Don Maddox: Königsindischer Angriff Die ChessBase-CD im Test Rezension von Joachim Kick, Dezember 2002 Kommentare zur Rezension können im Schach-Forum präsentiert werden |
ChessBase 2002,
24,99
ISBN 3-935602-51-0
Systemvoraussetzungen: Pentium, 32 MB RAM, Win95/98/2000/ME/XP
Bewertung des Rezensenten:
"Der Aufbau eines Eröffnungsrepertoires kann eine entmutigende Aufgabe sein - so viel zu lernen, so wenig Zeit. Der Königsindische Angriff ist für dieses Problem eine gleich dreifache Lösung, denn er bietet Ihnen:
Ein universelles hypermodernes Eröffnungsrepertoire basierend auf Sf3/d2-d3/g2-g3/Lg2
Ein anpassungsfähiges 1. e4-Repertoire, mit dem praktisch jede schwarze Erwiderung (außer 1. .. d5) in bekannte KIA-Gefilde gesteuert werden kann
Eine dauerhafte Ausweichmöglichkeit, wenn das normale Repertoire gerade mal verfeinert, umgestellt oder repariert werden soll
Der KIA ist vielseitig genug, alle diese drei Funktionen auszufüllen - ein ganzes Schachleben lang."
Mit diesen Worten beginnt die Beschreibung der CD auf der Rückseite. Und somit hat sich der Autor Don Maddox ein hohes Ziel gesteckt, das es zu erreichen gilt.
Don Maddox ist den Chessbase-Usern bereits bekannt durch seine Reti-CD. Er ist ein starker Fernschachspieler, Schachautor und Präsident von Chessbase USA.
Die CD orientiert sich am Vereinsspieler. Es ging dem Autor nicht darum, ein informatorähnliches Werk zu erstellen. Vielmehr war das Ziel, dem Leser die Ideen dieser Eröffnung nahe zu bringen. Dieses Ziel zieht sich wie ein roter Faden durch die CD.
Auf der CD findet man eine KIA Datenbank, eine Trainingsdatenbank sowie einen KIA-Variantenbaum.
Das Herz der CD ist die KIA-Datenbank. Es enthält die sog, "grundlegenden KIA-Prinzipien". Hier erfährt der Leser in den KIA Basics 1 - 8 alles über die Ideen und die natürlichen Züge, je nachdem, welche Aufstellung Schwarz einnimmt. Auch hier geht es dem Autor weniger um die konkreten Zugfolgen, sondern vielmehr um die Systeme, die Schwarz auswählt. Anbei mein Lieblingsbasics: Hier erfährt der weniger erfahrene Leser gleichzeitig etwas über typische Manöver, die Schwarz mit vertauschten Farben im echten Königsinder anwendet.
Ein Partiebeispiel, KIA-Basics 7, auf Englisch und Deutsch.
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1.g3
White can play almost any KIA move to start the game and still reach
the same position. Here he holds back his knight, but it's rare that he omits
Nf3. Weiss kann die Partie mit praktisch jedem KIA-Zug begonnen und trotzdem
die gleiche Stellung erreichen. Hier haelt er seinen Springer zurueck, ein
Verzicht auf Nf3 ist allerdings selten. |
In den sog. KIA-Strukturen werden die verschiedenen Schwarzsysteme gezeigt, die möglich sind. Da Weiß im KIA das Zentrum an Schwarz abtritt sind dies sehr viele, verschiedene Systeme. Allerdings legt der Autor auch hier sehr viel Wert darauf, dass es mehr um die strategischen Ziele geht, als um die schnellen taktisch orientierten Züge. Und so erläutert er mit großer Geduld 12 verschiedene Schwarzsysteme mit den entsprechenden Ideen.
