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Mihail Marin: English 1. c4 e5 (A20-A29)

Ein Beispiel für einen Datenbank-Text: "A29 4...Bb4 5.Bg2 - Abweichungen"

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zur Rezension der Englisch-CD

 

Vorab eine Anmerkung: Die Links auf die Partien und Eröffnungsschlüssel werden hier nicht wiedergegeben, im Original sind diese reichlich vorhanden.

Abweichungen von 7.Se1 Lxc3 8.dxc3 h6 9.Sc2 Te8 10.Se3

7.Sg5
6...Lxc3

Die Zeit ist gekommen, um frühere Abweichungen von der Hauptvariante zu untersuchen. Die wichtigste von ihnen ist 9…b6, mit einer bereits bekannte Idee. Nach 10.Se3 Lb7,

Beispiel 1 zur Rezension der Englisch-CD

scheint das stereotype 11.Dc2 Schwarz keine Probleme zu machen, er kann seinen Springer schon mit 11…Se5 oder, noch besser, 11…Se7 zum Königsflügel überführen, siehe beispielsweise die bereits erwähnte Partie Pogorzelski,W - Korolev,S 0-1.

Auch 11.f4 exf3 12.exf3 spielt Schwarz in die Hände, da er bereits die lange Diagonale kontrolliert und den Läufer g2 praktisch ausgelöscht hat. Siehe Uhlmann,W - Farago,I ½-½.

Der logischste Zug ist 11.Sd5 , was den schwarzen Läufer einschränkt. Außerdem muss Weiß Lf5 nicht mehr fürchten, wie in den 10...d6-Varianten. Schwarz setzt mit 11…Se5 fort (11…Se7 ist schlecht wegen Sxf6) und Weiß sollte eher mit 12.b3 auf die Stabilität seiner Stellung bauen als mit 12.Lf4 , wonach der korrekte Weg zum Ausgleich in den Anmerkungen zu Uhlmann,W - Gipslis,A ½-½ gezeigt wird. Nach 12.b3 Te8 ist 13.a4 , was eventuell a4-a5 droht und die Entwicklung des Turms über die zweite Reihe vorbereitet, nach momentaner Meinung der Theorie der beste Zug für Weiß. Das einzige Problem ist, wie üblich, dass Schwarz, auch wenn Weiß alle seine Ideen (f4, exf3, cxd5) realisiert, sich einer gewissen Stabilität am Damenflügel erfreut (man denke nur an den Springer auf c5). Das direkte 13.f4 ist nicht allzu beliebt und bekommt von Makarychev ein "?!" in seinen Anmerkungen im Schachinformator. Ich denke aber, dass es nicht schlechter ist als das anerkannte 13.a4. Siehe die Anmerkungen zu Uhlmann,W - Makarichev,S ½-½ und Portisch,L - Farago,I 1-0.

Eine ähnliche Abweichung von der Hauptvariante ist 10…b6 .

Beispiel 2 zur Rezension der Englisch-CD

Es besitzt wenig unabhängigen Wert. Nach 11.Sd5 Lb7 12.b3 geht das Spiel zum vorherigen Absatz über. Sie werden geahnt haben, dass 11.Dc2 Lb7 12.f4 aus ähnlichen Gründen wenig verspricht, siehe Huebner,R - Smyslov,V ½-½.

Wozu braucht Schwarz überhaupt 8…h6? Die Antwort wird nach 8…Te8 9.Sc2 d6 durch den Zug 10.Lg5 gegeben, z.B. 10...h6 11.Lxf6 Dxf6 12.Se3 , was den Bauern e4 chronisch schwächt. Siehe beispielsweise die Partie Uhlmann,W - Reshevsky,S 1-0.

