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Der Lothar Matthäus des badischen Schachs

Hajo Vatter beim Vierländerkampf zum 75. Mal im Auswahlteam

von Hartmut Metz, 15. September 2001

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   Hajo Vatter ist ein großer Fußball-Fan. Seine besondere Liebe zum Karlsruher SC entwickelte sich schon als Kind - als noch auf der Straße gekickt werden konnte, jagte er mit seinem Kumpel Michael Harforth dem runden Leder hinterher. Harforth wurde Fußballprofi und erlebte seine beste Zeit beim KSC. Den besuchte Vatter viele Jahre als treuer Stammgast. Zu seiner größten Passion wurde allerdings das Schachspiel, in dem es der Karlsruher zu beachtlicher Spielstärke brachte.

 

Hajo Vatter

Hajo Vatter

 

   Zu seinen Glanzzeiten spielte Vatter mit dem SK Freiburg-Zähringen in der Bundesliga und wurde deutscher Einzel-Pokalsieger. Dass er in Baden seit über zwei Jahrzehnten zu den Besten gehört, belegen seine zahlreichen Titel - und vor allem die Berufungen in die badische Auswahl. So durfte der Karlsruher am Freitag vor einer Woche in Sandweier ein besonderes Jubiläum feiern: Beim Vierländerkampf, den die Schachabteilung Vimbuch ausrichtete, stand Hajo Vatter zum 75. Mal in der BSV-Auswahl! Angesichts dieses Rekords darf man den Fußballfan getrost als Lothar Matthäus des badischen Schachs bezeichnen.

   Bei seinem einzigen Einsatz - an den beiden folgenden Tagen musste Vatter aus zeitlichen Gründen passen - zeigte der 42-Jährige die beste Leistung aller badischen Akteure. Ohne mehrere Stammkräfte erwiesen sich die Gastgeber als zu schwach, um die Turniersiege der vergangenen Jahre zu wiederholen. Überraschend setzte sich Niedersachsen mit 6:0 Punkten (das BT berichtete) vor Nordrhein-Westfalen (4:2), Baden (2:4) und Hessen (0:6) durch. Mit seinem Erfolg über Timo Sträter bewahrte Vatter Baden vor einer noch höheren Schlappe als dem 3:7 gegen Nordrhein-Westfalen.

  










W: Vatter S: Sträter

 
1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.c3 De7 5.d4 Lb6
[5...exd4 6.0-0 dxc3 7.Sxc3 Sf6 8.Lg5 mit der finsteren Absicht 9.Sd5 stürzt nur Schwarz in Verlegenheit. ] 6.d5 Sd8 7.d6! Das Bauernopfer ist positionell begründet, hemmt es doch die Entwicklung des Nachziehenden besonders am Damenflügel. 7...cxd6 8.Ld5 Sf6 9.0-0 Sxd5 10.exd5 0-0 11.a4 a6 12.Sa3 La7 13.Sc4 b5? Sträter will mit aller Gewalt seine Probleme lösen und gibt die Qualität. 14.axb5 axb5 15.Sb6 Lxb6 16.Txa8 Lb7 17.Ta1 e4 18.Sd4 De5 19.Sxb5 Lxd5 20.Lf4! Df5 [20...Dxf4 21.Dxd5 ist hoffnungslos.] 21.Sxd6 De6 22.Sc8! Lc4 23.Sxb6 Dxb6 24.Dd6 Weiß spielt wunderbar aktiv. 24...Dxb2 25.Tfb1 Dxc3 26.Ta8 h6 27.Tc1 Db3 28.Dc7 Sc6 29.Txf8+ Kxf8 30.Dxd7 Ld5 31.h3 Db5 32.Tc5! Leitet das rasche Ende ein. 32...Db1+ [32...Dxc5?? verbietet sich wegen 33.Ld6+ .] 33.Kh2 e3 34.Txd5 exf2 35.Dc8+ Ke7 36.Td7+ Kf6 37.Dxc6+ Das Matt nach 37...Kf5 38.Txf7#  wollte Sträter dann doch nicht mehr sehen. 1-0

 
   Der Vierländerkampf bestach mehr durch verpasste Chancen als durch brillantes Spiel. Die krasseste Fehlentscheidung traf ausgerechnet Hessens Spitzenspieler Stefan Reschke. Im Duell zweier Internationaler Meister streckte der Kapitän des Schlusslichts in Gewinnstellung die Waffen!

  










W: Appel S: Reschke

 

Hier kam Reschke der glorreiche Einfall, eine Figur zu opfern: 1...fxg5! 2.Te1 gxh4!! 3.Txe4 Tg2+ 4.Ld2 Und völlig geschockt von dieser Antwort gab der Hesse auf! Er hatte nur gesehen, dass [4.Kd1 h3 5.Lf4!? (5.Txe5 h2 6.Txe7+ Kd8 7.Lg5 Txg5 8.Txh7 Tg1+ 9.Kd2 h1D 10.Txh1 Txh1 11.Se3 Th2+ 12.Kc1 b5 und Schwarz gewinnt.) 5...exf4 6.Txe7+ Kf8 7.Txh7 h2 8.Sxf4 Kg8 9.Th5 Tg1+ 10.Ke2 h1D 11.Txh1 Txh1 12.Ke3 Tb1 für ihn gewinnt. Trotz zwölf Minuten auf der Uhr bedachte Reschke aber nicht, dass er immer noch den vollen Punkt einfahren konnte: 4.Ld2 Lg5 5.Se3 Txd2+!! Fesselt den Springer. 6.Kxd2 h3 7.Txe5+ Kf8 8.f6 h2 9.Txg5 h1D-+ mit Gewinnstellung. "Das ist mir noch nie passiert", kommentierte Reschke auch am Tag danach noch kopfschüttelnd seine verfehlte Aufgabe. 1-0

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