Startseite Rochade Kuppenheim

Kombinationen

Zeiteinteilung in der Oberliga

von Reinald Kloska, Februar 2004

mehr Schachkombinationen


   Noch immer beschäftige ich mich mit den Zeilen des "Kreisklassespielers", die er neulich im Forum zu Ligaspielern und Bedenkzeitverbrauch äusserte. Letzte Woche vermutete ich, er meinte mit Ligaspielern die Spieler der Landesliga, was ich sogleich anhand eines Beispiels zu widerlegen versuchte. Mittlerweile bin ich anderer Ansicht, er meinte die Spieler der Oberliga. Der Beweis hiefür ist eine Partie der letzten Runde. Hartmut Metz schrieb hierzu:

   "Endlich den ersten vollen Punkt brachte Marcel Vingerling auf kuriose Art und Weise unter Dach und Fach. 18 Züge waren gespielt - als der Holländer unsicher und behutsam Zeitüberschreitung bei seinem ruhig dasitzenden Kontrahenten Wolfgang Weiler reklamierte! Der Karlsruher war völlig perplex und stammelte: "Wie? Ich habe doch noch eine Stunde. War die Uhr nicht auf 4 Uhr gestellt?" Sie war wie üblich auf 3 Uhr gestellt, Weiler hatte jedoch bereits nach wenigen Zügen in der unorthodoxen Eröffnung 1.e4 Sc6 2.d4 d5 3.Sc3 e5!? eine Stunde verprasst - und dachte weiter ewig nach. Als Weiler auch in den letzten fünf Minuten jegliche Hast in ausgeglichener Stellung - Vingerling besaß Initiative und bessere Entwicklung für einen Bauern - vermied, fiel die Klappe."

   Ich muss zugeben, dass dieses Beispiel nicht ganz zutreffend ist, denn unser "Kreisklassespieler" befand ja, dass die Ligaspieler in höchster Zeitnot ab dem 15. Zug ordentlichen Müll spielen würden. Hier wurde kein Müll gespielt, sondern seelenruhig die Zeit überschritten. Die besagte Partie:











Weiler - Vingerling
Oberliga Baden 2004


1.e4 Sc6
Die Nimzowitsch-Eröffnung mit der Idee, Figurendruck auf das Zentrum auszuüben, wobei, wie auch bei Skandinavisch, die Dame dabei mithelfen soll. 2.d4 d5 3.Sc3 Gilt allgemein als am unangenehmsten für Schwarz. 3...e5 Ein selten gespielter Zug. 4.dxe5 d4 5.Sd5 f5 Das kann eigentlich nicht gut sein. Der Vorteil einer solchen Eröffnung ist jedoch, dass der Kontrahent sich meist nicht auskennt. 6.exf6 [ Zwar keine Fritz-Theorie, aber was geschieht denn auf 6.Lg5 ? 6...Le7 ( Oder 6...Dxg5 7.Sxc7+ Kf7 8.Sf3 Df4 9.Lc4+ Kg6 10.exf5+ Lxf5 11.Sxa8 Sxe5 12.Sxe5+ ( 12.Ld5 Lb4+ 13.Kf1 Sxf3 14.Dxf3 Dxf3 15.Lxf3+/= ) 12...Dxe5++/= ) 7.Sxe7 Sgxe7 8.Lb5 fxe4 9.Se2 Lg4 10.Lxc6+ bxc6 11.Dxd4 Lxe2 12.Dxd8+ Txd8 13.Kxe2+- ] 6...Sxf6 7.Lb5 [ 7.Lg5 Le6 8.Lxf6 gxf6 9.Lc4 Lb4+ ( 9...Se5 10.Dxd4 c6 11.Sc7+ Dxc7 12.Lxe6 Td8 13.De3 ( Auf 13.Dc3 folgt der nette Trick 13...Td3 14.cxd3 Lb4 Aber auch das ist noch alles Theorie.) 13...Da5++/- ) 10.Sxb4 Lxc4 11.Sxc6 bxc6 12.Dh5+ Lf7 13.Dc5 Dd6 14.Dxd6 cxd6+/- Bis hierher gehen die Fritz'schen Eröffnungstheorien mit der Bewertung +1,06] 7...a6 8.Lg5? [ Besser 8.Lc4 Le6 9.Lg5 Lxd5 10.exd5 Se5 11.Dxd4+/- und Weiß behält seinen Vorteil.] 8...Le6? [ Warum nicht 8...axb5 ? 9.Lxf6 gxf6 10.Dh5+ Kd7 11.Df5+ Kd6 12.Df4+ Kd7 ( 12...Se5!? 13.Sf3 Lg7 14.Td1 Ke6 15.Sxd4+ Kf7 16.Sxb5~~ ) 13.Df5+ mit Remis.] 9.Lxf6 gxf6 10.Lc4 Lf7 11.De2?!= [ Mehr versprach 11.Sf3 Lc5 12.De2 Sa5 13.Ld3 Dd6+/- ] 11...Se5 12.Lb3 c6 13.Sf4 Da5+ 14.Kf1 Lxb3 15.cxb3 0-0-0 16.Sd3 Kb8 17.f4 Sxd3 18.Dxd3 h5 Unfassbar: Weiß überschritt bereits hier in ausgeglichener aber unklarer Stellung die Bedenkzeit.
0-1



