Widerstandskämpfer statt DiplomatJubilar Viktor Kortschnoi gibt auch mit 75 Jahren niemals aufvon FM Hartmut Metz, 25. März 2006 |
Auch wenn Viktor Kortschnoi in seiner Karriere der Sprung auf den höchsten Thron verwehrt geblieben ist der Schweizer zählt auch ohne WM-Titel zu den herausragenden Protagonisten des königlichen Spiels. Der dreimal auf der letzten Stufe tragisch gescheiterte Großmeister, der am Donnerstag in Wohlen seinen 75. Geburtstag feierte, besitzt bei den Schach-Fans vor allem aus drei Gründen einen hohen Stellenwert: Andere liegen schon längst im Bett, kämpft Viktor noch immer am Brett, nennt Ehefrau Petra Hajny-Kortschnoi einen Pluspunkt des Mannes mit dem großen Kämpferherzen.
Schach-Legende Viktor Kortschnoi vor einem seiner Pokalschränke im heimischen Wohlen.
Trotz aller Repressalien und Bedrohungen durch das Sowjet-Regime hat sich der Jubilar niemals unterkriegen lassen und blieb ein Freigeist, der unverblümt seine Meinung äußert egal, ob es anderen passt oder nicht. Der Beruf des Diplomaten ist sicher derjenige, der am allerwenigsten für Kortschnoi in Betracht kam. Ein Rekord von Viktor dem Schrecklichen wird sicher ewig bestehen bleiben: eine Karriere über mehr als fünf Jahrzehnte in der erweiterten Weltspitze. In der Geschichte des Schachs bin ich vielleicht ein Beispiel für Langlebigkeit, für viele Jahre gutes und erfolgreiches Schach. Das ist meine Ecke, befindet Kortschnoi selbst. Beim Turnier in der Pulvermühle beklagte sich die 16 Jahre alte Großmeisterin Katerina Lahno: Wie soll man zur Vorbereitung 4 500 Partien durcharbeiten? Von keinem anderen Spieler finden sich so viele Begegnungen in der Datenbank wie von dem Marathon-Mann des Schachs.
Beim prächtig besetzten Open in Gibraltar belegte Kortschnoi mit 6,5:3,5 Punkten den geteilten elften Platz. Gegen den Schweden Pontus Carlsson spielte der Jubilar in der letzten Runde einmal mehr eine dramatische Partie.
|
Kortschnoi,Viktor (2608) - Carlsson,Pontus (2430) [E15]
|