3+ 48.Ke1 Dh1+ 49.Ke2 Dg2+ 50.Kd1 Dg4+ 51.Kc2 h3 52.Dxf5+ Dxf5+ 53.Txf5 Kg6 54.Tf3 [ Technisch genauer ist 54.Tf1 , um den schwarzen König von seinem Freibauern entfernt zu halten.] 54...h2 55.Th3 Le5 56.Kd3 Kf5 57.Ke2 a5 [ Nach 57...Kg4 steht Weiß noch vor reichlich technischen Schwierigkeiten, da der König das Umweandlungsfeld nicht unter Kontrolle bekommt.] 58.Kf3 a4 59.Kg2 Ke4 60.Th4+ Lf4 61.Th5 Le5 62.Th4+ Lf4 Zugzwang in Zeitnot!! 63.Kh1 Ke3 64.Th5 Kd3 65.Txb5 Kc2 66.c4 Kb1 67.c5 Kc2 68.c6 Ld6 69.Tb7 Le5 70.Tb4 Lg3 71.Txa4 Kxb2 72.Ta7 Kb3 73.c7 Eine gelunge Revanche für die in der Bundesliga erlittene, unglückliche Niederlage ... 1-0

 

   Eine weitere Überraschungen lieferte u.a. Heike Vogel (2152) aus der Formel-eins-Schumacher-Stadt Kerpen, die zum Auftakt gegen die als Geheimfavoritin gehandelte Marie Sebag remisierte und später die immer zu beachtende Polin Iweta Radziewicz in 77 Zügen niederrang.

 










Vogel,H (2152) - Radziewicz,I (2442) [A45]
Dresden (Frauen-EM) (6.32), 26.03.2004

1.d4 Sf6 2.Lg5 Se4 3.Lf4 c5 4.f3 Sf6 5.d5 d6 6.e4 e5 7.Le3 Le7 8.Sc3 0-0 9.Sge2 Se8 10.g4 a6 11.a4 Sd7 12.Sg3 Lg5 13.Dd2 Lxe3 14.Dxe3 Dh4 15.Kd2 g6 16.Le2 Sg7 17.Tag1 Kh8 18.Tg2 b6 19.Thg1 f6 20.Sf1 Ta7 21.Tg3 Sb8 22.Df2 f5 23.gxf5 gxf5 24.Dg2 Dh6+ 25.Se3 f4 26.Sg4 Dg6 27.Th3 Lxg4 28.Dxg4 Dxg4 29.fxg4 Taf7 30.Lf3 Se8 31.Th6 Tf6 32.Txf6 Sxf6 33.g5 Tg8 34.Tg2 Sfd7 35.h4 h6 36.Sd1 hxg5 37.hxg5 Kg7 38.Sf2 Th8 39.Sg4 Th3 40.Ke2 Kg6 41.Sh6 Tg3 42.Txg3 fxg3 43.Sf5 Kxg5 44.Sxg3 Sf6 45.Sf5 Se8 46.Ke3 Sd7 47.Le2 Sdf6 48.Se7 b5 49.axb5 axb5 50.Lxb5 Sg4+ 51.Kf3 Sc7 52.Lc4 Sh2+ 53.Kg3 Sg4 54.Sc8 Se3 55.Sxd6 Kf6 56.Ld3 Ke7 57.Sc4 Sxc4 58.Lxc4 Se8 59.b3 Kf6 60.Kg4 Sd6 61.Ld3 Sc8 62.c3 Sb6 63.b4 cxb4 64.cxb4 Sc8 65.La6 Sb6 66.Lb5 Ke7 67.Kf5 Kd6 68.Kf6 Sc8 69.Kf7 Se7 70.Ld3 Kd7 71.Lb5+ Kd6 72.Le2 Sc8 73.Ke8 Kc7 74.Ld3 Kd6 75.Kd8 Sa7 76.b5 Kc5 77.Kc7 1-0

 

   Sebags Leistungen schwankten ziemlich, sie zog insbesondere gegen etwas stärkere Konkurrentinnen jeweils den kürzeren (Cramling, Kostenjuk, Tatjana Kosintsewa) und platzierte sich schließlich auf Platz 26. Radziewicz ergatterte bis zur 6. Runde nur zwei Punkte, startete dann aber voll durch, bevor sie eine Schlussrundenniederlage auf Platz 32 zurückwarf. Die bereits beim ZMD-Open 2003 stark spielende 14-jährigen Ukrainerin Anna Muyzchuk (2367) ließ im Konzert der Großen einige Mal ihr Talent aufblitzen (Sieg durch Technik gegen Zhukova, Remisen gegen Arakhamia-Grant und Khurtsidze). Am Ende stand Platz 38.

