Chess Classic Mainz 2003
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Bei der Chess960-WM löste Peter Swidler durch ein 4,5:3,5 Peter Leko als Weltmeister ab. Die Zuschauer hätten sich gewiss einen Tiebreak gewünscht. Doch beim Stand von 3,5:3,5 unterlief Peter Leko in guter Stellung einmal mehr ein Schnitzer. Swidler drohte danach einen Damenfang. Den konnte der Ungar noch vermeiden. Seine Stellung verschlechterte sich aber dermaßen, dass das Endspiel hoffnungslos wurde. Der drahtige Sportler gab nicht auf und zog die Partie hin - vergebens. Swidler ließ sich nicht mehr die Butter vom Brot nehmen und bestieg den WM-Thron! Im nächsten Jahr muss ihn der 27-jährige Russe, der seinen Gesamtsieg als sehr glücklich wertete, gegen Levon Aronjan verteidigen. Der Armenier hatte das Chess960-Open gewonnen. Ähnlich wie Garri Kasparow bleibt Leko ein Trost: Er bleibt im Chess960-Rating "world's number one", wie der "König ohne Land" Kasparow gerne bei jeder passenden oder nicht passenden Gelegenheit betont. Lekos IPS (die Chess960-Wertungszahl erinnert absichtlich vom Namen her an Pferdestärken) bleibt mit 2746 gegenüber 2744 IPS minimal besser als die von Swidler. Aber abwarten, welche Zahl Schmitt für Aronjan nach dessen erstem Chess960-Turnier ermittelt. Sie könnte höher liegen. Leko nahm den Titelverlust relativ gelassen. "Ein WM-Titel reicht", scherzte der einst weltbeste Janus-Schachspieler mit Blick auf sein immer noch ausstehendes WM-Match gegen Wladimir Kramnik. Diesbezüglich gebe es noch nichts Neues zu verkünden, äußerte Leko.
Peter Leko: Mit Df3 war meine gute Stellung in der siebten Partie dahin. Die achte Begegnung sah rasch wie normales Schach aus. Ich wollte Swidler schon nach zehn Zügen für sein nachlässiges Spiel umgehend bestrafen. Das ging gründlich schief. Durch den Bauerngewinn stand ich auf Gewinn - und zwei Züge später nach einem Patzer hoffnungslos verloren. Ich verteidigte mich zwar unglaublich lange, meinem Schicksal konnte ich jedoch nicht mehr entrinnen. Schade, das Publikum wünschte sich gewiss einen Blitz-Tiebreak im Chess960. Ich büßte für meine ausgelassenen Chancen wie in der zweiten Partie. Das Match verlief ausgeglichen. Swidler gewann verdient, weil er seine Chancen besser nutzte. Zur Vorbereitung auf dieses Match hatte ich lediglich meine Partien von 2001 gegen Michael Adams. Mit Peter Swidler versuchte ich diesmal mehr, normale Stellungen zu erreichen - schließlich heißt es auch nicht mehr Random Chess (Zufallsschach), sondern ähnlich wie normales Schach, Chess960.
Peter Swidler: "Ich wurde in sieben der acht Partien von Leko in der Eröffnung überspielt. Nur in der dritten Partie stand ich besser. Ich hatte Glück, Leko überspielte mich Runde für Runde. Was seine Analyse der heutigen Partien anlangt, gibt es nichts hinzuzufügen. Leko ist ein großartiger Spieler - es ist daher in jeder Art von Schach eine Freude, wenn man ihn schlagen kann.
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Leko,P - Svidler,P
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Leko,P - Svidler,P
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Leko,P - Svidler,P
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Svidler,P - Leko,P
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Svidler,P - Leko,P
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