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Probleme mit der Psyche des neuen Chinesen

DJK Offenburg träumt von Platz sechs in der Tischtennis-Bundesliga

von Hartmut Metz


   Die DJK Offenburg hat sich in ihrer ersten Saison in der Tischtennis-Bundesliga überraschend gut verkauft. Der vermeintliche Abstiegskandidat ertrotzte gegen manchen Favoriten ein 5:5. Überdies erreichte der Aufsteiger im ETTU-Pokal, der mit dem Uefa-Cup im Fußball vergleichbar ist, das Halbfinale. Vor dem Saisonauftakt morgen Abend in Jülich (siehe auch nebenstehenden Bericht) sprach BT-Redakteur Hartmut Metz mit Pavel Levine (48) über die Aussichten der DJK. Der St. Petersburger leitet seit vier Jahren als Trainer die Offenburger Geschicke.

 

BT: Herr Levine, die Zugänge Bai Fengtian, Richard Vyborny und Jewgeni Shetinin sind stärker als die Abgänge Wang Yansheng (künftig Berlin) und Constantin Cioti (Plüderhausen). Liegen daher nach Rang sieben im Vorjahr nun Platz sechs und die Playoffs für Offenburg in Reichweite?

Pavel Levine: Das ist ein hohes Ziel. Andere Mannschaften verpflichteten viele Neue, unsere sind im Vergleich dazu gewiss nicht die bekanntesten.

BT: Das heißt, Sie sorgen sich zunächst um den Klassenerhalt?

Levine: Damit kann es Probleme geben. Meiner Meinung nach belegt Würzburg einen der beiden Abstiegsplätze. Alle anderen Teams verstärkten sich. Vielleicht finden sich noch Plüderhausen und Hoengen hinten.

BT: Ihr Chinese Fengtian fiel bisher international nicht auf. Allerdings dürfte er als Nummer 25 der Tischtennis-Großmacht in China das Niveau für die erweiterte Weltspitze besitzen.

Levine: Im Training bewies er bisher hohes Niveau. Technisch ist er sehr stark. Jedoch spielt bei ihm die Psyche eine große Rolle. Die Chinesen haben Probleme mit der Sprache, wenn sie erstmals nach Europa kommen. Viele spielen deshalb im ersten Jahr schlecht.

BT: Viel hängt sicher auch von Andras Podpinka ab, der sich im Vorjahr prächtig bei der DJK einführte und im vorderen Paarkreuz unerwartet gut mithielt.

Levine: Ich hoffe, dass er nochmals so gut spielt. Dann wären die Playoffs für uns fast sicher.

BT: Ebenso wie der 30-jähri-ge tschechische Nationalspieler Vyborny zählt auch Shetinin zu den Top 70 der Welt. Der Abwehrspieler dürfte dank seiner spektakulären Ballwechsel dafür sorgen, dass noch mehr Zuschauer nach Offenburg pilgern.

Levine: Sein Zugang ist auf jeden Fall positiv. Zum einen im Training, zum anderen für die Zuschauer, die etwas zu sehen bekommen. Überdies gibt es in der Bundesliga einige Akteure, die nicht gerne gegen Abwehr spielen. Die Chinesen nehme ich hierbei aus, die trumpfen dagegen auf. In solchen Fällen verzichte ich auf Jewgeni. Außerdem müssen wir uns überlegen, wer mit ihm Doppel spielt. In der weißrussischen Nationalmannschaft hat er den Ausnahmekönner Wladimir Samsonow an seiner Seite, mit dem er eingespielt ist.

BT: Ihr Kader bietet im Vergleich zur vergangenen Saison mehr Alternativen.

Levine: Wir haben jetzt sechs gute Spieler, so dass ich variieren kann. Die Nummern vier bis sechs, Vyborny, Jiang Wei-zhong und Sergej Andrianow haben alle das gleiche Niveau, weshalb ich mir vor jeder Begegnung überlege, welcher des Trios dem Gegner die größten Probleme bereiten dürfte. Ich selbst habe aber auch einen Nachteil: Alle sechs wollen spielen ...

BT: Die Saison bringt die von 21 auf elf Punkte verkürzten Sätze. Wie bewerten Sie die Umstellung?

Levine: Die Sätze enden knapper, jeder Punkt ist wichtig, man muss von Beginn an kämpfen. Für die Zuschauer ist die neue Regelung spannender. Vielleicht haben Abwehrspieler einen Vorteil, weil die Kontrahenten nicht mehr so viel Zeit haben, sich auf die Bälle einzustellen. Für Andrianow scheint mir die Umstellung ein Nachteil, weil er meist erst spät aufkommt. In drei, vier Monaten regt sich aber niemand mehr über die kürzeren Sätze auf.


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