Weniger klar liegen die Dinge nach 9…Se5 10.b3 (10.Se3 würde die Diagonale c1-h6 schließen und die Drohung Lg5 würde nicht mehr existieren) 10…d6 . Aus den verfügbaren praktischen Beispielen konnte ich keinen Weg für Weiß finden, um Vorteil zu kämpfen. Das liegt an der Zugfolge; Weiß sollte Lg5 zuerst (im 9. Zug) spielen, wie es der Fall in der erwähnten Partie war. Aber ist in diesem Fall nicht der Abtausch auf c3 verfrüht?

Nach 7…Te8 steht Weiß das starke 8.Sd5 zur Verfügung (der Unterschied ist, dass der Springer, so seltsam es scheint, auf e1 besser als auf h4 steht, wie in den 5.Sd5-Varianten), siehe Portisch,L - Huebner,R 1-0 (diese Partie wird unter 6...Te8 7.Sd5 e4 8.Se1 geführt) und Uhlmann,W - Meduna,E 1-0. Weniger überzeugend ist 8.Sc2 Lxc3 9.dxc3 und jetzt ist, mit Blick auf den vorherigen Absatz, 9…Se5 stark.

Mit dem Springer auf e1 scheint 8.bxc3 nicht sehr logisch zu sein, da es schwer für Weiß sein wird, Druck auf e4 zu machen. Ich fand allerdings eine interessante Partie zwischen starken Spielern, die ein paar Ideen zur ganzen Sache beisteuern könnte, Neverov,V - Groszpeter,A 1-0.

Eine moderne Ausgangsstellung, von Kasparov in seinem Weltmeisterschaftskampf gegen Karpov, Sevilla 1987, wieder aktualisiert, entsteht nach den Zügen 7.Sg5 Lxc3 8.bxc3 Te8 9.f3.

Beispiel 3 zur Rezension der Englisch-CD

Die weiße Idee ist klar: Den einzigen zentralen Bauern von Schwarz abtauschen und seine eigene Zentrumsmasse mit Hilfe der mächtigen Läufer in Bewegung setzen. Die Variante galt als harmlos, da Schwarz nach 9…exf3 10.Sxf3 d5 11.cxd5 11…Dxd5 spielen kann, ohne einen Abzugsangriff zu fürchten und mit der Idee nach h5 zu ziehen, um starken Druck auf den weißen Königsflügel auszuüben. Weiß wird es nicht leicht haben, seine Zentrumsbauern vorzuschieben.

In der ersten Partie, in der er mit dieser Variante konfrontiert wurde, wich Karpov jedoch schon im 9. Zug ab, und offerierte ein interessantes Bauernopfer, 9…e3, das total überraschend für seinen Rivalen kam. Er gewann die Partie und das war die Geburtsstunde einer der jüngsten Varianten der Englischen Eröffnung… Nach ungewöhnlich langem Nachdenken lehnte Kasparov das Opfer mit 10.d3 d5 11.Db3 ab, aber, trotz seiner Bemühungen das Spiel zu beleben, behinderte der weit vorgerückte Bauer die weißen Aktionen sehr. Auch wenn dieser Bauer verwundbar aussieht, kann der leichte Materialvorteil den Aufwand und die Zugeständnisse, die Weiß eingehen muss, um ihn zu gewinnen, nicht rechtfertigen, Kasparov,G - Karpov,A 0-1.

Ich habe Dolmatovs Darstellung im Buch Secrets of Opening Preparation mit gemischten Gefühlen gelesen. Er behauptet, dass 11.Db3 das schwarze Abenteuer praktisch widerlegt und, um noch überzeugender zu sein, bemerkt er, dass er einer von Kasparovs Sekundanten während des entsprechenden Matches war. Es könnte sein, dass die Geheimnisse so komplizierter Varianten zu tief für uns Sterbliche sind, aber bei einem Blick in die Datenbank kann man sehen, dass in der Zwischenzeit sehr wenige starke Spieler diese Variante mit Weiß gewählt haben. Lautier,J - Illescas Cordoba,M 0-1 folgte den Empfehlungen von Karpov (die mit einem +\= endeten), aber… Weiß verlor praktisch forciert!

