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Zehn Jahre Schachgemeinschaft Rochade Kuppenheim

REO - 10 Jahre Rochade


Rochade Express, Nr. 34, Seite 4a-7b, "Zehn Jahre Schachgemeinschaft Rochade Kuppenheim"

Die Vorgeschichte

   November 1976
Junglehrer Reinhard Kühl ist voll schachpädagogischem Tatendrang und fragt seine Schüler, ob sie nicht zwischendurch einmal etwas Sinnvolles lernen möchten. Eine erkleckliche Anzahl von Buben und Mädchen will tatsächlich und bringt einmal wöchentlich eigene Bretter und Figuren mit in die Schule. Eine selbstbemalte Folie und ausgeschnipselte Klarsichtfigürchen für den Tageslichtprojektor sind des Schachlehrers erstes Demobrett. Das Ganze nennt sich Schach-AG und wird von Rektor Westermann wohlwollend geduldet.

   1978
Jene Schach-AG ist bei den Kuppenheimer Schülern durchaus beliebt und wächst dem Lehrer Kühl zahlenmäßig bald ein wenig über den Kopf.

   Oktober 1978
Ein Kollege - Heribert Urban - ist neugierig geworden und steht Kühl alsbald hilfreich zur Seite.

   März 1979
Abgesehen von dem Schülerschach gibt es neuerdings noch eine Art konspiratives Schach in Kuppenheim. Es wird vorzugsweise des Nachts in einer Dachwohnung in der Sebastianstrasse gespielt, bisweilen auch im Römerweg. Diesem nächtlichen Schach, welches die Spieler zwischen den Zügen auf die abwegigsten Ideen bringt, wohnt als dritter im Bunde Klaus Harsch bei, wie Kühl ein Jünger Caissas (noch heute behauptet übrigens dieser Harsch hartnäckig, Urban habe damals erst das Schachspielen gelernt). Wie dem auch sei. Eines Nachts halten Urban und Harsch plötzlich Kühls Uhr an und wollen mit ihm einen Verein gründen. Einen Schachverein! Kühl wehrt sich lange gegen so viel Unvernunft, kommt aber auf die Dauer gegen zwei Besessene nicht an (zumal er ihnen an Körperkraft unterlegen ist). Ein Aufruf für die örtliche Presse wird sogleich formuliert.

Die eigentliche Geschichte

   28. März 1979
Klaus Harsch, seines Zeichens Rechtsanwalt, hat eine Vereinsatzung ausgearbeitet und leitet souverän die Gründungsveranstaltung, die im "Engel" stattfindet. Die illustre kleine Gesellschaft von vielleicht 20 Personen (zur Hälfte Kühl's und Urban's Schachschüler) wählen den Vorstand der nagelneuen Schachgemeinschaft Rochade. Erster Vorsitzender: Reinhard Kühl, sein Stellvertreter: Heribert Urban. Justitiar: Klaus Harsch, Schriftführer: Josef Hartmann, Schatzmeister: Harry Hausadowsky.

   April 1979
Klaus Harsch lässt die Rochade ins Vereinsregister eintragen. Reinhard Kühl spielt seinen letzten Mannschaftskampf für die Caissa Rastatt, steigt in die Verbandsliga auf - für ein paar Tage, dann nimmt er seinen Abschied. Klaus Harsch bleibt der Caissa treu.

   Mai 1979
Der junge Verein hat 42 Mitglieder, 27 davon sind unter 18 Jahren. Figurensätze und Uhren werden angeschafft. Ein erstes Ranglistenturnier läuft schon. Spiellokal ist zunächst noch der "Engel".

   Oktober 1979
Die Rochade beginnt mit zwei Mannschaften in der Kreisklasse, dazu mit vier Mannschaften in der Jugend. Für so viel Spielbetrieb ist im "Engel" kein Platz, deshalb ist die Schachgemeinschaft bereits ins Tennisclubhaus umgezogen.

   April 1980
Obwohl außer Kühl, Hartmann und Rettich niemand echte Turniererfahrung besaß, hat sich die erste Mannschaft wacker gehalten. Sie belegt hinter Hörden II und Baden-Oos II Platz drei und hat Glück; denn die Kreisklasse wird wegen Überfüllung geteilt und so schafft Kuppenheim schon nach der ersten Saison einen indirekten Aufstieg in die neugebildete Kreisklasse 1.

