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Rezensionen

Rezension von Robert Miklos, Dezember 2001

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Gary Lane: The Ultimate Closed Sicilian

Batsford-Verlag 2001
176 Seiten, kartoniert
14.99 engl. Pfund (etwa 46 DM)

 

   E4-Spieler, die eine Waffe gegen Sizilianisch suchen, können entweder Jahre mit der Analyse der Hauptvarianten verbringen oder versuchen, weniger bekannte Varianten zu spielen. Diese so genannten Nebenvarianten genießen aber nicht nur bei Hobby-Spielern einen hohen Stellenwert. Auch bekannte Großmeister wenden nicht immer die Hauptvariante an. Kasparow, Anand, Adams, Schirow haben schon den Lb5-Sizilianer gespielt, der die Partie oft in eher strategische Fahrwasser leitet. Anhänger einer kontrollierten Offensive versuchen hingegen oft den geschlossenen Sizilianer. Von den ganz Großen vertrauten Anand, Topalow, Short, Judith Polgar oder auch Karpow diesem Aufbau.

   Doch was charakterisiert den Geschlossenen Sizilianer? Weiß spielt e4, d3, g3, Lg2, manchmal auch f4, ziemlich unabhängig davon, was Schwarz spielt - wobei gewisse Zugumstellungsfeinheiten natürlich auch vorkommen. Ein Vorteil ist auch, dass man mit Schwarz eine Verteidigung gegen Englisch hat: Den Geschlossenen Sizilianer im Nachzug.

   Gary Lane hat bereits mehrere Schachbücher geschrieben, vor allem Eröffnungsbücher. Er präsentiert seit fast drei Jahren monatlich eine beliebte Kolumne bei Chesscafe.com: Opening Lanes. Da geht es, natürlich, auch um Eröffnungen. Er spielt den Geschlossenen Sizilianer auch selbst, in der BigBase 2001 von Chessbase sind 13 Partien drin.

   Zuerst noch zu den Äußerlichkeiten: Papier und Buchbindung sind qualitativ hochwertig. Auf 176 ziemlich eng bedruckten Seiten bringt Autor Gary Lane eine Inhaltsangabe, den Partienindex, eine fünf-seitige Einleitung, einen drei-seitigen Variantenindex und, natürlich, den Hauptteil unter (auf 164 Seiten). Der Hauptteil besteht aus 64 kommentieren Musterpartien, in die noch mehr Partiefragmente untergebracht sind. Eine kleine Inhaltsangabe mit den Varianten und den Seiten, die ihnen gewidmet sind: 

 










The Ultimate Closed Sicilian
Eine Inhaltsangabe

 

1.e4 c5 2.Sc3 [2.g3/2.d3 15 Seiten] 2...Sc6 [2...e6 3.g3 d5 16 Seiten] 3.g3 g6 4.Lg2 Lg7 5.d3 d6 [5...e6 6.Le3 5 Seiten] 6.Le3 6 Seiten [6.f4 e6 16 Seiten (6...e5 26 Seiten; 6...Sf6 11 Seiten) ; 6.Sge2 oder ein späteres Sge2, 22 Seiten; 6.Sh3 oder später Sh3, 10 Seiten; 6.Sf3 7 Seiten] 6...e6 20 Seiten [6...Sf6 8 Seiten; 6...Tb8 7 Seiten; 6...e5 und andere Züge, 11 Seiten]


   Die Kommentare sind nicht immer ganz objektiv gehalten - das verspricht aber auch der reißerische Titel ("Der ultimative Geschlossene Sizilianer"). Der stärkste schwarze Zug wird in manchen Nebenvarianten nicht angeben - in der Hauptvariante sowieso nicht. Das ist nicht so schlimm wie es klingt, weil der Autor damit das Verständnis für die Stellungen verbessert. Das Problem vieler Hobbyspieler ist ja, dass sie gegnerische Ungenauigkeiten oft nicht bestrafen, da hilft das Buch sehr gut weiter, weil es sehr viele typische Angriffsmuster und Züge aufzeigt.

   Trotz der vielen, abwechslungsreichen Kommentare reicht das Schulenglisch zum Verständnis meistens wohl  aus. Es sind auch genug Varianten vorhanden (in figuriner Notation), so dass keine Schwierigkeiten diesbezüglich zu erwarten sind.

   Im Vergleich zum "anderen" Buch über den Geschlossenen Sizilianer (Daniel Kings "The Closed Sicilian", erschienen 1997, auch auf Englisch) bietet Lanes Buch Aktualität, deutlich mehr Material und auch eine andere Gewichtung: Die einstige Modevariante mit dem Bauernopfer 10.e5 bekommt deutlich weniger Platz zugeteilt, schließlich wurde sie mittlerweile gut ausanalysiert: Es gibt anscheinend genug Ausgleichsmöglichkeiten für Schwarz.

 










Die einstige Modevariante im Geschlossenen Sizilianer

 

1.e4 c5 2.Sc3 Sc6 3.g3 g6 4.Lg2 Lg7 5.d3 d6 6.f4 e6 7.Sf3 Sge7 8.0-0 0-0 9.Le3 Sd4 10.e5

 

Fazit: Für Fans des geschlossenen Sizilianers - und solche, die es werden möchten - sehr empfehlenswert.


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