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Das Zwölf-Stunden-Blitzturnier 1993

Das beliebte Marathon-Blitzturnier

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Bischoff verteidigt Titel

von Hartmut Metz

   Unser Zwölf-Stunden-Blitzturnier am 7./8. Mai ähnelte dem Endspurt in der Schach-Bundesliga. Klaus Bischoff vom Europapokalsieger Bayern München rannte vorne weg, Großmeister-Kollege Jörg Hickl (Porz) hetzte hinterher. Am Schluß hatte wie in der Meisterschaft der Münchner Bayer die Nase vorne. Einziger Unterschied diesmal: Mit dem Kasparow-Sparc-Modul hatte sich ein Schachcomputer zwischen die beiden Profis geschoben. Mit ihren flinken Fingern sorgten die zwei extra aus Köln angereisten Bediener - darunter IM Markus Schäfer - für den Überraschungscoup des Elektronenhirns.

   Mit 130 Teilnehmern aus zwölf Nationen verzeichneten wir erstmals einen Rückschritt beim fünften Sparkassen-Cup. Über 70 Voranmeldungen hatten uns eigentlich zuvor optimistisch gestimmt. Schon träumten wir von einem neuen Rekord, der 1992 mit 160 Teilnehmern aufgestellt wurde. Die geringere Zahl der Mitspieler könnte damit zusammenhängen, daß inzwischen Marathon-Blitzturniere wie Pilze aus dem Boden schießen. So fand eine Woche später im württembergischen Marbach ebenfalls ein Zwölf-Stunden-Blitz statt. Die Schachgemeinschaft hat sich also wieder einmal als Trendsetter bewiesen. Trotz des Rückgangs dürfen wir eigentlich zufrieden sein: Gab es quantitativ keine Zunahme, so stieg zumindest die Qualität weiter. Elf internationale Titelträger, darunter mit Bischoff und Hickl zwei renommierte deutsche Großmeister, belegen dies.

   „Das ist hier härter als bei der deutschen Blitzmeisterschaft", zollte uns Klaus Bischoff Lob. Kein Wunder also, daß bei dieser exzellenten Besetzung der Vorjahressieger heuer mehr zu kämpfen hatte, um die 1000 Mark Preisgeld einzuheimsen. War Bischoff 1992 ungeschlagen geblieben, mußte er diesmal in drei seiner 55 Partien die Segel streichen. Trotzdem ließ der vielfache deutsche Meister nichts anbrennen. Mit 47:8 Zählern sicherte er sich die Siegprämie. Weitere große Stücke aus dem Preiskuchen schnitten sich Hickl und "Potz-Blitz" Karl-Heinz Podzielny Jr. (Solingen) heraus. Beide kamen auf 46 Punkte und erhielten dafür je 600 Mark.

   Für Jörg Hickl ist Kuppenheim dennoch kein gutes Pflaster. Zum einen kosten ihn unsere Jungs immer wieder Nerven. Im Vorjahr hatte unser Präsident Heribert Urban noch nie von ihm gehört, weshalb er es wohl bei einer telefonischen Anfrage nach dem Sparkassen-Cup beließ. Diesmal erkundigte er sich bei Michael Waschek vor dem Turnier nach einem Wirtshaus, in dem man gut essen könne. Anstatt zumindest eine tiefe Verbeugung oder eventuell eine andene Ehrenbezeugung zu machen, gab er ihm nur die gewünschte Information. Nach dem Turnier kam Michael: "He, das war ja der Hickl, der mich da fragte!" Doch damit nicht genug. Auf der Heimfahrt nickte Jörg Hickl auf der Autobahn ein, wie er mir in Liechtenstein berichtete. Unfall, mehrere tausend Mark Schaden - Kuppenheim ist für ihn keine Reise wert!

   Den deutschen Erfolg beim Sparkassen-Cup komplettierten Ralf Appel (Castrop-Rauxel) und Patrick Burkart (Kirchheim). Erst auf Platz sieben folgte der russische Internationale Meister Sergei Kalinitschew. Zwischen all diese Koryphäen schob sich das Kasparow-Sparc-Modul. Der Saitek-Schachcomputer belegte bei seiner Deutschland-Premiere den ausgezeichneten zweiten Rang. Nur ein halber Punkt trennte den Vierten der Computer-Weltmeisterschaft vom totalen Triumph. Lange Zeit sah es sogar danach aus. Doch eine Schwächephase mit 4:5 Zählern von der 35. bis 43. Runde - diese hatte man nur bei den Menschen erwartet - warf ihn zurück. Ob die Schaltkreise überhitzt waren? Den Sieg verdiente sich Bischoff jedoch allemal. Im direkten Vergleich bewies er dem Gerät gleich zweimal ganz souverän, daß der Mensch dem Computer noch überlegen ist. Diesen Nachweis vermochten aber ansonsten nur vier andere Schachmeister zu erbringen.

   Die Medienresonanz war wieder sehr gut. Neben den lokalen Medien fand man in fast allen deutschen Schachpublikationen mehr oder minder ausführliche Berichte (dank der Computer-Premiere bis zu mehrere Seiten in einzelnen Magazinen!). Unser Hauptsponsor, die Sparkasse Kuppenheim, sah es natürlich gerne. Schließlich will der Namensgeber des Sparkassen-Cups auch Werbung für ihre großzügige Unterstützung haben. Daß man auch mit Engagement bei der Sache ist, bewies Sparkassen-Direktor Werner Magin, der den Schluß des Wettkampfes verfolgte und die Preise übergab. Die fast 5000 Mark an Geld- und Sachpreisen vermochte unser Verein auch nur deshalb aufzubringen, weil mit der Schachcomputer-Firma Saitek ein weiterer Sponsor zur Verfügung stand. Ansonsten hätte sich das aufwendige Marathon-Blitz kaum für uns finanziell gelohnt beziehungsweise wäre machbar gewesen. Auf Grund der vielfältigen Arbeiten, die die Rochade-Mitglieder die Nacht hindurch erledigen mußten, blieb keine Zeit, selbst am Zwölf-Stunden-Blitzturnier teilzunehmen.

   Einzig unser künftiger Mitstreiter Matthias Menge vertrat die Farben der Rochade. Nachdem er nur knapp die Finalrunde verpaßt hatte, ließ bei ihm die Konzentration merklich nach. So fiel Matthias auf den 18. Platz der Trostrunde A zurück. Insgesamt verlief die Organisation in geordneteren Bahnen als bei den vergangenen Wettbewerben. Hermann Hettich nahm zusammen mit unserer Führungsetage die Organisation straff in die Hand. So durfte der Berichterstatter zum ersten Mal nach den zwölf Stunden nach Hause fahren, ohne auch noch beim Abbau helfen zu müssen!

Das Endklassement:

1.

Bischoff

Bayern München 47,0

2.

Kasparow-Sparc-Modul

46,5

3.

Hickl

Porz 46,0

4.

Podzielny Solingen 46,0

5.

Appel

Castrop-Rauxel 45,5

6.

Burkart

Kirchheim 43,0

7.

Kalinitschew

Rußland 42,5

8.

Rabiega

Berlin 42,0

9.

Meyers

Lettland 41,5

10.

Velicka

Tschechien 41,0

11.

Gyimesi

Ungarn 40,5

12.

Schmaltz

Mannheim 40,0

13.

Richter

Deutschland 38,0

14.

Kabatenski

Ukraine 37,0

15.

Nedela

Tschechien 36,5

16.

Martynow

Rußland 35,5


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