   Mai 1980
Vizeweltmeister Viktor Kortschnoi ist in Kuppenheim. Im "Ochsen" verspeist er "Forelle im Schlafrock", erzählt (damals schon) Perestrojka-Witze und wünscht der Rochade Kuppenheim viel Erfolg in der Zukunft.

   September 1980
Die Rochade zieht in die "Linde" um, weil das Tennisclubhaus über Winter dicht gemacht werden soll.

   Oktober 1980
Die Rochade meldet fünf (!) Jugendmannschaften. Es spielen unter anderem M'ichael Wascheck, Ralf Ehret, Günter Legler, Michael Holl, Bernd Geiger, Alexander Hatz, Dietmar und Ralf Wendelgaß, Stefan Kunst, Ralf und Uwe Gantner.

   Februar 1981
Die erste Schülermannschaft ist Mittelbadischer Meister (sie wird diesen Titel bis 1986 insgesamt fünfmal holen).

   März 1981
Zwanzig Schüler nehmen an der Stadtjugendmeisterschaft teil. Reiner Fischer und Bernd Geiger sind Stadtmeister. Die Stadt Kuppenheim hat der Schachgemeinschaft einen Raum im Gebäude der alten Grundschule zur Verfügung gestellt. Das war der dritte Umzug.

   Mai 1981
Die Schachgemeinschaft nimmt Abschied von ihrem Gründungsmitglied Friedrich Schwemmer. Im Alter von 78 Jahren hatte er noch aktiv in der zweiten Mannschaft gespielt.

   Juli 1981
Kühl fragt bei Heinz Breitling an, ob er nicht für Kuppenheim ein paar leichte Partien aus dem Ärmel schütteln möchte. Breitling sagt ja.

   AAugust 1981
Am großen Freischach im Cuppamare trifft sich die C-Jugend zum Badehosentraining mit Reinhard Kühl.

   Oktober 1981
Die Rochade meldet eine dritte Mannschaft. Das ist die C-Jugend, eingerahmt von Frau Gisela Schwemmer, Horst Hähnel und Günter Walz.

   Dezember 1981
Auf der Weihnachtsfeier in der "Linde" beschert der heilige St. Urban die Mitglieder. Zanni (Helmut Zanner), sonst für's Blitzen zuständig, spielt Weihnachtslieder auf dem Klavier (ein Jahr später wird an selber Stelle Dieter Wendelgaß auf dem Akkordeon spielen).

   März 1982
Die noch ofenfrische Dritte wird Meister der Kreisklasse II und steigt auf.

   August 1982
Die Erste steigt als Vizemeister noch in die Bezirksklasse auf.

   September 1982
Die Schachgemeinschaft hat 56 Mitglieder und ist damit der größte Schachverein Mittelbadens.

   November 1982
Mit einer Rekordbeteiligung von 82 Spielern veranstaltet die Rochade die Mittelbadischen Jugendeinzelmeisterschaften im "Kreuz". Dietmar Wendelgaß und Jürgen Raub belegen die Plätze eins und zwei in der C-Jugend.

   Januar 1983
Die Rochade bekommt in der Viktoriastraße endlich einen geeigneten und großzügigen Vereinsraum.

   März 1983
Kuppenheim III ist Vizemeister der Kreisklasse 1 und steigt in Folge auf. Kuppenheim II ist Meister der Kreisklasse II Nord und steigt auf. Die Jugend-Achtermannschaft ist überlegen Bezirksmeister geworden, wird aber beim Aufstiegsversuch in die südbadische Jugendliga von Kehl gebremst.

   April 1983
Die Badische Einzelmeisterschaft der C-Jugend findet in Kuppenheim statt. Turnierleiter ist Heribert Urban. Jürgen Raub kommt hinter Ohler und Gutperle ins Ziel.

   Juni 1983
Gegen Baiertal scheitern unsere Schüler im Endspiel um die Badische Meisterschaft nur an der Berliner Wertung. Justitiar Klaus Harsch tritt in Aktion, aber die Verbandsgerichtsbarkeit schläft tief und fest (später übernimmt der Verband die Kuppenheimer Argumentation und ändert die Turnierordnung. Mit einer "Vizeurkunde" will man uns hernach abspeisen. Wir lehnen ab, denn wir sind beleidigt). Ein Neuling aus Muggensturm wird erst Vereinsjugendmeister, dann auch noch Vereinsblitzmeister. Hartmut Metz. Schon mal was von dem gehört?

