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Aktuell und hochklassig

New In Chess Magazine

von Joachim Kick, Dezember 2003

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New In Chess Magazine

New In Chess
8 Ausgaben pro Jahr, 100 Seiten pro Ausgabe
Preis: 6,95 € in den Niederlanden, 8,65 in Resteuropa
Sprache: Advanced English

Bewertung des Rezensenten: Bewertung 4,0 aus 5

 

   Eine Rezension einer Schachzeitschrift? Noch dazu einer englischsprachigen Zeitschrift? Wenn das die Fragen sind, die Ihnen bei den ersten Zeilen dieser Rezension durch den Kopf gehen, dann möchte ich Sie nicht länger auf die Folter spannen. Derzeit gibt es von NIC ein Angebot: 25% Rabatt auf ein Jahresabonnement (44 Euro statt 63), es gilt noch bis Weihnachten. Grund genug, sich die aktuellen Ausgaben von NIC Magazin mal etwas genauer anzuschauen.

   Und bereits beim ersten Durchschauen der Ausgaben 6 und 7 war ich angenehm überrascht. Diese Zeitschrift bietet alles, was sich ein Schachherz wünscht: aktuelle Turnierberichte, viele hochklassige Partien, die von den Topspielern höchstpersönlich analysiert wurden, Interviews, Buchbesprechungen, Bilder, Eröffnungsbesprechungen und Kolumnen. Sehr positiv fiel mir bei den Turnierberichten auf, dass sehr viel Hintergrundwissen und -fakten präsentiert werden. Nicht nur die nette Aneinandereihung von Partien, die ein bisschen kommentiert sind. Hier hat mir sehr gut der Bericht von Evgeny Atarov über die Russischen Meisterschaften 2003 gefallen. Diese Meisterschaft wurde bekanntlich von Peter Svidler gewonnen, der sich, seit er Vater wurde, in der Form seines Lebens befindet. 2 kommentierte Partien von ihm sowie 2 von Alexander Morozevich sowie weitere kommentierte Partien von Malakhov, Dvoiris und Sakaev runden den Bericht ab.

   Sie werden sich fragen, weshalb benötige ich eine englischsprachige Schachzeitschrift? Wir haben in Deutschland doch genug, die durchaus lesenswert sind. Nun, wenn Sie die englische Sprache nicht stört, dann haben Sie eine wesentlich internationalere Schachzeitschrift. Hier finden Sie ausführliche Berichte über Turniere, die in deutschen Zeitschriften nur auf einer halben Seite abgehandelt werden. Es wird ja schließlich auch im Rest der Welt Schach gespielt. Und die NIC Magazine berichten davon.

   Sehr gelungen ist die Kolumne von Jan Timman. Er schreibt seine Meinung über vor kurzem gespielte Partien. Er schafft es, das Augenmerk des Lesers auf kritische Stellungen zu lenken. Und für einen kurzen Augenblick fühlt man das Positionsverständnis eines Jan Timmans über seinem Haupt schweben. Ein sehr interessantes Fragment aus Timmans Kolumne sehen wir hier:

 










Anand - Leko, Linares, 2003

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 Sf6 4.Lb5 Dc7 5.0-0 Sd4 6.Sxd4 cxd4 7.Sd5 Sxd5 8.exd5 Dc5 9.c4 dxc3 10.Db3 a6 11.Le2 c2 12.d4 Dd6 Weiß hatte 13. Lf3 gespielt, laut Anand ein Fehler. Hier wird 13.g3 als stärker angegeben, mit der folgenden Variante: 13...Df6 14.Dxc2 g6 15.Lf4 d6 16.Lxa6 und Weiß gewinnt.

 

   Anschließend zeigt Jan Timman eine andere Partie, in der das gleiche Motiv vorkam:

 










Kasparov - Karpov, Linares, 1994

1.e4 c6 2.d4 d5 3.Sd2 dxe4 4.Sxe4 Sd7 5.Lc4 Sgf6 6.Sg5 e6 7.De2 Sb6 8.Lb3 h6 9.S5f3 a5 10.c3 c5 11.a3 Dc7 12.Se5 cxd4 13.cxd4 An dieser Stelle spielte Karpov damals 13. .. a4 und stand ein bisschen besser. Jedoch hätte ihm 13...Lxa3!? großen Vorteil verschafft

 

   Einen interessanten Weg, die Ecke "Sadler on books" zu eröffnen, fand ich im NIC Magazine 7/2003. Sadler schreibt hier, dass Computer und CDs das Maß der Zeit sind. Aber dann geschah es: Ein Hardwareproblem befiel seinen Computer, alle Probleme nahmen seine Lauf. Und so hat das Schachbuch doch seine absolute Daseinsberechtigung. Anschließend widmet er sich sehr unterhaltsam dem Buch "Secrets of Chess Defence" von Mihail Marin. Übrigens, laut Sadler ein sehr gutes Buch mit aktuellen Beispielen.

   Alles in allem ist das NIC Magazin eine sehr lesenwerte Schachzeitschrift mit internationalem Flair. Ihre Englischkenntnisse sollten zum Lesen dieser Zeitschrift etwas oberhalb des normalen Schulenglisch liegen. Dies ist vielleicht für den deutschen Leser der einzige Haken an dieser Zeitschrift. Okay, 8 Ausgaben pro Jahr sind nie so aktuell wie 12 oder 24 Ausgaben jährlich. Allerdings machen die positiven Seiten dieses Manko locker wieder wett.

 

 

Das Rezensionsexemplar stellte New In Chess zur Verfügung.


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