Weiß wich mit 11.cxd5 Sxd5 12.Db3 ab in Gulko,B - Ivanchuk,V ½-½, aber nach scharfem Spiel wurde ein Remis erreicht.

10.d4 ist ein weiterer getesteter Zug, die Schwächung des Feldes c4 kann Weiß aber nicht wirklich Aussichten auf Vorteil bieten, siehe beispielsweise Olafsson,H - Naumkin,I 0-1.

Was Dolmatovs Darstellung sogar noch kurioser macht, ist , dass Kasparov selbst in späteren Partien 10.dxe3 wählte,

Beispiel 4 zur Rezension der Englisch-CD

offensichtlich eine kritische Variante. (Eine mögliche Erklärung ist, dass seine Gegner nicht von seinem Kaliber waren, und er einen "zweitbesten" Zug wählte, um sich die Hauptvariante seiner Analysen für eine bessere Gelegenheit aufzuheben). Weiß hofft nicht wirklich, seinen Mehrbauern zu halten, da der Bauer c4 hoffnungslos schwach ist, aber er hofft, das Zentrum und den Königsflügel gut unter Kontrolle zu halten und sein Läuferpaar einzusetzen. Die schwarze Stellung ist aber ziemlich solide und zu direkte Aktionen können zum weißen Disaster führen, siehe z.B. Topalov,V - Gelfand,B 0-1. Nach dem Studium der meisten gespielten Partien fand ich heraus, dass der weiße Hauptplan darin besteht, den Springer nach f4 zu bringen, und dann den Springer f6 mittels g4, (falls nötig h4) und g5 zu vertreiben, um das Feld d5 unter Kontrolle zu nehmen und mehr Raum zu gewinnen. Siehe die Anmerkungen zu Kasparov,G - Rao,V 1-0 und Kasparov,G - Sadvakasov,D ½-½. Ich habe bemerkt, dass in mehr als einer Partie zwischen starken Spielern (Psakhis,L - Avrukh,B ½-½, Gulko,B - Illescas Cordoba,M 1-0) Weiß Sh3-f4-d5 mit dem schwarzen Springer noch auf f6 spielte. Man bemerkt leicht, dass Weiß nach dem Abtausch der Springer in der Entwicklung weit zurück fällt, was wichtiger sein wird als die Verbesserung der Bauernstruktur; eine von Tarraschs Methoden der Stellungsbewertung anwendend, fragt man sich, welchen Sinn es macht, einen Springer, der 5 Tempi gebraucht hat abzutauschen gegen einen, der nur einmal gezogen hat?… Wie üblich in extrem komplizierten Stellungen spiegelt das Endergebnis den Ausgang der Erföffnung nicht allzu gut wider. Es ist natürlich schwierig, eine endgültige Schlussfolgerung über eine Variante, die erst 15 Jahre alt ist, vorzugeben. Im Computerzeitalter, wo die Leute dazu tendieren, eher zu ALT+F2 zu wechseln als sich die Stellung anzugucken, ist der Fortschritt der Theorie nicht geradlinig und langsam.

Seinem Sieg aus der zweiten Partie folgend, wich Karpov später mit 9..exf3 10.Sxf3 De7 ab, immer noch die anerkannte Hauptvariante vermeidend. Die Stellung nach 11.e3 d6 galt als besser für Weiß, da Schwarz wenig für den steigenden Druck auf der f-Linie und im Zentrum hat, siehe beispielsweise Smyslov,V - Peev,P 1-0. (Später zeigte Adams einen besseren Weg, mit Schwarz in dieser Struktur auszuhalten, zumindest in einer Schnellpartie, Ivanchuk,V - Adams,M ½-½, die allgemeine Einschätzung bleibt aber gleich). Karpov produzierte die Neuerung 11…Se5, das Experiment war aber nicht erfolgreich; Kasparov gelang es, am Brett eine sehr wirkungsvolle Fortsetzung zu finden, Kasparov,G - Karpov,A 1-0.