   Juli 1983
Die Generalversammlung im "Kreuz" bestätigen Kühl, Urban und Harsch in ihren Ämtern. Neuer Schriftführer (und Turnierleiter) ist Alexander Hatz. Martin Holl übernimmt die Kassenführung.

   August 1983
Auf der Raub'schen Wiese findet das erste Grillfest statt.

   Oktober 1983
Kuppenheim startet mit einer vierten Mannschaft in die Saison 83/84.

   NNovember 1983
Nationalspieler Wolfram Bialas ist zum Simultanspiel eingeladen. Ergebnis: 15:1 Nur Metz und Raub halten Remis.

   Dezember 1983
Auf der Weihnachtsfeier besiegt Uwe Kastner in einer Blitzpartie Wolfgang Gerstner. Der heilige Niko-Klaus, ein Verwandter der Schachgöttin Caissa, schwingt sogleich die Rute.

   April 1984
Die Erste ist Meister und steigt in die Bereichsklasse auf.

   Juni 1984
Die Achterjugend (Raub, Geiger, Zlodi, 2x Wendelgaß, A. Aschenberg, Kistner, Marion Nunn, Michaela Geiger) schafft den Aufstieg in die badische Jugendliga.

   November 1984
Kuppenheim wirft die Verbandsligisten aus Durmersheim mit einem 4:4 aus dem Mannschaftspokal. Ebenso wird die Caissa eliminiert (5,5:2,5). Aber im Finale blockt Baden-Baden ab.

   Dezember 1984
Kuppenheim IV wird zurückgezogen, weil einige Aktive plötzlich ausfallen. Die Rochade hat zu dem Zeitpunkt 70 Mitglieder.

   März 1985
Die stark verjüngte Erste ist mit einem Traumergebnis (58/18:0) in die Landesliga aufgestiegen. Es handelt sich bei dieser Mannschaft um die ehemalige C-Jugend von 1981 plus dem Paradiesvogel Metz aus Muggensturm sowie den beiden übriggebliebenen alten Herren Breitling und Kühl. Die Presse (= Hartmut) schreibt vom "Wunder an der Murg".

   Mai 1985
Kuppenheim stößt ins badische Pokalfinale vor. Scheitert dort an Freiburg 1887.

   Juni 1985
Heribert Urban organisiert die erste Altpapiersammlung. Stojan Monjov, Michael Wascheck und Ralf Ehret helfen besonders tatkräftig. Die Rochade-Jugendspieler Andreas Stahlberger, Kai Götzmannn, Frank Schlottmann und Stefan Aschenberg werden mit der Schulschach-AG deutscher Vizemeister.

   Juli 1985
Die Generalversammlung bestätigt den bisher kommissarisch tätig gewesenen Schatzmeister Ralf Ehret in diesem Amt (Martin Holl zieht nach Denzlingen, besucht uns später als Schlachtenbummler bei Kämpfen in Lahr und Waldkirch).

   SSeptember 1985
Der Mittelbadische Schachkongress findet in Kuppenheim statt. Hartmut Metz (Meister A) und Axel Aschenberg (Hauptturnier) heimsen Pokale ein.

   DDezember 1985
In der Zeitung steht: Seit 1000 Tagen umgeschlagen. Damit ist die Erste gemeint. Aber...

   Januar 1986
Die Erste verliert gegen Baden-Baden. Ende des Wunders?

   AApril 1986
Kühl ist Mittelbadischer Pokalsieger. Ihm folgen nach: Stückl, Klumpp, Metz (diesen Becher geben wir gar nicht mehr her).

   Mai 1986
Die Erste ist Meister der Landesliga und steigt in die Verbandsliga auf.

   Juni 1986
Die Achterjugend ist Südbadischer Meister. Gegen Karlsruhe's Bundesliganachwuchs verschenkt Kuppenheim den Badischen Titel (es soll wohl nicht sein?),

   AAugust 1986
Ralf und Uwe Gantner, Wolfgang Gerstner, Frank Frosch, Michael und Andreas Waschek, Hartmut Metz und Bernd Geiger vertreten die Rochadefarben (schwarz-weiß-rot) beim Fußballturnier der örtlichen Vereine. Sie werden Zweiter in ihrer Gruppe). Gegenüber früheren Versuchen ist das ein achtbares Ergebnis.

