Startseite Rochade Kuppenheim

Das Zwölf-Stunden-Blitzturnier 2000

Das beliebte Marathon-Blitzturnier

zur 12h-Blitz-Seite

 

Die Sieger

Die Sieger des 12. Zwölf-Stunden-Blitzturniers 2000

Ein paar Fotos

Die Endtabelle

Patrick Kuehn gab Fritz6 einen Tritt

Der Muggensturmer Patrick Kühn gab Fritz6 einen Tritt

Die online nachspielbaren Blitzpartien von Fritz6 und Download

Best of Fritz6 2000 Vorrunde

Best of Fritz6 2000 Endrunde

 

Fritz zu gut für die Menschheit

Roland Schmaltz gewinnt zum zweiten Mal Kuppenheimer Zwölf-Stunden-Blitz

Bericht von FM Hartmut Metz

   Roland Schmaltz hat zum zweiten Mal das Kuppenheimer Zwölf-Stunden-Blitzturnier gewonnen. Der dreifache Internet-Weltmeister setzte sich dabei souverän nach 55 Runden mit 49 Punkten durch. Der Mannheimer in Diensten von Schach-Zweitligist Eppingen, der demnächst den Großmeister-Titel verliehen bekommt, stand bereits zwei Runden vor Schluss als Sieger fest. Eine kurze Schwächephase nach 29 Siegen zu Beginn ließen Großmeister Klaus Bischoff (Plauen) und Rolf Schlindwein an den deutschen Blitzmeister heranrücken. Doch nach nur einem Punkt in vier Partien fing sich Schmaltz wieder und setzte sich von den beiden Kontrahenten nach und nach ab.

   Der sechsfache Rekordsieger Bischoff, der einmal Rang eins mit Schmaltz geteilt hatte, wurde mit 47 Zählern Zweiter. Rang drei ging an Schlindwein, den künftigen Spitzenspieler von Bundesliga-Aufsteiger Baiertal-Schatthausen. Die 46,5 Punkte des Internationalen Meisters sind auch deshalb erwähnenswert, weil Schlindwein derzeit eine Radikalkur macht. In den sieben Tagen vor dem Sparkassen-Cup hatte er nur Mineralwasser getrunken und nichts gegessen. „Als ich dann versuchte, einen ganzen Apfel zu zwingen, war mir das zu viel", berichtete der junge Asket. Dafür verschlang Schlindwein reihenweise seine Gegner mit Haut und Haaren ... Mit den Plätzen mussten sich die renommierten IM Ralf Appel (Castrop-Rauxel/43,5), ehemaliger deutscher Blitzmeister, Großmeister Peter Enders (Passau/42) und der ukrainische IM Alexander Pantschenko (41,5) begnügen.

   Vier bis fünf Punkte hatten Experten den menschlichen Gegnern zugetraut - doch das Schach-Programm Fritz 6 blieb die ganze Nacht hindurch ungeschlagen. In 55 Runden gab die Nummer eins der schwedischen Computer-Weltrangliste trotz der starken Kontrahenten lediglich zwei Remis ab. In der Vorrunde gelang dem Muggensturmer Bereichsklassen-Spieler Patrick Kühn (DWZ 1994) das einzige Unentschieden. Auch keiner aus dem hochkarätigen Endrunden-Feld vermochte Fritz, das auf einem Pentium III mit 500 Megahertz lief, in die Knie zu zwingen. Der Baiertaler Wolfgang Koch war der zweite Glückliche, der immerhin ein Remis holte. In einem ungleichfarbigen Läufer-Endspiel wollte zwar Fritz mit zwei Mehrbauern munter weiter auf Gewinn spielen, doch Bediener Michael Lorenz akzeptierte die Remisofferte. Für die Bezwinger von Fritz waren 1.000 Mark Preisgeld ausgesetzt. Da es keinem Spieler gelang, das Programm der Firma Chessbase in die Knie zu zwingen, lobte Veranstalter Rochade Kuppenheim anstatt zweier Sachpreise jeweils 250 Mark an Patrick Kühn und Wolfgang Koch aus.

