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Torres einmaliger Angriff

Junger Mexikaner sorgt nur kurz für Furore

von Hartmut Metz

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   Kometenhafte Aufstiege gelangen im vergangenen Jahrhundert vor allem den besten Schachspielern aus der „neuen Welt". Die US-Amerikaner Paul Morphy und Harry Pillsbury verkörperten die beeindruckendsten Beispiele. Der vor 95 Jahren im mexikanischen Mérida geborene Carlos Torre sorgte in den europäischen Turniersälen für ähnliche Aufregung, nachdem er mit 18 und 19 Jahren zwei Wettbewerbe haushoch gewonnen hatte. Von 30 Partien verlor Torre keine einzige und gewann 24. 1925 startete der junge Mexikaner seine Europatournee in Baden-Baden.

   Bei dem legendären Turnier in der Kurstadt (das BT berichtete anlässlich des 75-jährigen Jubiläums ausführlich in mehreren Schachspalten) belegte der Newcomer Platz zehn. Sein bestes Resultat erzielte Torre in Marienbad als geteilter Zweiter mit Frank Marshall und auch Platz fünf in Moskau zusammen mit Savielly Tartakower kann sich sehen lassen. Dort gelang dem Mexikaner sein spektakulärster Sieg gegen Ex-Weltmeister Emanuel Lasker. Der Erfolg über den deutschen Turniersieger popularisierte die gewählte Eröffnung und ging als Torres-Angriff in die Bücher ein.

   1926 endete die Karriere des 21-Jährigen so abrupt wie bei den anderen amerikanischen Sternen auch: Aus gesundheitlichen Gründen hörte Carlos Torre nach einem zweiten Rang in Chicago auf.

 









Stellung nach:

W: Torre  S: Em. Lasker

1.d4 Sf6 2.Sf3 e6 3.Lg5 c5 4.e3 cxd4 5.exd4 Le7 6.Sbd2 d6 7.c3 Sbd7 8.Ld3 b6 9.Sc4 Gängiger sind die Fortsetzungen 0-0 und De2. 9...Lb7 10.De2 Dc7 11.0-0 0-0 12.Tfe1 Tfe8 13.Tad1 Sf8 14.Lc1 Sd5 15.Sg5 b5 16.Sa3 b4! 17.cxb4 Sxb4 18.Dh5 18.Lb1 sieht vernünftiger aus, um den Läufer zu bewahren. Doch Torres belastete sich nicht mit positionellen Feinheiten, wo doch ein Königsangriff winkt. 18...Lxg5 19.Lxg5 Sxd3 20.Txd3 Da5 21.b4 Df5? 21...Dd5 bewahrt den Vorteil, den sich Lasker durch genaue Züge erarbeitet hatte. 22.Tg3 h6 23.Sc4! Dd5?! 23...hxg5 ist Pflicht. Nach 24.Sxd6 Dg6 25.Dxg6 Sxg6 26.Sxb7 Teb8 nebst Tb4 entsteht ein ausgeglichenes Endspiel, doch Schwarz träumt von einem Figurengewinn. 24.Se3! Db5?? 24...Dxd4 ist noch immer möglich: 25.Td1 De4 (bloß nicht Dxb4? 26.Lf6 Sg6 27.Txg6 fxg6 28.Dxg6) 26.Lxh6 Sg6 mit verteidigungsfähiger Stellung. 25.Lf6!! Dxh5 26.Txg7+ Kh8 Schwarz befindet sich in einer Zwickmühle. Torre räumt mit einer Serie von Abzugsschachs die siebte Reihe ab, bevor sich sein Turm die Dame zu Gemüte führt. 27.Txf7+ Kg8 28.Tg7+ Kh8 29.Txb7+ Kg8 30.Tg7+ Kh8 31.Tg5+ Kh7 32.Txh5 Kg6 Schwarz erhält zwar die verlorene Figur zurück, büßte aber zu viele Bauern ein. Deshalb spielt sich der Rest von alleine. 33.Th3 Kxf6 34.Txh6+ Kg5 35.Th3 Teb8 36.Tg3+ Kf6 37.Tf3+ Kg6 38.a3 a5 39.bxa5 Txa5 40.Sc4 Td5 41.Tf4 Sd7 42.Txe6+ Kg5 43.g3

1:0.

 

Russlands zweite Garnitur stark genug

   Abschließend zur Berichterstattung über die Schach-Olympiade noch eine Miniatur des Goldmedaillen-Gewinners. Russland musste zwar auf seinen Weltmeister Wladimir Kramnik, Garri Kasparow und Anatoli Karpow verzichten, aber auch die zweite Reihe genügte, um souverän die anderen Nationen auf Distanz zu halten. Zu den Stützen des Olympiade-Siegers zählte einmal mehr Sergej Rublewski, dem in der zweiten Runde eine nette Kurzpartie gelang.

 










Stellung nach:

W: Rublewski  S: d'Amore

1.e4 g6 2.d4 Lg7 3.Sc3 d6 4.Lg5 a6 5.Sf3 Sd7?! 6.a4 b6?! 7.Lc4 h6 8.Lh4 g5? Mit dem sträflichen letzten Zug geht d'Amore zu weit, so dass sich Rublewski nicht zweimal zu einem taktischen Scharmützel bitten lässt. 9.Lxg5! hxg5 10.Lxf7+! Zerschlägt die Festung um den König. 10...Kxf7 10...Kf8 11.Ld5 c6 12.Lxc6 Tb8 13.Sxg5 und mit vier Bauern und Angriff steht Weiß ebenfalls auf Gewinn. 11.Sxg5+ Kf6 11...Ke8 12.Se6 oder 11...Kg6 12.Se6 De8 13.Dg4+ Kf7 14.Dxg7+ Kxe6 15.d5 matt bereiten auch wenig Freude. 12.Dg4 Se5 13.Sd5+ Kg6 14.Sf4+ Kf6 15.dxe5+ dxe5 16.Sh7+ Kf7 17.Dg6 matt

1-0

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