Als Schach-Model hat Alexandra Kostenjuk schon mit 17 Jahren für Aufregung gesorgt. Die Russin, die gerne als Anna Kurnikowa des Schachs bezeichnet wird, hat nun etwas ihrer Tennis spielenden Landsmännin voraus: einen großen Titel. Kostenjuk war zwar bereits Vizeweltmeisterin, bei den Europameisterschaften in Dresden stand sie jedoch erstmals bei einem wichtigen Turnier ganz oben auf dem Podest. Die 19-Jährige, die nächsten Freitag 20 wird, setzte sich im Foto-Finish vor Zhaoqin Peng durch.

   Die gebürtige Chinesin mit niederländischem Pass sah lange Zeit wie die sichere Siegerin aus. Nach einem Traumstart mit fünf Siegen musste Peng Kostenjuk erst auf der Zielgeraden der zwölf Runden aufschließen lassen. In Verluststellung behielt Kostenjuk gegen Tatjana Kosintsewa die Nerven und konterte die Russin noch aus. Damit standen sie und Peng mit 9,5 Punkten allein auf weiter Flur. Im Stichkampf um den EM-Titel zeigte sich Kostenjuk erneut von ihrer "coolen" Seite. Die zwei Schnellschachpartien schloss die 19-Jährige mit einem 1,5:0,5-Sieg ab.

   Um die Plätze dahinter gab es ein heftiges Gerangel, schließlich ging es auch um die Qualifikation für die nächste WM. Die soll alsbald im georgischen Batumi über die Bühne gehen - kündigte zumindest der Schach-Weltverband FIDE an. Die Bronzemedaille mit 8,5 Zählern und Erfolgen im Tiebreak sicherte sich die Bulgarin Antoaneta Stefanowa. Das Nachsehen hatten dabei die punktgleichen Natalia Zhukowa (Ukraine), Nana Dzagnidse (Georgien) und Irina Slawina (Russland).

   Ausgerechnet die Lokalmatadorin Elisabeth Pähtz verpasste die WM-Qualifikation. Die U18-Weltmeisterin unterlag in der Schlussrunde der ehemaligen Weltranglistenzweiten Stefanowa, die im 31. Zug eine sehenswerte Kombination auspackte. Mit 7,5 Zählern belegte die im Sportgymnasium in Dresden lebende Pähtz so "nur" Platz 16 unter 108 Teilnehmerinnen. Die deutsche Nummer eins, die Muggensturmerin Ketino Kachiani-Gersinska, nahm an der EM nicht teil.

 

W: Stefanowa S: Pähtz 1.d4 g6 2.e4 Lg7 3.Sc3 d6 4.Le3 a6 5.f4 b5 6.Ld3 Lb7 7.Sf3 Sd7 8.e5 e6 9.a4 b4 10.Se4 Sb6 11.a5 Eine Neuerung - und durchaus logisch. Weiß kommt Schwarz zuvor und verhindert, dass der b4-Bauer durch schwarzes a5 befestigt wird. 11...Sd5 12.Ld2 Wirft ein Auge auf den b-Bauern, der zur Schwäche neigt. 12...f5 13.exf6 Sgxf6 14.Seg5 Dd7 15.0-0 0-0 16.De2 Lc8 17.Tae1 Der weiße Aufbau überzeugt weit mehr als der schwarze. Pähtz muss sich um gleich drei Bauernschwächen kümmern: auf a6, b4 und e6. Kein leichtes Unterfangen. 17...Te8 18.Df2 Stefanowa will ihre Dame nach h4 bringen, um die stärkste Figur an einem Königsangriff zu beteiligen. 18...Lh8 19.Dh4 Tb8 20.Te2 c6 21.Se5! Kein richtiges Figurenopfer. Die Kontrahentin muss die Figur gleich zurückgeben. [ 21.Tfe1 Sc7 22.c4 bxc3 23.bxc3 Tb2 24.c4 Tb3 25.Lc2 Tb8 beschert Weiß großen Raumvorteil. Schwarz hält aber noch seine Stellung zusammen.] 21...dxe5? [ 21...Dc7 ist vorzuziehen. Nach 22.Sc4 steht Stefanowa besser, allerdings reicht der Vorteil noch lange nicht für einen Sieg aus.] 22.fxe5 Lb7 [ 22...Sh5 23.g4 Shf6 24.Tef2 De7 ( 24...Tf8 25.Se4 Da7 26.exf6 Tf7 27.Dg3 Ld7 ( 27...Dxd4?? 28.Dxb8 ) 28.g5 und der Läufer auf h8 ist lebend einbetoniert.) 25.Sh3 Sxg4 26.Dxg4 Lb7 27.Sg5 Tf8 28.Sxh7! Txf2 29.Txf2 und da der Springer auf h7 tabu ist, kann Schwarz aufgeben.] 23.exf6 Lxf6 24.Dg4 [ 24.Tef2 gewinnt ebenfalls leicht: 24...Tf8 ( oder 24...Lxg5 25.Lxg5 Tf8 26.Txf8+ Txf8 27.Txf8+ Kxf8 28.Lxg6! Kg8 und Weiß behält die Oberhand. ( 28...hxg6? 29.Dh8+ Kf7 30.Dh7+ Ke8 31.Dg8# matt.) ) 25.Lxb4! Sxb4 26.Txf6 Txf6 27.Txf6 Sxd3 28.Tf7 Dxf7 29.Sxf7 Kxf7 30.Dxh7+ Kf6 31.cxd3 und Schwarz kann aufgeben.] 24...Te7 [ 24...c5 25.dxc5 Lxb2 26.Sxe6 Sf6 27.Df4 Sd5 28.Dd6! Dxd6 29.cxd6 Lc3 30.Lh6 Lc6 31.Lc4 Kh8 32.Td1 Sf6 33.Lg7+ Kg8 34.Lxf6 Lxf6 35.Sd8+ Kf8 36.Sxc6 bringt auch nichts mehr.] 25.Sxe6 Kh8?! 26.Lc4 [ 26.Txf6! Sxf6 27.Df4 Txe6 28.Dxb8+ macht schneller Schluss.] 26...Lg7 27.Dg3 Tbe8 28.Sxg7 Txe2 29.Sxe8 Txe8 30.Lh6 Kg8 31.De5! Ein hübscher vorletzter Zug. 31...Lc8 [ 31...Txe5 scheitert am einzügigen Matt 32.Tf8# ] 32.Df6! An einem Matt in zwei Zügen führt kein Weg mehr vorbei. [ 32.Df6! De7 33.Dxe7 Txe7 Der Springer kann die Dame nicht nehmen, weil er in der Fesselung des Läufers steht. 34.Tf8# ] 1-0

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