   Zum seltenen Thema Nimzowitsch-Verteidigung mit 5..f5 nun noch ein paar Partien, übrigens die einzigen mit dieser Eröffnung, die auf der Fritz8-Datenbank zu finden sind.











Svistunov - Vlassov


1.e4 Sc6 2.d4 d5 3.Sc3 e5 4.dxe5 d4 5.Sd5 f5 6.exf6 Sxf6 7.Lb5 Sxd5 8.Dh5+ g6 9.Dxd5 Lb4+ 10.Ld2 Lxd2+ 11.Kxd2 Df6 12.Se2 Ld7 13.f4 0-0-0 14.Dg5 Dxg5 15.fxg5 Se5 16.Lxd7+ Txd7 17.Taf1 Sc4+ 18.Kc1 Te8 19.Tf4 Se3 20.g4 c5 21.b3 Sd5 22.exd5 Txe2 23.h4 Txd5 24.h5 Te7 25.hxg6 hxg6 26.Th8+ Kc7 27.Tg8 Txg5 28.Tf6 Txg4 29.Tfxg6 Tge4 30.a4 Te1+ 31.Kb2 T1e2 32.T8g7 Txg7 33.Txg7+ Kb6 34.Kb1 Ka6 35.Tg5 b6 36.Tg7 Ka5 37.Txa7+ Kb4 38.a5 d3 39.cxd3 Kxb3 40.Kc1 b5 41.Tc7 c4 42.dxc4 b4 43.a6 Kc3 44.Td7 b3 45.Td1 Te6 46.Kb1 Txa6 47.Tc1+ Kd2 48.Th1
1/2-1/2













Bryson - Mohr


1.e4 Sc6 2.d4 d5 3.Sc3 e5 4.dxe5 d4 5.Sd5 f5 6.exf6 Sxf6 7.Lg5 Le6 8.Lxf6 gxf6 9.Lc4 Lf7 10.Se2 Lc5 11.0-0 Dd6 12.Sg3 0-0-0 13.a3 Se5 14.La2 Lxd5 15.exd5 f5 16.Sxf5 Df6 17.Sg3 Lb6 18.f4 d3+ 19.Kh1 dxc2 20.De2 Sd7 21.Dxc2 Kb8 22.Tae1 Thg8 23.Se4 Df5 24.De2 Tg6 25.Sg5 Th6 26.g4 Dg6 27.De7 c6 28.f5 Dg8 29.Sf7 Th3 30.Sxd8 Dxg4 31.Dd6+ Kc8 32.dxc6 bxc6 33.Te8 Dh5 34.Dxc6+
1-0













Thipsay - Rowe


1.e4 Sc6 2.d4 d5 3.Sc3 e5 4.dxe5 d4 5.Sd5 f5 6.exf6 Sxf6 7.Sxf6+ Dxf6 8.Sf3 Lg4 9.Le2 Lb4+ 10.Ld2 0-0-0 11.Lxb4 Sxb4 12.0-0 d3 13.cxd3 Lxf3 14.Lxf3 Sxd3 15.Db3 Se5 16.Le2 Td2 17.De3 Thd8 18.f4 Db6 19.Dxb6 axb6 20.Tf2 Sf7 21.Te1 T8d4 22.Lg4+ Kd8 23.Txd2 Txd2 24.Td1 Txd1+ 25.Lxd1 c5 26.e5 b5 27.Kf2 Ke7 28.Ke3 g6 29.Ke4 Sd8 30.Lg4 Sc6 31.Kd5 Sb4+ 32.Kxc5 Sxa2 33.Kxb5 Sc1 34.b4 Sd3 35.g3 h5 36.Lf3 g5 37.fxg5 Sxe5 38.Lxh5 Ke6 39.h4 Sd3 40.Lf3 b6 41.Le2
1-0













