ChessBase: Hiarcs 8 Das ChessBase-Programm im Test Rezension von Joachim Kick, Juli 2002 Kommentare zur Rezension können im Schach-Forum präsentiert werden |
ChessBase 2002,
49,98
Systemvoraussetzungen: 32 MB RAM, Windows 95/98/2000/XP
Bewertung des Rezensenten:
Hiarcs von Mark Uniacke gehört seit vielen Jahren zu den besten Schachprogrammen auf dem Markt. Hiarcs steht für Higher Intelligence Auto Response Chess Systems. Im Vergleich zu Fritz, der in Insiderkreisen als Rechenmonster gilt, steht der Name Hiarcs eher für Schachwissen. Hier gehört das Programm seit Beginn zu den besten der Welt.
Mit Hiarcs 8 ist nun die aktuelle Version des Programmes Hiarcs erschienen - nach drei Jahren langen Wartens - und diese Version soll Gegenstand der folgenden Zeilen sein.
Hier ist Chessbase sehr bescheiden: Mit einem Pentium 200, 32 MB Ram, Windows 95, 98, NT, Me, 2000, XP, CD-Rom-Laufwerk, Maus ist man dabei. Bestimmt läuft das Programm auf dieser Hardware problemlos, aber ich würde die Chessbase gemachten Angaben als das absolute Minimum betrachten. Jeder PC-Besitzer erfüllt praktisch die o. g. Voraussetzungen. Sie sollten noch ca. 300 MB Festplattenspeicher für Hiarcs 8 einkalkulieren, davon allerdings ca. 260 MB für das umfangreiche Eröffnungsbuch. Dieses sollten Sie jedoch auf Ihre Festplatte kopieren, um es auch bearbeiten zu können.
Hier gibt es für den routinierten Chessbaseanwender nichts Neues zu berichten. Die Installation funktioniert wie bei allen anderen Programmen. Einfach CD einlegen und den Anweisungen auf dem Bildschirm folgen.
Analog zu Fritz 7 und Shredder 6 kann man zwischen Hiarcs 8 und Schach.de wählen.
Hier möchte ich gar nicht allzu viel dazu sagen, siehe den Beitrag von Hartmut Metz. Allerdings hat sich das Angebot auf Schach.de im Vergleich zu damals deutlich erhöht. Mal abgesehen von den interessanten Beiträgen von Matthias Wahls oder Rogozenko werden dort inzwischen schon echte Turniere veranstaltet. Natürlich kann man wie bisher zu allen möglichen Tages- und Nachtzeiten auch ganz normal Schach spielen. Im großen Spielsaal tummeln sich regelmäßig zwischen 250 und 400 Schachfreunde.
In der Nacht vom 21.06. auf den 22.06.2002 konnte man auf Schach.de die Partien von Luke McShane vom Kuppenheimer 12-Stunden Blitzturnier live verfolgen
Bisher eigentlich nichts Neues, jetzt kommen wir aber zum eigentlichen Herzstück, der Engine Hiarcs 8.
Hiarcs 8 ist um etwa 60 Punkte stärker als sein Vorgänger. Verbessert wurden die Bewertung von Felderschwächen, Initiative, Figurenabtausch und Königssicherheit. Also lag es nahe, eher strategische (oder sagen wir mal, nicht ausrechenbare) Positionen mit Hiarcs auf einem 500-MHz-Rechner zu testen. Taktische Positionen spielen die Programme allesamt ziemlich gut.
In der Partie Smyslow-Rudakovsky, 1945 folgte 14. Lg5 mit der Idee, das Feld d5 in Besitz zu nehmen, mit absoluter Kontrolle der Stellung. Hiarcs spielt diesen Zug nach einer Minute Nachdenkens und demonstriert damit sein gutes Positionsverständnis.
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Smyslov,V - Rudakovsky,I
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11. c5 in der Partie Boleslavsky-Fine mit klarem Vorteil möchte Hiarcs 8 praktisch ohne Nachdenken spielen. Er erkennt, dass der schwarze Trippelbauer auf der c-Linie nichts wert ist.
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Boleslavsky,I - Fine,R
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Über das Damenopfer 28. Db4 in Zukertort- Blackburne, London, 1883 kann Hiarcs 8 nur lachen. Nach ein paar Sekunden blinkt 28. Db4 auf dem Rechner.
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Zukertort,J - Blackburne,J
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In der Partie Pachmann-Fabian aus dem Jahr 1968 folgte der fehlerhafte Bauerngewinn 24. .. Se4: . Schwarz gewinnt zwar einen Bauern, aber Weiß bekommt eine riesige Stellung dafür. Hiarcs 8 verwirft diesen Zug nach weniger als einer Minute.
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Pachman,L - Fabian,J
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Leider werden die Schachprogramme in hundert Jahren wohl noch an der Stellung der Partie Kobaitse-Zereteli scheitern. Weiß zieht und macht remis. 1. .. Ke8 2. Lb6: Ke7 und remis, da der schwarzfeldrige weiße Läufer nicht mehr aus seinem Gefängnis herauskommt und der König von e7 nicht vertrieben werden kann. Auch Hiarcs scheitert an dieser Aufgabe.
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Kobaidse - Zereteli
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Ganz aktuell noch ein Beispiel vom Chess-Meeting 2002 in Dortmund. In Topalow-Lutz folgte überraschend und entscheidend 27. Sf6+. Hier muss man schon ganz schön tief rechnen, um festzustellen, dass dieser Zug wirklich gewinnt. Hiarcs 8 benötigt aus diesem Grund einige Zeit (24 Minuten), aber er findet diesen Zug! Das bestätigt die Aussage von Chessbase, dass auch die Fähigkeit und die Tiefe der Variantenberechnung verbessert wurde. Fritz7 findet das Opfer allerdings in einer Minute auf einem Athlon 1,4 GHz.
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Weselin Topalow - Christopher Lutz [B48]
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Ansonsten läuft Hiarcs 8 unter der Fritz-Oberfläche. Das Spielen funktioniert wie schon von Fritz oder Shredder bekannt. Man kann Partien analysieren, Fehler suchen, Wettkämpfe von verschieden Engines austragen, Blitzpartien, Turnierpartien spielen und vieles mehr. Alle Bedenkzeiten sind manuell einstellbar, Grenzen sind keine gesetzt. Eine Besonderheit die Fritz-Oberfläche für alle diejenigen, die schon zu oft gegen Fritz, Shredder oder Hiarcs verloren haben: Man kann Freundschaftspartien, Sparringpartien oder Handicap-Partien spielen. Bei den Freundschaftspartien passt sich das Spiel der Engine der Stärke des Menschen an. Zu Beginn kann man ein sogenanntes Handicap einstellen. Je niederer die Zahl, desto stärker ist der Spieler, die ganz starken Schachspieler haben ein negatives Handicap. Eine ganz andere Art von Schach ist das Sparring. Hier spielt die Engine eigentlich stark, verhält sich aber taktisch anfällig, ziemlich menschlich eben. Hier kann man praxisnahes Taktiktraining erfahren.
Fazit: Mit der neuen Version spielt Hiarcs wieder bei den allerstärksten Programmen mit. Das wird seine treuen Fans freuen. Aber auch die Schwächeren unter uns können mit diesem Programm viel Spaß haben und ihre Spielstärke verbessern.
Die CD stellte ChessBase, Mexikoring 35, 22297 Hamburg, für die Rezension zur Verfügung