Ein echtes Highlight der CD sind die Meister des KIA. Hier werden sehr gut kommentierte Partien von Mikhail Botvinnik, Vassily Smyslov, David Bronstein, Efim Geller, Tigran Petrosian, Viktor Kortschnoj, Leonid Stein, Wolfgang Uhlmann, Mikhail Tal, Robert James Fischer, Anatoly Karpov, Gary Kasparov und Viswanatan Anand vorgestellt. Insbesondere Karpov und Kasparov sehen wir hauptsächlich auf der schwarzen Seite, gegen den KIA kämpfend. Anhand der sehr gut und intensiv kommentierten Partien solcher Schachgößen ist es leicht, die Ideen des KIA zu verstehen. Ein Beispiel:
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Tigran Petrosjan - Ludek Pachmann 1-0, 1961
This is a spectacular KIA kill. Diese Partie ist ein spektakulaerer KIA-Sieg.
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Weiterhin sind auf der CD 16 Eröffnungsreporte vorhanden. Hier findet der Anwender anhand der verschiedenen schwarzen Systeme mit dem üblichem Komfort die Anzahl der gespielten Partien, die bekanntesten Spieler zu dieser Variante, die möglichen Pläne, Partien dazu, sowie die Erfolgsquote des entsprechenden Planes. An dieser Stelle sei mir die Bemerkung erlaubt, dass der Eröffnungsreport die bedeutendste Entwicklung von Chessbase neben der Datenbank an sich war. Der Eröffnungsreport erlaubt es, dass man nach ein paar Minuten des Studiums die gängigen Ideen der Eröffnungsvariante in petto hat. Dies erleichtert die Eröffnungsvorbereitung während eines Turniers auf einen bestimmten Gegner wahnsinnig. Vielen Dank an Chessbase!
In der KIA-Datenbank sind über 20000 Partien vorhanden. Davon sind 733 Partien kommentiert.
In der Trainingsdatenbank sind 17 Partien enthalten. Die Trainingsstellungen sind sehr gut ausgewählt. Es geht hier nicht nur um das Finden eines typischen taktischen Schlages sondern um die kleinen Feinheiten des KIA. Gezeigt werden typische Motive wie das Opfer auf d5, Bauernstürme am Königsflügel sowie Figurenspiel auf e4 oder c4 etc. . Anbei eine Trainingspartie:
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Petrosjan, Tigran - Barcza, Gedeon, 1-0, 1952
1.e4
c5
2.Sf3
Sc6
3.d3
e6
4.Sbd2
d5
5.g3
Sf6
6.Lg2
Le7
7.0-0
0-0
8.Te1
b6
9.e5
Se8
10.Sf1
Kh8
11.Lf4
f5
12.h4! Verstaerkt
den Griff auf die schwarzen Felder. [
12.c3?!
g5
13.Lc1 erlaubt Schwarz,
als Erster auf der Koenigsseite zu expandieren.] |
Der Variantenbaum entspricht dem üblichen Niveau. Hier erkennt der User, ob eine Variante in der Praxis für Weiß oder Schwarz empfehlenswert ist und wie oft die Variante bisher vorgekommen ist.
Leider habe ich auf der CD keine einzige Partie von Don Maddox gefunden. Das fand ich sehr schade, da es immer sehr interessant ist, herauszufinden, welche Gedanken der Autor während seiner eigenen Partien hat.
Die CD eignet sich gut für Vereinsspieler, die sich schnell mit den Ideen des KIA vertraut machen möchten. Für diesen Personenkreis kann ich den Kauf dieser CD uneingeschränkt empfehlen. Sollten Sie jedoch eine Elo über 2200 haben werden Sie einige Details vermissen, die für Sie wichtig sind. Aber wie gesagt, für Sie wurde diese CD nicht produziert.
Diese CD hat mich vor allem aufgrund der visuellen Aufbereitung des Materials überzeugt. Ohne große Anstrengung erhält man einen Überblick über die wichtigsten Ideen des KIA. Die Erfahrung kommt erst beim Spielen und Erproben des Gelernten. Und genau das schreibt Don Maddox auf der CD: Man muss eine Eröffnung spielen, um ihre Details kennen zu lernen. Und diese CD macht Lust darauf. Also, los geht's.
Die CD stellte ChessBase, Mexikoring 35, 22297 Hamburg, für die Rezension zur Verfügung