 










Muzychuk,A (2367) - Zhukova,N (2462) [C01]
Dresden (Frauen-EM) (2.4), 22.03.2004

1.e4 e6 2.d4 d5 3.exd5 exd5 4.Sf3 Ld6 5.h3 Sc6 6.Le2 Sge7 7.0-0 Lf5 8.c4 dxc4 9.Lxc4 0-0 10.Sc3 Lg6 11.Lg5 h6 12.Lh4 Dd7 13.d5 Se5 14.Sxe5 Lxe5 15.Te1 Sf5 16.Txe5 Sxh4 17.De2 a6 18.Te1 Sf5 19.Ld3 Sd4 20.Dd1 Lxd3 21.Dxd3 Sc6 22.T5e3 Sa7 23.Te7 Dd6 24.Dg3 Dxg3 25.fxg3 Tac8 26.T1e4 Sb5 27.Sxb5 axb5 28.Tb4 Tfd8 29.Txb5 Kf8 30.Te3 b6 31.Tc3 Td6 32.a4 Ke7 33.a5 Kd7 34.axb6 cxb6 35.Kf2 Ta8 36.g4 Ta1 37.Tf3 Ke7 38.Tfb3 Td1 39.Txb6 Txb6 40.Txb6 Txd5 41.Ke3 Td1 42.Tc6 Te1+ 43.Kf2 Tb1 44.Tc2 Ke6 45.Ke3 Kd5 46.Tf2 f6 47.Kf4 g6 48.Td2+ Ke6 49.Ke4 Tf1 50.Kd4 Kd6 51.Kc4+ Kc6 52.Kb4 f5 53.gxf5 Txf5 54.Te2 Tf6 55.Ka5 Tf5+ 56.Ka6 Kc5 57.Te4 Tf2 58.b4+ Kd5 59.Tg4 Tf6+ 60.Kb5 g5 61.Tg3 Kd4 62.Tg4+ Kd5 63.h4 gxh4 64.Txh4 Tg6 65.Th5+ Kd6 66.Kb6 Kd7+ 67.Kb7 Txg2 68.Txh6 Tb2 69.Th4 Tb1 70.Tc4 Kd6 71.Kb6 Kd5 72.Tc5+ Kd6 73.b5 Ta1 74.Tc2 Kd7 75.Kb7 Ta3 76.b6 Ta1 77.Td2+ Ke7 78.Td4 1-0

 

   Das holländische Quintett jubelte ebenfalls häufiger: Neben der vorne ihre Kreise ziehenden Peng gab es in dem von GM Adrian Michaltschischin, dem Trainer-Fuchs aus der Lwower Schachschule, seit einem Jahr betreuten Damenteam etliche gute Leistung (und am Ende zwei Normen für die Oranje-Girls, die sie bei der Siegerehrung in T-Shirts der Landesfarben fröhlich-frenetisch feierten). Dabei tat sich Marlies Bensdrop (2161) zweimal durch Großtaten gegen Spielerinnen mit um die 300 Wertungspunkten mehr hervor. In Runde eins besiegte sie die später ständig an den vorderen Brettern zu findende 24-jährige Irina Slavina und in Runde vier musste die Kiewerin Zhukova einen halben Punkt abdrücken.