Erst nach dem Match wurde das Geheimnis von Kasparovs Vorbereitung gegen 10…d5 gelüftet: Anstelle von 11.cxd4 (was nur Schwarz bei der Entwicklung hilft) spielte er das stärkere 11.d4 und gewann eine schöne Partie gegen einen seiner schwierigsten Gegner. (Kasparov,G - Ivanchuk,V 1-0). Die Partie zeigte, dass sich Schwarz trotz der scheinbaren Schwäche des Feldes e4 nicht im Zentrum konsolidieren kann, während der weiße Druck auf der Diagonalen h1-a8 und den offenen b- und f-Linien sehr stark ist. Seitdem gab es keine größeren Änderungen in der Stellungseinschätzung: Weiß besitzt eine starke Initiative. Chernin,A - Farago,I 1-0 und Smirin,I - Avrukh,B 1-0 sind bloß zwei weitere Beispiele auf Großmeisterniveau.

Die Schlußfolgerung ist, daß Karpovs 9…e3 kritisch für die Einschätzung de gesamten Variante ist. Die Zeit ist gekommen, die frühen Abweichungen zu untersuchen.

Die Stellung, die nach 9.d3 (anstatt 9.f3) entsteht, wird aus einer anderen Zugfolge untersucht werden: 6....Lxc3 7.bxc3 Te8 8.d3 e4 9.Sg5.

Beispiel 5 zur Rezension der Englisch-CD

Weiß kann auch versuchen, nach den Zwischenzügen 9.Dc2 De7 mit d2-d3 das Zentrum anzugreifen. Indem er das tut, zwingt er die schwarze Dame, eine etwas exponierte Position einzunehmen, aber die weiße Dame ist auch nicht auf einem sehr vorteilhaften Feld. Nach 10.d3 exd3 11.exd3 ist die anerkannte Fortsetzung 11…b6 , was 12…Lb7 und Sa5 vorbereitet. (11…d6 gilt als zweifelhaft wegen 12.Tb1, was eine weitere Entwicklung des schwarzen Dmenflügels erschwert; in einigen Fernpartien ging es Schwarz jedoch nach 12...De2 gut.) Die schwarze Stellung ist sehr solide, die Praxis hat aber gezeigt, daß man bei unvorsichtigem Spiel bestimmte Probleme bekommt, wie in den Partien Gheorghiu,F - Bisguier,A 1-0 und Kholmov,R - Kapengut,A 1-0.

In der Hauptvariante kann Schwarz seinen zentralen Bauern nicht nur mit dem Turm, sondern auch durch 8…De7 verteidigen. Dieser Zug macht Sinn hinsichtlich der Variante 9.f3 e3!? und die Dame ist dem Feld c5 näher. Weiß kann aber seine Pläne ändern und die frühe Bloßstellung der Dame mit 9.d3 ausnutzen, siehe Yakovich,Y - Olausson,C 1-0 und Christiansen,L - Jussupow,A 1-0.

Während 8.bxc3 mit 7.Sg5 verbunden ist (so wie auf 7.Se1 automatisch 8.dxc3 folgt), haben Spieler wie Adorjan und Murey in ihren Partien das weniger beliebte 7.Sg5 Lxc3 8.dxc3, gefolgt von 8…Te8 9.Dc2 De7 10.Sh3 , befürwortet.