Kersten - Jahrsdoerfer


1.e4 Sc6 2.d4 d5 3.Sc3 e5 4.dxe5 d4 5.Sd5 f5 6.exf6 Sxf6 7.Lg5 Le6 8.Lc4 Sxd5 9.Dh5+ g6 10.Lxd8 gxh5 11.exd5 Lb4+ 12.Kf1 Txd8 13.dxe6 Se5 14.Le2 d3 15.cxd3 Sxd3 16.Lxh5+ Ke7 17.Lf7 Sxb2 18.Sf3 c5 19.a3 La5 20.Tb1 c4 21.Ke2 c3 22.Thc1 Td5 23.Tc2 b5 24.Tbxb2 cxb2 25.Txb2 Tc8 26.g4 Tc4 27.h3 Tdc5 28.Sh4 Tc2+ 29.Txc2 Txc2+ 30.Kd3 Txf2 31.Sf5+ Kf8 32.Ke4 Ld8 33.h4 Le7 34.g5 a5 35.Sd4 Th2 36.Sxb5 Txh4+ 37.Kf5 Th3 38.g6 hxg6+ 39.Kxg6 Lxa3 40.Sc7 Le7 41.Sd5 Ld8 42.Sf4 Tf3 43.e7+ Kxe7
0-1













Ponomariov - Vlassov


1.e4 Sc6 2.d4 d5 3.Sc3 e5 4.dxe5 d4 5.Sd5 f5 6.exf6 Sxf6 7.Lg5 Le6 8.Lxf6 gxf6 9.Lc4 Lb4+ 10.Sxb4 Lxc4 11.Sxc6 bxc6 12.Dh5+ Lf7 13.Dc5 Dd6 14.Dxd6 cxd6 15.Se2 c5 16.f3 Ke7 17.Sf4 Thb8 18.b3 a5 19.Kd2 a4 20.Sd5+ Lxd5 21.exd5 Tg8 22.Tae1+ Kf7 23.g4 Tg5 24.Te6 Txd5 25.The1 axb3 26.axb3 d3 27.cxd3 Ta2+ 28.Kc3 Txh2 29.Te7+ Kg6 30.Td7 Tf2 31.Tee7 Kg5 32.Txh7 Kf4 33.Thf7 Kg5 34.Th7 Kf4
1/2-1/2



   Und nun fragen Sie sich sicherlich, wo die Kombination ist. Nun, diese folgt jetzt und hat mit dem Bisherigen überhaupt nichts zu tun. Warum auch sollte ich hier inhaltlich logisch vorgehen? Die Kombination fand ich übrigens beim Kiebitzen auf dem Chessbase-Server, als ich unserem allseits bekannten "Schachgott" Walter Siemon zusah. Ich muss zugeben, dass die Partie nicht zu den besten gehört, aber sie hatte einige interessante Momente.











"stargazer" - "Siemon"
Chessbase-Server, 2004


1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 e6 4.Lxc6 dxc6 5.0-0 g6 6.d3 Lg7 7.Sc3 e5 8.h3 Se7 9.Le3 b6 10.Dd2 Dc7 11.Lh6 0-0 12.Sh2 f5 13.Lxg7 Kxg7 14.f4 Le6 15.Tae1 Tad8? 16.fxe5 Dxe5 Warum darf Schwarz diesen Bauern eigentlich nicht zurücknehmen?
Weiß zog 17.Sf3? , was nicht wirklich überzeugend war. Was hätte er stattdessen ziehen sollen? Nun bekam Schwarz eine Chance, seine Figur zu retten, und er geht ahnungslos daran vorbei. 17...Dg3 [ Mit 17...Dd6 wären die Klötzchen alle gedeckt und Weiß nur in geringem Vorteil.] 18.exf5 Sd5 19.fxe6 Tde8 20.Sxd5 cxd5 Zugegeben, das Spiel ist für Schwarz verloren, doch Weiß begeht mit 21.Dg5 noch einen Fehler, der dem Schwarzen wieder, zumal es sich um eine Blitzpartie handelt, Chancen auf Rettung einräumt. Was entgegnete Schwarz?

Die Lösung der Schachkombination



   Jetzt wollen wir noch einmal sehen, ob sich unser "Kreisklassespieler" detaillierter zum Thema Ligaspieler und Zeitnot im Forum äussert.


vorherige Kombi

mehr Schachkombinationen

nächste Schachkombination