 










Slavina,I (2413) - Bensdorp,M (2161) [D17]
Dresden (Frauen-EM) (1.18), 21.03.2004

1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 dxc4 5.a4 Lf5 6.Sh4 Lc8 7.e3 e5 8.Lxc4 exd4 9.exd4 Le7 10.0-0 0-0 11.h3 Sa6 12.Te1 Sc7 13.Lg5 Le6 14.Lxe6 Sxe6 15.Le3 Te8 16.Sf3 Da5 17.Db3 Db4 18.Dc2 Tad8 19.a5 Sd5 20.a6 Sxe3 21.fxe3 b5 22.Se5 Tc8 23.Tf1 f6 24.Sd3 Dd6 25.b4 Sg5 26.Df2 Ld8 27.Sc5 Lc7 28.Tfc1 Dh2+ 29.Kf1 Lg3 30.Dg1 Dxg1+ 31.Kxg1 Txe3 32.Sb7 Tce8 33.Sa5 T8e6 34.d5 cxd5 35.Sxd5 Te2 36.Sb7 h5 37.Sc3 Tb2 38.Sc5 Te3 39.Ta2 Txc3 0-1

Wo war da der Klassenunterschied?

 

   Die gebürtige Dresdnerin Zhukova kam - betreut von ihrem Freund, dem aus der Ukraine stammenden israelischen GM Alik Gershon - schleppend auf Touren. Ein Zwischenspurt mit fünf Siegen zwischen Runde fünf und neun führte sie bis auf einen halben Punkt an das Spitzenduo Peng / Kostenjuk heran. Ab Runde neun ging es vorne härter zur Sache; jeweils sieben entschiedene Partien an den ersten zehn Brettern zeigen den ungebrochenen Kampfgeist des schwachen Geschlechts. Für einige Topspielerinnen zerplatzte dabei der Traum von der Goldmedaille.

 

Titelverteidigerin aus dem Rennen

   Unmittelbar nach dem freien Tag quittierte die schwedische Titelverteidigerin Pia Cramling nach aggressiver Eröffnungsbehandlung mit Schwarz eine Niederlage gegen Polens Monika Socko und begrub ihre Ambition auf einen erneuten Gipfelsturm. Zwei Punkte bei verbleibenden drei Partien trennten sie von Peng, die einen halben Punkt auf die nunmehr warmgespielten üblichen Verdächtigen konservierte (bei sieben Punkten lagen Stefanova, Kostenjuk, Zhukova und die weiterhin konstante Slavina). Rückblickend nahm es die Schwedin, die mit ihrem spanischen Ehemann GM Juan Manuel Bellon anreiste, gelassen: " Zwölf Runden sind eine lange Strecke. Nach der Niederlage gegen Slavina war der Verlust gegen Socko zu viel, um ganz vorne mitkämpfen zu können. Ich hätte den früheren elfrundigen Modus bevorzugt, aber ich akzeptiere die Bestrebungen der ECU, Normmöglichkeiten zu schaffen. Der Rundenbeginn um 13 Uhr behagte mir weniger. Ich esse zu Mittag lieber eine volle Mahlzeit und gehe dann um 15 Uhr energiegeladen ans Brett. Zwar bevorzuge ich die klassische Bedenkzeit, aber insgesamt kam ich mit dem schnelleren Tempo gut zurecht. Allerdings würde mir eine Gutschrift von 60 Sekunden pro Zug besser gefallen, denn man muss ja in der kurzen Zeitspanne mitschreiben und sich neu fokussieren. Dem Ausrichter möchte ich insgesamt ein Kompliment für die ausgezeichnete Organisation aussprechen."

 










Socko,M (2415) - Cramling,P (2488) [D10]
Dresden (Frauen-EM) (9.5), 30.03.2004

1.d4 d5 2.c4 c6 3.cxd5 cxd5 4.Sc3 e5 5.Sf3 e4 6.Se5 f6 7.Da4+ Sd7 8.Sxd7 Lxd7 9.Db3 Lc6 10.Lf4 Se7 11.e3 g5 12.Lg3 h5 13.h3 Sf5 14.Lb5 a6 15.Lxc6+ bxc6 16.Tc1 Th7 17.0-0 Td7 18.Sa4 Sxg3 19.fxg3 Tb8 20.Dd1 g4 21.Txc6 Td6 22.Tc2 Lh6 23.De2 Dd7 24.Sc5 Dg7 25.h4 a5 26.Tc3 Tdb6 27.b3 Dc7 28.Sxe4 De7 29.Sc5 Kf7 30.Kh2 Kg7 31.Dc2 Te8 32.Df5 Df7 33.Sd7 Tbe6 34.Se5 Txe5 35.dxe5 Txe5 36.Dxe5 fxe5 37.Txf7+ Kxf7 38.Kg1 Ke7 39.Kf2 Kd6 40.Tc8 d4 41.exd4 exd4 42.Ke2 Lg7 43.Ta8 1-0

