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Jäger des verlorenen Pfandkastens

von Hartmut Metz, Mai 1996

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Der neueste Scheiß-fiction (und legitime Nachfolger von Schachmattchen und die sieben Kröten).

   „Kloskatt, hast Du den fehlenden Sprudelkasten gesehen?" fragte Tammertatt verzweifelt seinen tapferen Weggefährten nach dem Kuppenheimer Zwölf-Stunden-Blitzturnier, ohne auch nur den leisesten Hauch von Ahnung zu haben, welch aberwitzige Abenteuer die Jagd nach dem verlorenen Pfandkasten für ihn heraufbeschwören würde.

   „Neee", entgegnete der genervte Kloskatt, der sich momentan in einer depressiven Phase befand: Er hatte die vergangenen siebeneinhalb Stunden kein Opfer mehr gefunden, dem er erzählen konnte, daß er gegen einen Karlsruher Zweitligaspieler vor nicht einmal 72 Wochen eine Blitzpartie remisiert hatte!

   Kloskatts zweites, größeres Problem bestand darin, daß er offensichtlich der witzigste aller Kuppenheimer Schachspieler war. Wer schon konnte dieselbe Pointe auch beim 99mal mit gleicher Begeisterung vortragen wie er? Niemand! Doch diesem hinrissigen Metzatt flogen die Ruhmeslorbeeren zu, die eigentlich ihm und ausschließlich ihm bestimmt waren. Ha! Von wegen, Metzatt sei der lustigste Schachautor der Welt. Mit dem neu aufgesogenen Schwung verwarf er den Gedanken, dem Beispiel des Rochade-Ehrenvorsitzenden Kühlatt zu folgen. Dieser hatte sich in die schachliche Einöde nach Haueneberstein zurückgezogen, um ein Kloster-ähnliches Leben zu führen. Die so für die Meditation geeignete Ruhe und Stille genoß der alte Eremit, der sich nur noch ganz selten unter schachspielende Menschen wagte. Die Rochade rief Kühlatt auch lediglich dann, wenn die Not in der Landesliga groß war und ein wichtiges Spiel anstand. Dummerweise standen jedes Jahr immer neun wichtige Spiele an.

   „Schon seit 7:39 Stunden hat niemand mehr die herausragende Geschichte meines Lebens gehört", schweifte Kloskatt erschrocken zu seinem ersten Problem zurück. "Hey, hörst Du nicht?" rüttelte Tammertatt nochmals an ihm. "Woooo steeeckt deeer Spruuudelkaaaasten?" versuchte der fliegende Händler mit langgezogenen Lauten seinem Vereinskameraden seinen anstehenden Ruin begreiflich zu machen. "Bestimmt hat ihn unser Kassierer Ehretatt eingesackt und macht ihn bei einem anderen Laden zu Geld - oder die bösen Durlacher, die uns auch immer Bauern und Figuren zu rauben versuchen, haben ihn mitgenommen!"

   Beim Wort Durlach ergriff Kloskatt Pein. Gehörte Durlach nicht zu Karlsruhe? Seit 7:41 Stunden hatte er niemand mehr seine herausragende Geschichte erzählt ... Derweil rannte Tammertatt zu seinem kleinen Fiat Panda, riß eine Landkarte aus einem Seitenfach heraus und brüllte: "Wo liegt dieses verdammte Durlach? Ich muß den Sprudelkasten vor den Gaunern retten, bevor sie damit die ganze Welt bedrohen!"

  Kann der wild entschlossene Tammertatt noch einmal die schreckliche Gefahr für die Menschheit abwehren? Mehr dazu in der nächsten Episode!


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