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Eine Lanze für die Leichtigkeit im Schach

Helmut Pfleger dosiert die jüngere Geschichte des königlichen Spiels

von Harald Fietz, November 2002

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Helmut Pfleger: Schachpuzzle-Buch

Edition Olms, 2002
128 Seiten, 15 Euro
ISBN 3-283-00450-1

Bewertung des Rezensenten: Bewertung 3,5 aus 5

 

   Klappentexte müssen reißerisch sein. 100 gesammelte Rubriken von Helmut Pfleger aus DIE ZEIT aus der Zeit 1997 bis 2001 werden als "Schmunzelbuch" offeriert. Mit dem Titel "Schachpuzzle-Buch" geht der Untertitel "Amüsante Aufgaben - überraschende Lösungen" einher. Prägnante Highlights und pointierte Kommentare sind nichts Neues beim Bamberger Großmeister, der seit Jahrzehnten Bildschirm und Bücherregale des schachlichen Durchschnittskonsumenten - sofern es diesen Idealtyp überhaupt gibt - füllt. Da stellt sich die Frage, ob hier nicht vielleicht Allerweltsware auf den Markt geschmissen wurde?

   Sicher das Konzept ist bewährt, doch nimmt man den großformatigen Flexicover-Band der Edition Olms blätternd zur Hand, bleibt der Blick unwillkürlich bei diesem oder jenen Diagramm kleben, erspäht eine kesse Überschrift hier und eine interessante Texthervorhebung dort. Seltsam, aber Seite um Seite stellt sich Wohlgefühl ein. Weg mit dieser "Droge", am besten in die Reisetasche. Denn genau dort ist die Lektüre bestens aufgehoben. Der Vereinsspieler wird hier nichts systematisch lernen, aber er erhält ohne Zweifel jene Ah-Momenten, die versprochen werden. Der Zug, das Flugzeug oder der Stand ist der richtige Ort des Genusses. In dosierter Form gibt es kleine endrophine Schübe, die aus trefflichen Anekdoten herrühren. Man nimmt es manchmal zu selbstverständlich, aber die Würze in Kürze auf den Punkt zu bringen ist eine Kunst. Haben sie sich mal an einem kleinen Text für ihre Vereinszeitung versucht? Wenn es eine Mühsal war, dann staunt man, ob der Leichtigkeit dieser Sprache. Brauchen Sie ein Geschenk für einen jener zehn Millionen Hobbyspieler, die sich in Deutschland versteckt halten sollen, dann sind Sie hier auch gut aufgehoben.

   Die Revue der Schachepisoden aus der letzten fünf Jahren kennt Helden und Opfer ebenso wie grobe Hinrichtungen und feine Exekutionen. Ein Beispiel lieferte der Chefredakteur eines vierzehntägig erscheinenden Magazins, welches mit "Sch" beginnt und mit "64" endet. In einer Bundesligapartie knackte er mit den weißen Steinen durch direkte Zugriff die Stellung.

 

Borik,O - Köhn,P (Bundesliga, 1999)

Schachaufgabe

Weiß am Zug gewinnt (Lösung am Ende der Rezension)

 

   Wer mal wieder Schach schmökern will, der wird mit Schmunzeln belohnt. Wer daran keinen Gefallen findet, der sollte weiter in die Gewinnen-mit-Publikationen schauen. Alle anderen orientieren sich an Seneca: "Glaube mir, wahre Freude ist eine ernste Sache!" Wie dieses Leitmotiv, so ist auch dieser Band zeitlos!

 

(erschien in gekürzter Fassung zuerst in Schachmagazin 64, Nr.19/2002)


Bewertung: 3,5 Bekanntes Muster, gediegen aufgepeppt!

Zielgruppe: Alle, die gerne zwischendurch ein wenig Heiteres rund um das königliche Spiel lesen, oder die jemand damit einige freudige Kurzweil schenken wollen.

Besonderheit: Die Gedanken sind ansprechend layoutet und ein vorbildliches Inhaltsverzeichnis bzw. Register machen neugierig und erleichtern die Suche.

 










Borik,O - Koehn,P
Bundesliga (1998/99) Mainz, 1999
[Helmut Pfleger]

 

Das Läuferopfer 1.Lxf7+ war ein empfindlicher Schlag gegen die schwarze Achillesferse f7. Nach der erzwungenen Annahme 1...Dxf7 erwies sich die ungeschützte Grundreihe als verhängnisvoll: 2.Td8+ De8 (auf 2...Txd8 entscheidet 3.Dxd8+ nebst Matt) und nun die Finesse 3.De6+! Das ist natürlich viel besser als das grobschlächtige 3.Txe8+? Txe8 und Schwarz lebt noch. Die Dame ist ja gefesselt. 1-0


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