 

   Vor den letzten zwei Runden postierten sich genau 20 Spielerinnen in einer Spanne von 1,5 Punkte mit acht bis sechseinhalb Zählern gut. In eine prächtige Ausgangposition brachte sich vor allem die stets modisch - heuer vorrangig in orange - gekleidete Kostenjuk, die vor einem Jahr in St. Petersburg ihren Schweizer Manager Diego Garces heiratete und im Sommer 2003 ihr Sportexamen an der Hochschule in Moskau ablegte. Mit einem Sieg schoss die Moskauerin die am zehnten Tag eröffnungstheoretisch indisponierte Bulgarin Stefanova ab und schloss zu der seit Runde vier allein führenden Peng auf.

 










Stefanova ,A (2478) - Kosteniuk,A (2469) [D10]
Dresden (Frauen-EM) (10.2), 31.03.2004

1.d4 d5 2.c4 c6 3.cxd5 cxd5 4.Sc3 Sf6 5.Lf4 Db6 6.Tc1 Ld7 7.Dd2 Sc6 8.e3 e6 9.Ld3 Sh5 10.Lg5 h6 11.Lh4 g5 12.De2 Sxd4 13.Dxh5 Dxb2 14.Dd1 Tc8 15.Dd2 La3 16.Tb1 Dxc3 17.Dxc3 Txc3 18.Kd2 Tc8 19.Lg3 Sc6 20.Txb7 Sb4 21.Le5 Sxd3 22.Kxd3 Th7 23.Txa7 Lb5+ 24.Kd2 Lc5 25.Tb7 Lb4+ 26.Kd1 La4+ 27.Ke2 Tc2+ 28.Kf3 g4+ 29.Kg3 Le1 30.Sh3 gxh3 31.Txe1 hxg2 32.Kxg2 Lc6 33.Tc7 d4+ 34.Kg3 d3 35.Lf6 Ld7 36.Ta7 h5 37.Tb1 Th6 38.Ta8+ Lc8 39.Lh4 e5 40.e4 Td6 41.Lg5 d2 42.Td1 Kd7 43.Ta7+ Kc6 44.Txf7 La6 45.Tf5 Le2 46.Txd2 Tcxd2 47.Lxd2 Txd2 48.h3 Kd6 49.f3 Td3 50.a4 h4+ 51.Kg4 Te3 52.a5 Txe4+ 53.Kg5 Ta4 54.f4 e4 55.Te5 Lf3 56.Kxh4 Ta3 57.Kg3 Ld1+ 58.Kg2 e3 59.h4 e2 60.Kf2 Tf3+ 61.Ke1 Txf4 62.Te8 Txh4 63.a6 Th1+ 64.Kd2 Th7 65.Td8+ Kc6 66.Tc8+ Kb6 67.Te8 Kxa6 68.Te5 Kb6 69.Te8 Kc6 70.Ke1 Kd7 71.Te3 Te7 72.Td3+ Ke8 73.Th3 La4 74.Th8+ Kd7 75.Ta8 Lb5 76.Ta7+ Kd6 77.Ta3 Tf7 78.Te3 Tf1+ 0-1

 

Spitze zwischen Wagnis und Stillstand

   Brachten die Topbretter an den beiden Tagen nach den Ruhetag überdurchschnittlich viele Entscheidungen, so herrschte in der Vorschlussrunde ein eigenartiges Bild. Bei den zehn vorderen Brettern sammelten sich sieben Remisen (darunter das über 77 Züge ausgekämpfte Duell der beiden Spitzenreiterinnen Peng und Kostenjuk), doch die fünf Begegnungen dahinter bilanzierte allesamt entschiedene Begegnungen: Elisabeth Pähtz gewann zum zweiten Mal in Folge und fügte der hochgehandelten Danielian ihre dritte Null en suite zu.

