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OSC Baden-Baden ohne vier Asse beim Erzrivalen

Porz profitiert im Bundesliga-Hit von Ausfällen beim Meister

von FM Hartmut Metz, 18. November 2006

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   Der OSC Baden-Baden ist beim Bundesliga-Auftakt mit zwei Siegen über Solingen und Wattenscheid seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Heute (14 Uhr) steht jedoch eine weit schwerere Bewährungsprobe an – um genau zu sein: die schwerste. Dauerrivale SG Köln-Porz erwartet den deutschen Meister und brennt darauf, im Kampf um den Titel frühzeitig die Oberhand zu erhalten.

   Die Chancen stehen so gut wie an keinem anderen Spieltag für die Porzer: Beim Kontrahenten aus der Kurstadt fehlt gleich ein Quartett – und darunter noch vier der fünf stärksten Großmeister! Peter Swidler (Russland), Alexej Schirow (Spanien) und der 15-jährige Norweger Magnus Carlsen sind beim Tal-Memorial in Moskau bisher erfolglos engagiert. Am abschließenden Blitzturnier, das mit 100 000 Dollar dotiert ist, soll angeblich auch Spitzenspieler Viswanathan Anand teilnehmen. Gegen die dezimierten Baden-Badener droht der Rekordmeister aus Köln somit seinen Ruf als Angstgegner zu festigen. In der Bundesliga konnte der OSC den Erzrivalen erst einmal bezwingen. Das war im Vorjahr, prompt wurden die Kurstädter Meister. Leichter scheint die morgige Aufgabe gegen Remagen, auch wenn beim Aufsteiger wieder der Weltranglistensechste Wassili Iwantschuk am Spitzenbrett sitzen sollte.

   Eine grandiose Partie spielte der Inder Anand in der ersten Bundesliga-Doppelrunde gegen den Polen in Wattenscheider Diensten, Bartlomiej Macieja.










Anand,Viswanathan (2779) - Macieja,Bartlomiej (2622) [B19]
Baden-Baden - Wattenscheid Germany GER (2.1), 29.10.2006

