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Kortschnois schlimmster Patzer

Schach-Oympiade: 73-jährige Legende verliert in nur 13 Zügen

von FM Hartmut Metz, 30. Oktober 2004

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   Bei der Schach-Olympiade in Calvia (Mallorca) steht die Ukraine vor ihrem größten Erfolg: Die Mannschaft um Europameister Wassili Iwantschuk, Exweltmeister Ruslan Ponomarjow und die Nachwuchsstars Andrej Wolokitin und Sergej Karjakin, der vor zwei Jahren mit zwölf jüngster Großmeister aller Zeiten wurde, lag kurz vor Toreschluss deutlich vor den Verfolgern. Selbst Seriensieger Russland wird den Kontrahenten aus dem Nachbarland an diesem Wochenende nicht mehr stoppen können. Bei den Damen ist China auch nur noch theoretisch vom Platz an der Sonne zu verdrängen.

   Äußerst schwach spielen die deutschen Teams. Unter den 129 Herren-Nationalmannschaften dümpelt die Auswahl des Deutschen Schachbundes (DSB) auf einem vorderen Platz im Mittelfeld. Bundestrainer Uwe Bönsch hatte sich deutlich mehr erhofft, nachdem seine Großmeister in einem Vorbereitungswettkampf Ungarn mit 23:13 regelrecht auseinander genommen hatten.

   Keinen Deut besser läuft es für die deutschen Damen. Nach einem glänzenden Start lagen die Muggensturmerin Ketino Kachiani-Gersinska, Elisabeth Pähtz und Jessica Nill (alle vom deutschen Meister SC Baden-Oos) sowie die Dresdnerin Tina Mietzner vor der vierten Runde sogar an der Spitze. Doch nach einer herben 0,5:2,5-Schlappe gegen das überragende China wurde das Quartett im 87 Nationen umfassenden Feld nach hinten durchgereicht. Vor allem Kachiani-Gersinska konnte nicht an ihre glänzende Form vergangener Olympiaden anknüpfen.

   Für den Star des SC Baden-Oos, Viswanathan Anand, läuft die Olympiade bisher gut. Zwar reicht es für Indien nicht, im Kampf um Gold einzugreifen, aber die Asse des Milliarden-Volks haben noch gute Medaillenchancen. Der Weltranglistenzweite Anand machte vor allem durch seine Einzel-Ergebnisse weiter Boden auf den in der Weltrangliste lediglich noch knapp führenden Garri Kasparow gut.

 

Viktor Kortschnoi

Schach-Legende Viktor Kortschnoi

 

   In der zweiten Runde unterlief der Schach-Legende Viktor Kortschnoi der größte Patzer seiner Karriere. Nach nur 13 Zügen gab der 73-jährige mehrfache Vizeweltmeister am ersten Brett der Schweiz auf! Sein russischer Kontrahent, der Weltranglistenvierte Alexander Morosewitsch, zögerte nicht lange, den Gewinnzug auszuführen, nachdem er seine Verblüffung überwunden hatte.

 










Morosewitsch,A (2758) - Kortschnoi,V (2601) [C77]
Olympiade Calvia de Mallorca ESP (2), 16.10.2004

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.d3 b5 6.Lb3 Lc5 7.Sc3 d6 8.Sd5 Sg4 9.0-0 Sa5 10.Lg5 f6 11.Ld2 Sxb3 12.axb3 Die Stellung ist zwar bereits vorteilhaft für Weiß - insbesondere droht 14.h3 Sh6 15.Lxh6 mit Zertrümmerung der schwarzen Bauernstruktur, wogegen wohl nur 13...h5 hilft - doch umgehend die Partie einzustellen, musste nun wirklich nicht sein. 12...c6?? 13.La5 und Schwarz verliert einen Turm nach [ 13.La5 Dd7 14.Sc7+ Kf7 15.Sxa8 , weshalb Kortschnoi sofort aufgab.] 1-0

 

 










Jobava,B (2614) - Delgado,N (2554) [E12]
Olympiade Calvia de Mallorca ESP (7), 22.10.2004

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 b6 4.Lg5 Lb7 5.Sc3 h6 6.Lh4 Le7 7.e3 Se4 8.Sxe4 Lxe4 9.Lg3 0-0 10.Sd2 Lb7 11.Ld3 d6 12.0-0 Sd7 13.e4 Lh4 14.Lxh4 Dxh4 15.f4 e5 16.fxe5 dxe5 17.d5 c6 18.Tc1 De7 19.De2 Sc5 20.Lb1 a5 21.Tf3 Tad8 22.Df2 La6 23.b3 Tc8 24.Sf1 cxd5 25.exd5 g6 26.Te1 Sd7 27.Se3 b5? [ 27...f5 muss stattdessen geschehen.] 28.Sf5! Dc5 [ 28...gxf5 29.Tg3+ Kh8 30.Dxf5 f6 31.Dh5 f5 32.Dxh6+ Dh7 33.Dxa6 und Weiß gewinnt.] 29.Tee3 e4 30.Sxh6+ Kg7 31.Sf5+ gxf5 32.Dg3+ Kf6 [ 32...Kh7 33.Dh4+ Kg7 34.Tg3# ] 33.Dh4+ Ke5 34.Txf5+ Ein effektvolles Turmopfer! 34.Df4+ hätte aber ebenso gewonnen. [ 34.Txf5+ Kxf5 ( 34...Kd6 35.Df4+ Ke7 36.d6+ Dxd6 37.Txe4+ verliert die Dame.) 35.Dxe4+ Kf6 36.Df5+ Kg7 37.Dh7+ Kf6 38.Dh6# ] 1-0

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