 










Paehtz,E (2399) - Danielian,E (2428) [C11]
Dresden (Frauen-EM) (11.10), 01.04.2004

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Sf6 4.e5 Sfd7 5.f4 c5 6.Sf3 Sc6 7.Le3 a6 8.Dd2 b5 9.a3 Db6 10.Td1 c4 11.f5 b4 12.axb4 Lxb4 13.Lxc4 dxc4 14.d5 Sc5 15.dxc6 0-0 16.f6 gxf6 17.exf6 Kh8 18.Lxc5 Lxc5 19.Dh6 Tg8 20.Sg5 Txg5 21.Dxg5 Lf8 22.Sa4 Dc7 23.0-0 e5 24.Tfe1 Le6 25.Txe5 Dxc6 26.Sc5 h6 27.De3 Lg4 28.Td4 Tc8 29.h3 Ld1 30.Sd7 1-0

 

   Plötzlich erlangten auch Spielerinnen Tuchfühlung zu den Top-Ten-Plätzen, die zuvor im Mittelfeld dümpelten (Kowalewskaja, Khurtsidze, Zimina) oder zur Turnierhalbzeit die Hälfte oder weniger der Punkte auswiesen (die Russin Eugenia Chasovinkowa gewann in den Runden neun bis elf und Radziewicz gar von Runde sieben bis elf). Es war angerichtet für einen Showdown voller Abwägungen: Einen halben Punkt Vorsprung bewahrten Peng und Kostenjuk vor Slavina, Foisor, Zhukova und Tatjana Kosintsewa, "der" Gewinnerin in der Spitzengruppe mit einem Erfolg über die Engländerin Jovanka Houska. Mit Frust ging allerdings Peng ins Bett, denn sie traf die Ungerechtigkeit des Zwölf-Runden-System - zum siebten Mal die schwarzen Steine und dies in den beiden Schlussrunden!

 










Houska,J (2370) - Kosintseva ,T (2447) [B26]
Dresden (Frauen-EM) (11.4), 01.04.2004

1.e4 c5 2.Sc3 Sc6 3.g3 g6 4.Lg2 Lg7 5.d3 d6 6.Le3 b6 7.Dd2 Lb7 8.Sge2 Dd7 9.0-0 Sd4 10.a4 Sxe2+ 11.Dxe2 Sf6 12.h3 0-0 13.Tad1 e5 14.Dd2 d5 15.exd5 Sxd5 16.Sxd5 Lxd5 17.Lxd5 Dxd5 18.b3 Tfe8 19.Lh6 Lh8 20.Tfe1 Tad8 21.Kh2 f6 22.h4 Te6 23.Te2 Tdd6 24.Tde1 Df3 25.Le3 a5 26.Dc3 g5 27.Dc4 gxh4 28.gxh4 f5 29.Tg1+ Kf7 30.Da6 Dxe2 31.Db7+ Te7 32.Db8 Tg6 33.Txg6 hxg6 34.Dxh8 Dh5 35.Dxh5 gxh5 36.Lg5 Td7 37.Kg2 Ke6 38.Kf3 Td4 39.Ke3 e4 40.dxe4 Txe4+ 41.Kd3 Td4+ 42.Kc3 Kd5 43.f3 c4 44.f4 cxb3 45.cxb3 Ke4 46.Lf6 Td6 47.Lg5 Tc6+ 48.Kb2 Kd3 49.Ld8 Td6 50.Lc7 Tg6 51.Ld8 Tc6 52.Le7 Tc2+ 53.Ka3 Ke4 54.Ld8 Tc6 55.Lg5 Td6 56.Kb2 Kd3 57.Le7 Te6 58.Ld8 Kd2 59.Lc7 Tg6 60.Ld8 Tc6 61.Ka3 Kc2 62.Ka2 Td6 63.Lc7 Tg6 64.Ld8 Tc6 65.Ka3 Tc3 66.Ka2 Txb3 67.Lc7 b5 68.axb5 Txb5 69.Ka3 Kd3 70.Ka4 Td5 71.Lb8 Ke3 72.Le5 Kf3 0-1

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