1.e4 c6 2.d4 d5 3.Sc3 dxe4 4.Sxe4 Lf5 5.Sg3 Lg6 6.h4 h6 7.Sf3 Sd7 8.h5 Lh7 9.Ld3 Lxd3 10.Dxd3 e6 11.Lf4 Da5+ 12.Ld2 Lb4 13.c3 Le7 14.c4 Dc7 15.0-0-0 Sgf6 Diese Variante im Caro-Kann ist bis zum 10. Zug schon millionenfach gespielt worden. Das Theorieduell setzen die beiden Großmeister noch fünf Züge länger fort. 16.Tde1N Das ist der erste neue Zug. Der Turm unterbindet nicht nur den Vorstoß e5, sondern schielt auch nach e7 auf den Läufer. Sollte Schwarz Gegenspiel mit c5 anstreben, kann Weiß gefahrlos d5 ziehen, da der e-Bauer zum Schutz des Läufers benötigt wird. 16...b5?! Macieja klärt gleich die Lage am Damenflügel und zeigt, dass er nicht dorthin rochieren möchte. Vermutlich hätte er mehr Vorsicht walten lassen sollen. 17.c5 Andere Fortsetzungen wären für Weiß gefährlich, weil die Stellung aufginge. 17...0-0 18.Se2! Anand plant weniger die Aktivierung des Läufers via f4. Der Inder möchte vor allen Dingen den g-Bauern aufmarschieren lassen. 18...Tfe8 [Nach 18...e5? würde der Springer nach g3 zurückkehren, damit sich der e-Bauer wegen des Läufers auf e7 nicht rühren kann: 19.Sg3 Sd5 20.Sxe5 Sxe5 21.dxe5 Lxc5 22.Sf5 und Schwarz steckt schon in Schwierigkeiten, weil ein Schlagen auf h6 droht. Nur ein Beispiel: 22...Se7 (22...Sb4 23.Dg3 f6 24.Lxb4 Lxb4 25.Db3+ Kh8 26.Dxb4 mit Figurengewinn.) 23.Sxh6+ gxh6 24.Lxh6 Kh8 Es drohte Dg3+. 25.Lxf8 Txf8 26.Dd2 Td8 27.Dh6+ Kg8 28.Th4 Td4 29.Txd4 Lxd4 30.Te4 Lxe5 31.Dg5+ Kf8 32.Txe5 und Schwarz kann aufgeben.] 19.g4! Man darf davon ausgehen, dass Anand die Konsequenzen des Bauernopfers zu Hause exakt durchleuchtet hat. Daher verzichtet der Pole lieber darauf, gierig den Bauern zu schnappen und sich die Variante zeigen zu lassen. 19...e5 Nachdem der Turm den Läufer deckt, scheint der Bauernzug eher möglich. Aber natürlich hat auch Anand dagegen einen Pfeil im Köcher. 20.Df5 exd4 21.g5 hxg5 22.Lxg5 Sh7? Die entscheidende Ungenauigkeit. Aber [22...Sd5 23.Teg1! macht bereits kurzen Prozess: 23...Sxc5 24.Lh6 Lf6 25.Lxg7 Lxg7 26.h6 Kf8 27.hxg7+ Ke7 28.Sfxd4 Se6 29.Th6 Dd6 30.Sxe6 fxe6 31.g8D Dc5+ 32.Sc3 exf5 33.Th7+ Kd8 34.Dxe8+ Kxe8 35.Tg8+ Df8 36.Txf8+ Kxf8 37.Th8+ Kg7 38.Txa8 mit Turmgewinn.] 23.Lf4 [23.Lxe7 Txe7 24.Sexd4 Tae8 25.Txe7 Txe7 26.Tg1 Sdf6 27.Kb1 bewerten Programme mit deutlichem Vorteil für Weiß.] 23...Dc8 24.Sexd4 Sxc5 25.Dc2! [25.Txe7 Dxf5! (25...Txe7? 26.Dxc5 ) 26.Sxf5 Sd3+ 27.Kc2 Sxf4 bringt nichts ein.] 25...Lf8 [25...Sa6!? 26.Txe7! Txe7 27.Sf5 Te6 28.Tg1 Kh8 (28...g6? verliert umgehend. 29.hxg6 fxg6 30.Se7+! ) 29.Se5! Df8 30.Sxg7 Tf6 31.Sd7 Sb4 32.Dd2 De7 33.Le5 ist auch keine Freude.] 26.Teg1! Sehr präzise vorgetragen. Nun sind alle weißen Figuren in den Angriff eingebunden. Dagegen können die schwarzen Kräfte, insbesondere die Schwerfiguren, dem eigenen Monarchen nicht zu Hilfe eilen. 26...Te4 Noch am zähesten, um die Diagonale gen h7 zu stopfen. 27.Le5! f6 [27...Dd7 erlaubt den Einschlag 28.Lxg7! Lxg7 29.h6 Tg4 30.hxg7 Txg1+ 31.Sxg1 Sf6 32.Sf5 Se6 33.Th8# ; 27...Tg4 28.Sf5! Tc4 29.Lc3 b4 30.Sh6+ Kh8 31.Sxf7+ Kg8 32.Sh6+ Kh8 33.Se5 und 33...bxc3 gestattet nun ein sehenswertes Finale durch die Springer. 34.Sg6# ] 28.h6! fxe5 29.hxg7 Le7 [29...Lxg7 verbessert die Lage nicht. 30.Dxc5 exd4 31.Dh5 Sf6 32.Dh8+ Kf7 33.Sg5+ Ke7 34.Dxg7+ Kd8 35.Sxe4 ] 30.Sxe5!+- Der Turm muss wegen des Springers auf h7 noch immer auf e4 ausharren. 30...Ld6 31.f4 Deckt den Schimmel und bereitet die Turmumgehung vor. 31...Lxe5 32.fxe5 Macieja gab auf. Der Damenschwenk nach h2 nebst tödlichem Angriff auf der h-Linie folgt unaufhaltsam. 1-0

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