Beispiel 6 zur Rezension der Englisch-CD

Die Idee hinter diesem scheinbar unlogischen Nehmen ist, den Springer nach d5 (via h3-f4) zu überführen, mit ähnlichen Ideen wie in der 7.Se1-Variante. Auf seinem Weg nach d5 wird der Springer auf f4 eine weniger stabile Position einnehmen als auf e3 und gleichzeitig das typische f2-f4 stoppen. Das bedeutet, dass der Springer in manchen Fällen früher nach d5 gehen muss, als es wünschenswert wäre. Als Kompensation bleibt das perfekte Feld e3 für den Läufer frei. Schwarz ist am besten damit geraten, dass Feld d5 streng zu kontrollieren, wann immer der Springer auf f4 auftaucht (De5, Se7). Es ist fraglich, ob es notwendig ist, Lg5 zu verhindern (siehe Adorjan,A - Olafsson,H ½-½; in Murey,J - Dankert,P 1-0 versuchte Weiß nicht einmal die Auslassung von h7-h6 auszunutzen), aber 10…h6 ist immer noch die beliebteste Fortsetzung. Das allgemeine Gefühl ist, dass Schwarz hier sicher steht. Adorjan gewann keine einzige Partie, obwohl er gegen Hjartarsson einen spektakulären Kampf führte, Adorjan,A - Hjartarson,J ½-½. Ein interessanter Plan für Weiß war in Murey,J - Wittmann,W 1-0 zu sehen. Tatsächlich war Murey bei weitem erfolgreicher als der ungarische GM, und für die, die aus weißer Sicht nach Inspiration suchen, empfehle ich auch das Studium von Murey,J - Birnboim,N 1-0. Eine äußerst scharfe Alternative zu 10…h6, nämlich 10…Dc5, war in Chekhov,V - Dvoirys,S ½-½ zu sehen. Die ganze Variante braucht mehr Partien (und ist es wert, sie zu bekommen), um ein "endgültiges" Urteil zu fällen zu können.

Wir haben gesehen, dass Schwarz nach 7...e4 brauchbare Chancen hat. Andererseits überlässt er Weiß, weil er den schwarzen e-Bauern so früh exponiert, eine gewisse strategische Initiative. Schwarz hat auch andere, weniger verpflichtende Züge probiert. Die wichtigsten sind Te8 und d6, mit oder ohne vorheriges Lxc3. Späteres Lxc3 kann zu 7...Lxc3 überleiten, Weiß bekommt aber die zusätzliche Möglichkeit, mit seinem Springer nach d5 zu gehen.

Nach 6…Te8 7.Sd5 (auf 7.d3 sollte Schwarz mit 7...Lxc3 zu der Variante 6…Lxc3 7.bxc3 Te8 8.d3 überleiten, da die Wirkung eines Springerzugs nach d5 mit jedem Zug zunimmt) bekommen wir eine leicht veränderte Form der 5.Sd5-Variante. (Es wäre eine gute Idee, die beiden Varianten zusammen zu studieren, um ein besseres Bild zu bekommen).

Beispiel 7 zur Rezension der Englisch-CD

Schwarz hat bereits ein Tempo für Te8 verwandt, was im Zusammenhang mit e5-e4 normalerweise Sinn macht. Nach 8…e4 9.Se1 steht der weiße Sprnger aber besser als auf h4. Am Rand kann sich der Nutzen des Springers als gering erweisen, während er auf e1 die Perspektive von d2-d3, exd3, Sxd3, mit einem starken Zentrum für Weiß, hat. Smyslov,V - Mestel,A 1-0 ist ein gutes Beispiel.

Die Stellung nach 8…Lc5 kann aus der 5.Sd5-Variante entstehen, in der Schwarz 8…Te8 anstelle von 8…d6 spielen würde. Nach 9.d3 Sxd5 (9…h6 10.e3!? wie in der 5.Sd5-Variante) 10.cxd5 Sd4 11.Sd2 d6 12.e3 Sf5 13.Sc4 demonstrierte Schwarz einen interessanten Weg, auf beiden Flügeln zu spielen in Serper,G - Kortschnoj,V 0-1. Obwohl es noch nie gespielt wude, verdient 11.Sxd4 Berücksichtigung, ähnlich wie in der 5.Sd5-Variante. 8…Lf8 ist ein sicherer, aber passiver Weg, die Probleme des Läufers zu lösen. Nach 9.d3 h6 sollte Weiß die Entwicklung des Läufers auf die andere lange Diagonale, entweder mit 10.Ld2 (Stein,L - Barcza,G 1-0 und Polugaevsky,L - Podgaets,M 1-0, die zweite demonstriert einen interessanten Plan für Schwarz) oder 10.b3 (Rubinstein,A - Duras,O 1-0 und Gulko,B - Ivanov,A ½-½; einige Leser werden eine große Ähnlichkeit zwischen der ersten Partie und Stein-Barcza bemerken; es ist wirklich schwierig, etwas völlig Neues zu finden!) vorbereiten.