   Die Diskussion, ob Computer an Turnieren der Menschen teilnehmen sollen, wurden in der kleinen badischen Stadt nicht so heftig geführt wie bei den niederländischen Meisterschaften. Drei Spieler verzichteten auf ein Duell und die Gelegenheit, in zehn Minuten womöglich 1.000 Mark einzuheimsen. Ralf Appel zeigte zwar Verständnis für den Wunsch des Sponsors Chessbase an den Vergleichen Mensch-Maschine, da sich der ehemalige deutsche Blitzmeister jedoch „nahezu chancenlos" wähnte, sparte der Castrop-Rauxeler jedoch seine Kräfte. „Ich solidarisiere mich mit meinem Mannschaftskameraden Paul van der Sterren", erklärte Appel mit Blick auf den Großmeister, der kurz zuvor bei den niederländischen Meisterschaften den Punkt gegen Fritz ebenfalls kampflos abgab. Chessbase-Chef Matthias Wüllenweber grämt die Diskussion nicht. „Egal, ob man nun die Teilnahme von Programmen mag oder nicht, für uns ist die Publicity allemal gut", sieht der Hamburger das Für und Wider gelassen. Humorvoll beantwortete Roland Schmaltz die Frage, warum denn alle gegen den besten Menschen spielten, aber gegen Fritz nicht antraten: „Verstehe ich gar nicht. Ich bin doch viel besser!" Im direkten Vergleich hätte der Internet-Champion beinahe den Beweis der These erbracht. Zunächst beherrschte Schmaltz eindeutig das Geschehen. Nach einem Bauernopfer bekam Fritz 6 jedoch Spiel und der Mannheimer brach noch ein. Mit taktischen Mätzchen knackte das Programm die meisten Kontrahenten. Indes beeindruckte ein feines Qualitätsopfer in der Endrunden-Partie gegen IM Rolf Schlindwein am meisten (siehe Partien).

   Schlindwein gewann mit Koch, Andreas Balzar und dem deutschen A-Jugendmeister Rainer Buhmann auch souverän den Mannschaftswettbewerb. Das Baiertaler Bundesliga-Quartett zog gemeinsam in die 34-köpfige Endrunde ein und verbuchte insgesamt 149,5 Zähler. Der zweitplatzierte Zweitligist Karlsruher SF kam auf 130. Das erstmals ausgetragene Jugendturnier dominierten die Talente von Freiburg-West. Philipp Germer (15,5 Punkte) gewann den vierstündigen Wettbewerb vor seinem Bruder Marcel Germer (13,5), Michael German und dem Baden-Ooser Robert Schaaf (je 13).

   Bester mittelbadischer Teilnehmer beim Sparkassen-Cup war Andreas Schenk. Der 17-jährige Baden-Ooser brachte Schmaltz in Runde 30 die erste Niederlage bei und schlug auch Großmeister Bischoff. Gegen die ersten 13 Menschen verlor Schenk keine einzige Partie - büßte aber entscheidende Zähler in der Endrunde gegen die dahinter liegenden Akteure ein. Mit 40 Punkten wurde der badische Jugendmeister beachtlicher Siebter.

   Die Teilnehmerzahl beim Zwölf-Stunden-Blitz stieg nach Jahren der Stagnation um rund 40 Prozent auf 139 Spieler aus elf Nationen. Das zweitbeste Resultat in der zwölfjährigen Geschichte des Sparkassen-Cups. Rochade-Präsident Heribert Urban machte hierfür den neu eingeführten Mannschaftswettbewerb sowie das lukrative Duell mit Fritz verantwortlich. Eine Rekordausschüttung gab es beim Preisgeld: Mit über 9.000 Mark an Geld- und Sachpreisen näherte sich das bekannteste deutsche Blitzturnier dem fünfstelligen Bereich an. Und das obwohl die Einnahmen durch Startgelder bei lediglich 4.700 Mark lagen. Dank der Sponsoren Sparkasse, Chessbase und dem Schachversand Dreier konnte rund der doppelte Betrag unter den Spielern verteilt werden. Der Löwenanteil mit 1.000 Mark sowie ein Chessbase-Megapaket im Wert von 700 Mark ging an Roland Schmaltz. Bischoff erhielt 700 Mark, Schlindwein 500. Im Jugendturnier bekam sogar jeder Teilnehmer bis hinunter zum fünfjährigen Michael Gheng einen Preis.

die Diagramme wurden mit ChessBase erstellt









1999   12h-Blitz-Seite   2001