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Rücktritt wegen Dopingkontrollen

Deutscher Spitzenspieler Artur Jussupow hält Untersuchungen für überflüssig

von Hartmut Metz, 29. September 2002

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   Ausgerechnet der beste deutsche Schachspieler hat seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Artur Jussupow hat zwar im Einzel seinen Zenit überschritten - als Sowjet-Bürger zählte der berühmte Trainer und Buchautor regelmäßig zu den WM-Kandidaten -, in der Auswahl von Uwe Bönsch brillierte der Großmeister am ersten Brett aber immer noch. So gewann Deutschland überraschend bei der Schach-Olympiade vor zwei Jahren Silber.

 

Artur Jussupow

Artur Jussupow

 

   Grund für den Rücktritt sind die Dopingkontrollen, die der Weltverband FIDE Ende Oktober bei der Olympiade in Istanbul durchführen will. Auch Robert Hübner, jahrzehntelang die nationale Nummer eins und inzwischen für Bundesliga-Aufsteiger SC Baden-Oos tätig, verzichtet deshalb auf eine Teilnahme. Zum einen sind keine Dopingmittel bekannt, die den Kopf für den Denksport besonders in Form bringen können. Zum anderen hat Jussupow "kein Vertrauen in das FIDE-Tribunal. Ich bin nicht bereit, diese Spielerei mitzumachen. Im Schach gibt es keine Betreuung durch Mannschaftsärzte und medizinische Kontrollen wie in anderen Sportarten".

   Dass es keines Dopings bedarf, um an manchen Tagen wie "gedopt" aufzutrumpfen, beweist die folgende fantastische Partie aus der russischen Meisterschaft.

 










W: Riasantsew S: Newostrujew

 

1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.Lg5 c5 5.d5 b5 6.cxb5 a6 7.e3 Da5 8.Dd2 0-0 9.bxa6 e6 10.dxe6 dxe6 11.Se4 Sxe4!? Ein verrückter Zug! Nach dem Damentausch hätte Schwarz wegen der anfälligen Bauern auf a2 und b2 auf jeden Fall Kompensation für den geopferten Bauern. Jetzt gerät die Partie in ganz anderes Fahrwasser. 12.Dxa5 Lxb2 Newostrujew heimst durch die Angriffe gegen a1 und g5 sowie besonders die Drohung Lc3+ noch mehr Material für die Dame ein. Trotzdem scheint all dies zunächst nicht auszureichen. 13.Se2?! [13.Da4 Lc3+ 14.Ke2 Lxa6+ 15.Kf3 Sxg5+ ist verloren für Weiß. Aber; 13.Lf6! Lxf6 14.Tc1 Lxa6 15.Ld3! Sc6 16.Da3 ist ungefähr ausgeglichen.] 13...Lxa1 14.Lh6 14...Lxa6!? [Schwarz schreckt vor keinem Opfer zurück! In Betracht kommt auch 14...Te8 15.Da4 Sf6 ] 15.Lxf8 Sc6 16.Dc7? [16.Db6! Sb4 17.f3 Sd3+ 18.Kd1 Sef2+ 19.Kd2 Sb2 (19...Sxh1 20.Sc1 ) 20.Sd4! Lxf1 21.Db7 Sc4+ (21...Txa2 22.Lh6! Sc4+ 23.Ke1 Sd3+ 24.Kxf1 Sxe3+ 25.Lxe3 Lxd4 26.Lxd4 verliert ebenso.) 22.Ke1 Txf8 23.Kxf2 cxd4 24.Txf1 dxe3+ 25.Ke2 und das weiße Mehrmaterial setzt sich durch.] 16...Sb4 17.Lh6 [17.f3 Lb5 18.fxe4 (18.Sd4 Lc3+ 19.Kd1 Txa2! 20.Sxb5 Sf2+ 21.Kc1 Ta1# ) 18...Sd3+ 19.Kd1 Txa2 und die Drohung La4+ entscheidet.] 17...Le5! 18.Dd7?! [18.Db6 ist erneut besser.] 18...Sd3+ 19.Kd1?! Mit einem Damenrückopfer auf d3 ist zumindest ein miserabel stehendes Endspiel zu erreichen. Jetzt geht der König im Mattangriff unter. 19...Tb8 20.Sd4 Tb1+ 21.Ke2 Diagramm [21.Kc2 Tb2+ 22.Kd1 Sexf2# ] 21...Se1+ 22.Sb5 Sc3+ Riantsew streckte wegen [22...Sc3+ 23.Kd2 Td1# matt die Waffen.] 0-1

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