Schließlich kann Schwarz 8…Sxd5 9.exd5 Sd4 spielen. Nach dem typischen 10.Se1 kann Schwarz die Tatsache ausnutzen, dass sein d-Bauer noch auf seinem Ausgangsfeld steht und 10…c6 mit kompliziertem Spiel ziehen. Weiß ist besser geraten, 10.Sxd4 exd4 11.e3 (11.e4 könnte nach 11…dxe3 Zugumstellung sein, gibt Schwarz aber mehr Wahlfreiheit, während 11.b3 von der gleichen Idee, dem Durchbruch e4-e3, gefolgt werden würde) zu spielen. Siehe Timman,J - Huebner,R 1-0 und Ribli,Z - Andersson,U ½-½.

Das direkte 6…d6 erlaubt Weiß, in eine echte Stellung aus der 5.Sd5-Variante überzuleiten, aber 7.d3 ist ebenfalls möglich. Wie im vorherigen Absatz sollte Schwarz nicht die weiße Geduld herausfordern und auf c3 nehmen, solange es noch möglich ist. 7…h6 (was Le6 vorbereitet) beispielsweise würde stark durch 8.Sa4 erwidert werden (Gulko,B - Short,N 0-1 und Lautier,J - Hertneck,G 1-0).

Nebenvariante 6...Lxc3

Schließlich ereichen wir die Varianten, die einen frühen Abtausch auf c3 beinhalten. Nach 6...Lxc3 7.bxc3 (Weiß stärkt sein Zentrum; mit dem schwarzen Bauern noch auf e5 macht es weniger Sinn 7.dxc3 zu spielen, da die schwarzen Felder nicht schwach sind). Schwarz hat wieder einmal die Wahl zwischen 7…Te8 und 7…d6.

Beispiel 8 zur Rezension der Englisch-CD

Nach 7…Te8 ist der beste Zug 8.d3 . Weiß muss so schnell wie möglich den Kampf ums Zentrum aufnehmen und seine Entwicklung vollenden. Späteres d2-d3 könnte Schwarz wegen der Abwesenheit des Springers c3 und den Problemen mit der Entwicklung des Läufers c1 eine feste Kontrolle des Zentrums überlassen. Auch Schwarz sollte keine Zeit verlieren; 8…e4 ist der logische Weg, den Turm e8 ins Spiel zu bringen. Nach dem "neutralen" 8…d6 könnte Weiß das Zentrum mit 9.e4 festlegen und den Turm e8 etwas deplatziert zurück lassen. Siehe beispielsweise Botvinnik,M - Langeweg,K 1-0. Nach 8…e4 hat Weiß die Wahl zwischen 9.Sd4 und dem weniger modischen 9.Sg5.

Falls 9.Sd4 wird die typische Struktur der ganzen Variante nach 9…exd3 10.exd3 Sxd4 11.cxd4 h6 12.Tb1 d5 13.Lf4 erreicht, was in den Anmerkungen zu Karpov,A - Anand,V 0-1 erklärt wird. (In Hodgson,J - Salov,V 0-1 wählte Schwarz einen etwas zweifelhaften Aufbau, der b6 und Lb7 beinhaltete). Abhängig von der konkreten Zugfolge sind jedoch mehrere Abweichungen möglich.

