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Genuss ohne tränende Augen

Rochade-Mitglied als Erfinder: Hermann Hettich konstruierte Maschine zum Meerrettich-Hobeln

von Yvonne Deck (aus dem Badischen Tagblatt)

zu den Schachtexten

 

   Es ist schon keine leichte Sache, das Meerrettich-Zubereiten: Einerseits ist das weiße Gemüse sehr schmackhaft, andererseits ist es aber auch mit einiger Arbeit verbunden, den Vitaminlieferanten frisch auf den Tisch zu bringen. Gerade das Reiben der Wurzeln ist anstrengend. Und dann treiben die Inhaltsstoffe, die beim Hobeln freigesetzt werden, dem Koch auch noch die Tränen in die Augen.

   Seine Not hat Hermann Hettich aus Kuppenheim erfinderisch gemacht. In letzter Zeit fiel dem Meerrettich-Fan nämlich das Raspeln der Wurzeln gesundheitsbedingt noch schwerer. "Und für meine Frau wurde es auch zu mühsam", erklärt er. Das Ergebnis der Hettichschen Notlage ist eine kleine Maschine.

 

Hermann Hettich mit seiner Erfindung, dem elektronischen Meerrettichhobel

 

   Wer sie zum ersten Mal sieht, wird kaum vermuten, zu was der Apparat mit der Plexiglasverkleidung, der Bohrmaschine und dem Gemüsehobel gut sein soll. Wer Herbert Hettichs Leidenschaft für das weiße Wurzelgemüse kennt, sieht da schon klarer: Einen elektronischen Meerrettichhobel (oder wie der Fachmann es nennt: Ein elektrisch angetriebenes Meerettich-Reibeelement) hat der 71-Jährige erfunden und gebaut. Geholfen hat ihm dabei sein Schachwissen. "Schieben" und "Ziehen", das seien, so der Erfinder, die Grundlagen der Maschine.

   Und in der Tat: Ein Arm, der mittels eines Rads bewegt wird, sorgt dafür, dass sich der Hobel vor und zurück bewegt (er schiebt beziehungsweise drückt ihn also) - und dass die Meerrettichwurzel, die von oben an den liegenden Hobel gehalten wird, gerieben wird. Wie lange er zum Bau des Geräts benötigt hat? Hettich zuckt mit den Schultern. Die Idee, die sei ja schon vor einiger Zeit entstanden. Für die Umsetzung habe er dann schon länger gebraucht. Zum Glück sei sein Bruder, der die Meerrettich-Leidenschaft des Kuppenheimers teilt, mit Rat und Tat zur Stelle gewesen. "Der ist Dreher von Beruf und hat mir dann die entscheidenden Tipps gegeben, wie ich den Hobel am besten konstruieren kann", erzählt der Tüftler.

   20 Stunden Bauzeit stecken in dem Gerät. Aus Kunststoffteilen, Plexiglasstücken und Metallschienen (nicht zu vergessen einer Bohrmaschine und dem eigentlichen Küchenhobel) hat der Rentner in seiner Werkstatt den Apparat zusammengebastelt. Seit zwei Wochen ist das Gerät nun im Einsatz. Mit großem Erfolg: "Das erleichtert die Arbeit schon", stimmt auch Herbert Hettichs Gattin zu. Eine Vorführung ist die einfallsreiche Konstruktion allemal wert. Nachdem die Bohrmaschine eingeschaltet ist, setzt sich der waagrecht montierte Hobel in Bewegung, der Rettich wird in eine Röhre gegeben, mit einem "Stopfer" festgehalten und auf den Hobel gedrückt.

   "Wichtig ist, dass man die Rettichstange beim Hobeln dreht, sonst entstehen zu tiefe Rillen und sie wird nicht gleichmäßig zerkleinert", erläutert Hettich seine Erfindung. Patentieren lassen will er sie aber nicht. "Zu viel Aufwand", so seine Begründung. Außerdem solle der Hobel ja nur für den Hausgebrauch eingesetzt werden - oder Freunden und Verwandten die Arbeit erleichtern. Die haben sich auch schon für das Gerät interessiert: "Meine Schwestern haben gleich gefragt, ob ich ihnen dann in Zukunft ihren Meerrettich klein raspeln kann", erzählt der 71-Jährige.

   Alle anderthalb Wochen kommen die Wurzeln im Hause Hettich auf den Tisch. Natürlich nur in den Wintermonaten, Meerrettichzeit ist nur von November bis April. Der Hobel wird also regelmäßig Verwendung finden. Ob sich Hermann Hettich denn auch weiterhin als Erfinder betätigen wolle? Der Kuppenheimer lächelt verschmitzt. Gerade neulich sei ihm wieder eine Projekt-Idee eingefallen. Was genau er vorhat, will er aber nicht verraten - Tüftlergeheimnis.

Die nächste Hettich-Erfindung: Hilfe zum Backen eines Frankfurter Kranzes.


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