   November 1986
In der Formation Metz, Ackermann, Hatz, Raub wird die Rochade Mannschaftsblitzmeister des Bezirks. Nach vier Jahren muss die Erste eine Heimniederlage einstecken: Kuppenheim - Neustadt 2:6

   Januar 1987
Ein neuartiges Vereinsturnier lässt neutrale Beobachter am Verstand der Rochadeleute (ver-)zweifeln. Wer gewinnt, darf ein riesiges Plüschtier streicheln und sich "Meister Petz" nennen.

   März 1987
Toni Stückl gewinnt seine Hängepartie gegen Donaueschingen, welches ein 4:4 abgelehnt hatte. Daniel Ackermann hält seine Hängepartie remis. So führt Kuppenheim auf einmal die Verbandsligatabelle an und Saffran schreibt: "… hat nun Kuppenheim tatsächlich den Durchmarsch von der Kreisklasse in die Oberliga unmittelbar vor Augen …"

   April 1987
Der Süddeutsche Rundfunk bittet Reinhard Kühl zum Interview, denn die Sage vom Wunder an der Murg hatte sich herumgesprochen. Aber dann: Hörden gewinnt am letzten Spieltag mit 4,5:3,5 gegen Kuppenheim und beschert damit Donaueschingen doch noch die Meisterschaft.

   Juli 1987
Wie ein Jahr zuvor angekündigt, gibt Reinhard Kühl sein Präsidentenamt ab. Heribert Urban wird neuer 1. Vorsitzender, Jürgen Raub sein Vertreter. Hartmut Metz vertritt die deutschen Farben in zwei Länderspielen gegen Kuwait und holt zwei Punkte.

   September 1987
Toni Stückl wird in Bühlertal Mittelbadischer Meister. In der Kuppenheimer Realschule richtet die Rochade den Länderkampf Baden - Elsass aus. Sechs Kuppenheimer spielen mit. Der Kampf endet 24:l0 für Baden. Heribert Urban organisiert ein Trainingslager für die Aktiven in Herrenwies.

   Oktober 1987
Zum 25. Mal erscheint der Rochade Express. In der Laudatio bestätigt der Chefredakteur Metz, dass das Niveau nun endlich an Tiefpunkt angelangt ist (der erste RE ist übrigens am 19.5.83 in millionenfacher Auflage erschienen - oder nicht? Er geht auf eins Idee von Hartmut und Jürgen zurück).

   November 1987
Jochen Klumpp ist Mittelbadischer Jugendmeister.

   April 1988
Kuppenheim III spielt gegen Gernsbach II 4:4 und ist Meister der Kreisklasse II. Michael Waschek hat vorsorglich einen Kasten Bier mitgenommen.

   August 1988
Beim internationalen Turnier in Baden-Baden teilt sich Hartmut Metz mit einem Großmeister und sechs Internationalen Meistern den dritten Rang im Open. Er bekommt Geld und den Teil einer Elo-Zahl (aber den wievielten?).

   September 1988
Im Tennisturnier der örtlichen Vereine landet die Rochade (ungerechterweise) nur auf Platz 2 in der Mannschaftswertung hinter dem Volleyball.

   November 1988
Kai Götzmann (B-Jugend) und Jürgen Metz (C-Jugend) holen sich die Titel bei der Mittelbadischen Einzelmeisterschaft.

   JJanuar 1989
Die Zweite - bisher so stark - verliert gegen Ottenau. Ausgerechnet! Der Anschluss an die himmelan stürmende Erste will einfach nicht gelingen. An Breitling und Ralf Gantner liegt es nicht!

   Februar 1989
Am 23. des Monats feiert Heinz Breitling seinen 80. Geburtstag.

   März 1989
Die Schachgemeinschaft Rochade hat 80 Mitglieder und feiert ihren 10. Geburtstag. Zweitschönstes Geschenk: Die Dritte hat den Klassenerhalt gesichert. Das schönste Geschenk aber überreicht die Erste zum Jubiläum: Kuppenheim ist in der Oberliga!


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