Z.B. Seirawan,Y - Gulko,B ½-½ sah 12.d5!?, was, trotz des resultierenden Remis, ein guter Versuch für Vorteil sein könnte. Schwarz kann den Abtausch auf d4 verzögern (9…exd3 10.exd3 h6 ), aber dann ist 11.Le3 möglich, mit der Idee, mit dem Läufer auf d4 zu nehmen. Weiß war nicht sehr erfolgreich in Gurevich,M - Salov,V ½-½, aber die Idee verdient weitere Prüfung.

Das sofortige 9…h6 brachte Karpov Erfolg gegen Kasparov im Match in Sevilla, Kasparov,G - Karpov,A 0-1, aber später verbesserte Portisch (der als Sekundant in Sevilla anwesend war) das weiße Spiel in seiner Partie gegen Salov, Portisch,L - Salov,V ½-½.

Schließlich ist eine sehr natürliche Frage (den Lesern anderer Varianten bekannt), ob h7-h6 so früh wirklich notwendig ist. Nach 9…exd3 10.exd3 Sxd4 11.cxd4 d5 12.Lg5 sind die weißen Ergebnisse gut, aber nicht notwendigerweise wegen der Eröffnung; siehe die Anmerkungen zu Gulko,B - Huebner,R 1-0, Gray,W - Thompson,P ½-½ und Van Dalfsen,P - Magnusson,G 1-0. Weiß könnte natürlich Lg5 zurückhalten und wahrscheinlich wäre die Struktur ähnlich zu der bereits erwähnten Partie Karpov,A - Anand,V 0-1, in der Schwarz ohnehin irgendwann h7-h6 spielen muss. Das wäre immer noch ein kleiner Erfolg für Schwarz, da alle vorher erwähnten Abweichungen vermieden worden wären.

Ein weiterer Weg h7-h6 zurückzuhalten ist 9…Se5, wie es in Serper,G - Lobron,E ½-½ das erste Mal auf hohem Niveau gespielt wurde. Vielleicht ist das weiße Spiel in Razuvaev,Y - Sedina,E 1-0 eine Verbesserung.

Die Stellung nach 9.Sg5 kann auch aus der Variante 7...e4 8.Sg5 entstehen. Die Charakteristiken sind denen, die aus der Variante, in der Dc2 und De7 eingeschaltet wurden, entstehen, ähnlich: Schwarz sollte mit ein paar vorsichtigen Zügen die Balance halten. Die sicherste Fortsetzung scheint (nach 9…exd3 10.exd3) 10…h6 11.Se4 b6 zu sein, was den Springer aus seiner drohenden Stellung vertreibt und sich vorbereitet, den weißen Fianchettoläufer zu neutralisieren. Siehe Taimanov,M - Bronstein,D 0-1, Romanishin,O - Taimanov,M 0-1 und Huebner,R - Kasimdzhanov,R 0-1. Das direkte 10…b6 lässt unnötige Komplikationen zu nach 11.Ld5 (Christiansen,L - Kaidanov,G 1-0), während 10…d6 11.Tb1 h6 12.Se4 in Mecking,H - Tan Lian Ann 1-0 zu einer gefährlichen weißen Initiative führte.

Obwohl der Zug 7…d6 nach dem Abtausch auf c3 einige Unterschiede im Vergleich zur 7...Te8-Variante besitzt, ist das allgemeine Bild ähnlich. Das Spiel wird mit 8.d3 e4 9.Sd4 fortgesetzt und Schwarz muss auf c3 nehmen, da das Feld e4 weniger geschützt ist, als in der 7...Te8-Variante. Nach 9…exd3 erreicht Weiß mit 10.Sxc6 nichts Spezielles (Mecking,H - Kortschnoj,V ½-½ und Von Rein,G - Hobusch,W ½-½). Besser ist 10.exd3 Sxd4 (zu 10…Se5 siehe Urday Caceres,H - Slobodjan,R 0-1) 11.cxd4 mit gewissem Druck gegen den Damenflügel, der Schwarz praktisch dazu zwingt, ein klares Tempo zu verlieren, um die Struktur aus Karpov,A - Anand,V 0-1 zu bekommen.


zur Rezension der Englisch-CD